2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
– Foto: Joachim Koschler
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"Danke SVH" - Interview mit Kristof "Matty" Mattyasovszky

Wie heisst es doch so schön? Auch die schönsten Dinge gehen einmal vorüber. Kristof "Matty" Mattyasovszky wird nach dieser Saison das Zepter beim SV Hussenhofen weiterreichen.

Ja, auch die schönsten Dinge gehen einmal vorüber. Es gibt da natürlich auch noch die ewigen Optimisten, die auch in den beschissensten Situationen einen Regenbogen sehen, aber ich gehöre da bestimmt nicht dazu. Ich bin Realist und deshalb kann ich mir nicht real schönreden, dass wir nach der Saison einen Trainer verlieren, den wir auch als Menschen kennen und lieben gelernt haben und der unser Team in den letzten Saisonen geformt hat.

Er ist vor 5 Jahren zu uns gekommen, als wir in der Kreisliga B unser Dasein fristeten und hat uns gleich in seiner ersten Saison als Coach ins Land, wo Milch und Hönig fließen geführt. Na ja, die Kreisliga A ist jetzt nicht unbedingt das Land von Milch und Honig, aber wenn man zig Jahre damit verbracht hat in den Niederungen des Amateurfußballs herumzudümpeln, ist es doch schon schöner als einen Stock tiefer. Um es etwas rustikaler auszudrücken, er hat uns ins Land geführt wo Bier und Wein fließen, was ja auch nicht das Schlechteste ist, das einem passieren kann.

Er hat uns geholfen, uns in der A-Liga zu etablieren und auch wenn es gerade nicht so gut aussieht, bin ich mir sicher, dass sich die Mannschaft am Riemen und sich den Arsch aufreißt, um unseren scheidenden Coach nicht mit einem Abstieg zu verabschieden.

Ja, ihr habt richtig gelesen, Matty verlässt uns am Ende der Saison und wenn das kein Grund ist, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen und ein kleines Interview mit ihm zu führen, dann weiß ich auch nicht. Ich habe also schnell die Feder gespitzt und mir ein paar Fragen notiert, die er nachstehen auch brav beantwortet hat.

Ich möchte mich bei ihm für alles bedanken, was er für den SVH in den letzten 5 Jahren geleistet hat. Er hat unsere kleine, bescheidene Sportwelt mit seiner Persönlichkeit, seiner Fachkenntnis und nicht zuletzt auch mit seinem Charakter ungemein bereichert. Ich habe ihn nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch kennen- und schätzen gelernt und selten hatte ich einen so guten Draht zu einem Übungsleiter unserer Mannschaft.

Ich wünsche ihm auf seinem weiteren Weg alles Gute und viel Erfolg und bedanke mich auf diesem Wege auch bei seiner Familie, die aufgrund seines Engagements beim SVH stets zu kurz gekommen ist, für die temporäre Ausleihe ihres Mannes/Vaters. Ich sage trotzdem nicht lebe Wohl, ich sage Auf Wiedersehen. Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen. Mach’s gut.

Wie bist du auf den SVH gekommen oder vielmehr wie ist der Kontakt zum SVH überhaupt zustande gekommen?

Kristof "Matty" Mattyasovszky: Der Kontakt entstand über Christoph Kottmann, der mich auf Anraten von Christopher Schwind (ich habe ihn schon bei der Normannia 2 trainiert) angerufen hat. Ich habe mir dann ein Spiel gegen Schechingen 2 angeschaut (1:1 ging es aus, haha) und dachte Puhhhh… aber nach den ersten Treffen mit Kotti, Hirsch, Schwind und Holbeck war klar was der Verein und die Jungs wollen --> in die A-Liga hoch und das Projekt wollte ich umsetzen.

– Foto: Joachim Koschler

Du warst kaum da und schon hast du in deiner ersten Saison als Trainer das geschafft, woran andere jahrelang verzweifelt sind, was war das für ein Gefühl?

Dieses Gefühl war einfach überwältigend. Balaban, sein Treffer in der 98 Minute in Lautern war die Bestätigung für die ganze Saison. Wir waren über die gesamte Saison am meisten auf Platz 1 und sind absolut verdient aufgestiegen. Es war mein dritter Aufstieg als Spieler oder Trainer, aber der absolut schönste!

War das Verhältnis zur Mannschaft immer nur Friede, Freude, Eierkuchen oder gab es da auch schon mal Spannungen?

Das Verhältnis zur Mannschaft war immer intakt, klar gibt es mal Differenzen oder Meinungsverschiedenheiten…, aber eine offene Kommunikation ist das A und O. Aktuell befinden wir uns in einer schwierigen Phase und der Ton wurde auch mal rauer, aber es wurde nie persönlich oder respektlos. Wir haben das in der Winterpause analysiert und aufgearbeitet und wissen wo wir unsere Hausaufgaben machen müssen. ALLE, Trainer und Spieler!

Nach der Betreuung eines solchen Weltklassevereins wie dem SVH, wie hoch siehst du da die Steigerungschancen? Welche Ziele verfolgst du in deiner Zukunft.

Haha, absolut Weltklasse das stimmt. Ich möchte mich einfach persönlich weiterentwickeln und das mache ich nicht von der Liga abhängig. Ich glaube jeder Verein ist für sich irgendwo Weltklasse und darauf habe ich Bock. Beim SVH wurde ich immer unterstützt und es wurde mir sehr viel Vertrauen geschenkt und ich denke das habe ich auch so zurückgezahlt.

Warum hörst du jetzt auf? Weil man aufhören soll, wenn es am schönsten ist oder hat das andere Gründe?

Jeder Zyklus endet mal. Es war für mich die schwerste Entscheidung im Fußball, seitdem ich aktiv spiele/Trainer bin, dem SVH für die neue Saison abzusagen, aber nach fast 5 erfolgreichen Jahren darf ruhig mal frischer Wind übernehmen. 5 Jahre, 3-mal die Woche das gleiche Umfeld ist sehr schön, aber ich bin einer der auch gerne neue Herausforderungen annimmt, sei es im Job oder als Trainer. Es sind einige junge dabei, die mich als ersten aktiven Trainer hatten, sie sollen sich auch weiterentwickeln und neue Methodiken und Herangehensweisen kennenlernen. Ich bin der Überzeugung das ich das Kapitel SVH abschließen muss (im positiven Sinne).

– Foto: Joachim Koschler

Was machst du nach dieser Saison? Legst du eine Pause ein oder greifst du gleich wieder bei einem neuen Verein an und wenn ja, welcher wäre das?

Ich habe keinen neuen Verein oder bestimmte Pläne. Ich bin bereit für was Neues. Wenn es ein Projekt ist was mich überzeugt, dann let’s go, aber nicht auf Krampf, denn das ist kein Muss. Ich werde definitiv die Zeit auch mit der Familie genießen und Dinge tun können, die die letzten 5 Jahre zu kurz gekommen sind.

Für die Vereine, vor allem in den unteren Ligen, wird es immer schwieriger eine schlagkräftige Truppe aufzubauen oder gar überhaupt eine Mannschaft zu stellen. Es bilden sich daher immer neue SGM weil es einfach an Spielern fehlt. Der SVH spielt noch unter eigener Flagge, doch wie lange mag das noch gutgehen? Aus der Jugend kommen kaum noch Nachwuchsspieler, die Älteren werden über kurz oder lang aufhören und Neuzugänge sind auch rar gesät, da der SVH keinen so klingenden Namen hat. Wie und wo siehst du die Zukunft des SVH?

Ich finde es sehr wichtig, dass man sich als Verein immer einen 2-5 Jahresplan macht. Fakt ist, die Jungen Spieler sind die Zukunft, und da muss man als Verein abwägen wie lange das gut geht. Wer kommt raus, wie hoch ist der Altersdurchschnitt in der Ersten/Zweiten Mannschaft usw. und dann muss man hierzu die Weichen stellen. Ich bin der Meinung der SVH muss früher oder später in eine SGM wechseln. Man muss es leider akzeptieren, denn die Zeiten ändern sich und da muss man sich anpassen, sonst ist man über kurz oder lang wieder im Nirvana der B-Liga. Ich weiß, dass der Verein SVH hier sehr aktiv ist und ich wünsche mir sehr, dass der SVH eine etablierte A-Liga-Truppe bleibt, ob allein oder SGM wird sich zeigen.

Ich weiß, dass es nicht leicht festzumachen ist, denn in fünf Jahren sammelt sich einiges an, aber was würdest du sagen, bleibt dir vom SVH immer im Gedächtnis und was war mit dein schönstes Erlebnis? Sag jetzt ja nicht Meisterschaft oder Klassenerhalt, die zwei Antworten sind tabu.

Mir wurde immer sehr vertraut und das schätze ich sehr. Wenn ich was benötigt habe, Equipment etc., wurden meine Wünsche immer erfüllt. Es wurde immer ehrlich und direkt kommuniziert und das schätze ich sehr. Trotzdem der Aufstieg war das Highlight hahaha.. und der Klassenerhalt im ersten Jahr.

Der SVH war dein zweites Traineramt. Welche Lehren hast du daraus gezogen und welche Erkenntnisse nimmst du davon mit?

Man muss sich immer seinen Gegebenheiten anpassen und weiterentwickeln und in dieser Entwicklung wurde ich nie ausgebremst, das war top seitens des Vereins. Eine große Lehre für mich war, setze nicht deine Ziele über den der Spieler. Ich habe in der ein oder anderen Situation vielleicht zu viel verlangt, wo der ein oder andere noch nicht soweit war, das möchte ich in Zukunft besser machen.

Rückblickend hattes du ja überwältigenden Erfolg mit dem SVH. Würdest du, könntest du nochmal anfangen, alles wieder genauso machen oder würdest du die Sache etwas anders angehen?

Was ich anders angehen würde, wäre, dass ich in kritischen Situation mehr selbst reflektiere.

Okay, es wird zwar nichts bringen, aber was müssen wir dir zahlen, damit du weitermachst? Eine Wunderlampe haben wir zwar nicht, aber wie wäre es mit deinem Gewicht in Gold? Ein Haus? Ein Auto? Eine Yacht? Also, welches Schweinderl hättens denn gern?

Hahah, danke für die Blumen... Aber es darf ruhig zu Ende gehen, wenn es im Guten ist. Für mich ist es der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt! Eine Dauerkarte auf Lebenszeit wäre schön J, denn ich werde immer mit einem gutem Gefühl zum SVH zurückblicken und werde, wenn es möglich ist vorbeischauen und die Jungs anfeuern!

Sagt nach fünf Jahren "tschüss": Kristof "Matty" Mattyasovszky
Sagt nach fünf Jahren "tschüss": Kristof "Matty" Mattyasovszky – Foto: Andreas Barth

Schlusswort:

Ich möchte mich in erster Linie beim Vorstand und der Abteilungsleitung Fussball sehr herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen in den letzten knapp 5 Jahren und die wunderschöne Zeit bedanken. Ein großer Dank gilt dem Team bzw. den Jungs, die mich auf dieser Reise begleitet haben. Natürlich auch ein großer Dank an alle Ehrenamtlichen Helfer im Gesamtverein, die Woche für Woche Würstchen und Getränke verkauft haben. Ebenso auch ein großer Dank an die Zuschauer, die uns auch in schweren Zeiten immer unterstützt haben und Woche für Woche vorbeikamen und uns anfeuerten. Ein spezieller Dank gilt hier Andreas „Andres“ Elmer, unserem „Ehrenmitglied“, dem sein kleiner Traum es war, dass der SVH wieder in die A-Liga kommt. Den Wunsch konnten wir ihm endlich erfüllen. Danke auch dir Andreas, dass du bereit warst das Interview durchzuführen haha. Deine sensationellen Spielberichte werden weiterhin auf dem Sonntagsprogramm stehen.

DANKE SVH Euer Matty

Ebenfalls danke, für das Interview!

Aufrufe: 019.2.2023, 10:15 Uhr
Andreas BarthAutor