2025-01-13T12:06:11.417Z

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Kramer steht wohl ein unfreiwilliges Karriereende bevor.
Kramer steht wohl ein unfreiwilliges Karriereende bevor. – Foto: Pressefoto Eibner

Christoph Kramer: „Habe es falsch eingeschätzt“

Vier Monate nach seinem Abschied ist der 33-Jährige noch immer ohne Verein – und voraussichtlich wird sich das nicht mehr ändern.

Damit hatte Christoph Kramer nie im Leben gerechnet: Nach seinem Aus im Sommer bei Borussia Mönchengladbach ist der Weltmeister von 2014 auch bei Vereinen unterhalb der Bundesliga nicht mehr als Fußballer gefragt.

Handy blieb stumm

Wie der 33-Jährige im wöchentlichen Podcast „Copa TS“ von Tommi Schmitt berichtete, wollte ihn im Sommer kein Club verpflichten – auch nicht ohne Gehalt. „Dieser Markt für Ü30-Spieler, der ist irgendwie nicht so richtig da. Und ich habe es auch falsch eingeschätzt. Ich dachte, wenn ich auf den freien Markt komme, sagen alle: Bitte komm‘ zu mir. Das war gar nicht so“, sagte Kramer.

Im lockeren Plauderton berichtete der Mittelfeldspieler, dass er extra sein Handy aufgeladen und auf laut gestellt hatte in Erwartung von Anrufen. „Ich bin schon proaktiv auf den einen oder anderen Verein zugegangen und habe gesagt: Ey, habt Ihr nicht Lust? Ich brauche auch kein Geld mehr. Ich hätte einfach Bock auf die ganze Nummer“, sagte Kramer.

Es sei aber nicht so gewesen, dass er sich vor Angeboten nicht habe retten können. „Und auch die, wo ich mich proaktiv angeboten habe und gesagt habe, ey, passt auf, ich spiele hier für Nüsse, die haben am Ende auch gesagt: Nee.“

Kramer hatte seinen bis 2025 laufenden Vertrag in Gladbach im Sommer aufgelöst. Seit 2018 ist er für das ZDF als TV-Experte im Einsatz, außerdem bei Prime Video für die Champions League.

Kramer lenkt sich anderweitig ab

Keine Angebote als Fußballer bekommen zu haben, habe ihn geschmerzt, gab Kramer zu. „Dieses Gefühl zu haben, dass ich als Spieler nicht mehr so richtig gewollt werde, das tat mir richtig weh. In anderen Bereichen wollten mich alle haben, was ich sonst so mache, aber in diesem Bereich überschaubar, würde ich es mal nennen“, sagte er. „Das hat krass was mit mir gemacht. Deshalb möchte ich nicht, dass jemand hier zuhört und jetzt sagt, dass er den Kramer möchte. Ich möchte mich hier nicht anbieten“, fügte er an.

Zuletzt nahm Kramer mit dem deutschen Team an der Kleinfeld-Weltmeisterschaft in Oman teil, die am vergangenen Wochenende zu Ende gegangen ist. „Ich habe mir leider im vierten Gruppenspiel einen Muskelfaserriss zugezogen“, erzählte der Titelträger auf dem großen Feld von 2014. Im Achtelfinale kam diesmal jedoch das Aus. „Spielen wir das Turnier zehnmal, gewinnen wir es siebenmal. Dass der Oman Weltmeister gegen Kasachstan wird, das triggert mich so krass – wir hätten die abgeschossen.“

Viel mitgenommen habe Kramer, der sich eine Trainerlaufbahn vorstellen kann, zum Thema Gruppendynamik: „Der Koch, der uns jeden Tag bekocht hat, hat sich für das Projekt drei Wochen Urlaub genommen. Da kriegt keiner Geld. Das war irgendwie schön zu sehen. Der eine studiert Medizin, der andere Atomphysik – daraus haben sich spannende Gespräche ergeben. Und es hat mich in meinen Gedanken noch mal bestärkt, wie viel Glück es braucht, um Profi zu werden.“

Auch wenn dieser Abschnitt nun vorbei ist, schaut Kramer also demütig und freudig zurück.

Aufrufe: 012.12.2024, 08:15 Uhr
RP / Hannah GobrechtAutor