2024-05-10T08:19:16.237Z

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Starke Offensive, schwache Defensive: Der FC Coburg ist ein Landesliga-Meister der Extreme.
Starke Offensive, schwache Defensive: Der FC Coburg ist ein Landesliga-Meister der Extreme. – Foto: Andreas Roith

Coburg in der Bayernliga: Dabei sein ist schön, aber nicht alles

Der FC Coburg ist am Sehnsuchtsort 5. Liga angekommen, will bleiben und somit eine schwierige Vergangenheit endgültig hinter sich lassen

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Leider fallen die beiden Bamberg-Derbys weg. Die DJK ist ja bekanntlich abgestiegen, der FC Eintracht spielt nun Regionalliga. Doch auch die oberfränkischen Duelle mit der SpVgg Bayern Hof und Mit-Aufsteiger Neudrossenfeld haben ihren Reiz. Generell ist der FC Coburg einfach nur froh, nun im Konzert der Amateurgrößen mitzumischen. Und das tut die Truppe von Trainer Lars Müller als Bayernligist in der kommenden Spielzeit. Das soll aber nicht heißen, dass die Vestekicker getreu dem olympischen Gedanken „Dabei sein ist alles“ in die Saison gehen...

"Freilich, Coburg in der Bayernliga – das hört sich schön an", gibt 1. Vorsitzender Wolfgang Gremmelmaier zu. "Wir haben unseren Sehnsuchtsort für nicht möglich gehaltene Tagträume endlich erreicht." Dass man den Landesliga-Titel am Ende doch souverän geholt hat, überrascht die Verantwortlichen. Vorne mitspielen – ja, dieses Ziel hatte man sich gesetzt. Aber acht Punkte Vorsprung in der Endabrechnung auf den ärgsten Verfolger, den 1. FC Fuchsstadt, zu haben, war nicht absehbar. Die Offensive lieferte verlässlich (117 Tore), die Defensive hingegen war etwas löchrig (65 Tore). Trotz dieser Extreme fand die Truppe laut dem Vereinsboss einen gesunden Mix, der letztlich ausschlaggebend war für den Aufstieg in die 5. Liga.

Alles in allem klingt die jüngste Vergangenheit des FC Coburg etwas langweilig. Es wurde nachhaltige, gute und ruhige Arbeit geleistet. Was, so ehrlich muss man sein, in der Vestestadt zuletzt nicht immer Alltag war. Die Oberfranken durchlebten turbulente Fußball-Jahre, geprägt von Auf und Abs, Fusionen – und als negatives Highlight von einer Insolvenz. "Zudem hat es der Fußball in der Stadt traditionell schwer. Die Zweitliga-Handballer sind schon eine große Konkurrenz", erklärt Gremmelmaier. Er und sein Team haben es allerdings geschafft, den 2011 in Folge der Pleite des DVV Coburg gegründeten FC auf grundsolide Beine zu stellen. Und das kommt an.

Der ehemalige Regionalliga-Spieler Aykut Civelek wurde mit 35 Treffern Torschützenkönig der Landesliga Nordwest.
Der ehemalige Regionalliga-Spieler Aykut Civelek wurde mit 35 Treffern Torschützenkönig der Landesliga Nordwest. – Foto: Andreas Roith

"Das Image hat sich gewandelt. Der Fußball hat in der Stadt wieder einen höheren Stellenwert". Das liegt an den jüngsten Erfolgen. Aber auch an den Spielern, die mittlerweile in den traditionell roten Trikots auflaufen. Denn der Kader setzt sich überwiegend aus Eigengewächsen zusammen. "Die Coburger DNA ist deutlich sichtbar", macht der 1. Vorsitzender, seit 2018 im Amt, deutlich. "Und das ist das, was den Aufstieg noch einmal versüßt." Spielerisch wusste die junge Mannschaft schon länger zu überzeugen. Es fehlte an Erfahrung, an Abgezocktheit. Das hat man vor der vergangenen Saison bei der Kaderplanung berücksichtigt – mit der Rückkehr von Sertan Sener sowie den Verpflichtungen von Tayfun Özdemir und Aykut Civelek.

Die Früchte der eigenen Jugendarbeit ernten und mit erfahrenen Kräften veredeln - das ist die generelle Personalmarschroute beim FC Coburg. Und diese soll auch eine Etage höher beibehalten werden. Von Aktionismus, nur weil man nun Bayernliga spielt, will Wolfgang Gremmelmaier nichts wissen. Man hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. "Wir spielen bewusst mit der Aufstiegsmannschaft weiter. Höchstens ergänzt mit zwei, drei Neuzugängen. Aber ohne finanzielle Abenteuer."

So überrascht es nicht, dass sich die Vestekicker zunächst auf die Fahnen geschrieben haben, einfach mal in der neuen Spielklasse anzukommen. Das jedoch möglichst schnell, um sich im besten Falle in der Bayernliga zu etablieren. "Der direkte Klassenerhalt wäre super. Über die Relegation drin zu bleiben wäre auch ok. Den Abstieg wollen wir vermeiden, aber er wäre kein Weltuntergang." Solide Ziele, die zum Coburger Fußball der Neuzeit passen. Dabei sein ist alles, dabei bleiben noch mehr...

Aufrufe: 06.7.2023, 09:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor