2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
– Foto: Pressefoto Eibner
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Christian Ortag spricht über eigene Stärken und Druck im Profifußball

Außerdem schwärmt der 28-jährige über den Saisonstart seiner Mannschaft und erklärt, inwiefern die Fans dabei eine Rolle spielen

Christian Ortag ist beim SSV Ulm der Rückhalt in der Abwehr und lautstarker Leader auf und neben dem Platz. Der 28-Jährige zeichnet sich vor allem durch seine souveräne und zuverlässige Spielweise aus und hat seinen Spatzen schon mehrfach wichtige Punkte gerettet.

In seiner ersten Drittliga-Saison hat sich Ortag schnell an das höhere Spielniveau gewöhnt. Seit nunmehr sechs Jahren steht der Schlussmann im Tor der Ulmer und hat maßgeblichen Anteil an der rasanten Entwicklung des Vereins in den vergangenen Jahren.

Im Interview mit FuPa-Redakteur Nicolas Bläse spricht der 28-Jährige über den Saisonstart, erklärt, wie er mit dem mentalen Druck umgeht und gibt Einblicke in seine Routine vor dem Anpfiff. Außerdem schwärmt Ortag von den Ulmer Fans und spricht über seine eigenen Stärken als Torhüter.

FuPa: Nach 13 Spielen steht der SSV mit 23 Punkten als Aufsteiger auf dem dritten Platz der Liga: Was sind die ausschlaggebenden Faktoren für den Erfolg, bzw. inwiefern war so ein furioser Start vor der Saison zu erwarten?

Christian Ortag: Zu erwarten war dieser Start in dieser Art natürlich nicht. Unsere große Stärke ist mit Sicherheit unsere Eingespieltheit. Der Kern der Mannschaft ist letztes Jahr zusammen aus der Regionalliga aufgestiegen.

Die Neuzugänge wurden super integriert und haben sich schnell an unsere Art zu spielen und vor allem zu verteidigen angepasst. Jeder hält sich an den Plan des Trainers und als Kollektiv arbeiten wir aktuell super zusammen. Teamgeist und Zusammenhalt ist unsere Stärke hier in Ulm.

FuPa: Was sind die größten Unterschiede zwischen der Regionalliga Südwest und der 3. Liga in Bezug auf Taktik, Gegner, usw. …?

Christian Ortag: Der größte Unterschied ist für mich die Physis und die Kaltschnäuzigkeit, die viele Mannschaft in der 3. Liga mitbringen. Die Gegner kommen oft über Zweikämpfe und Standards und braucht nicht viele Chancen, um Tore zu erzielen.

Ein weiterer großer Unterschied sind die Stadien und die Fans, die jedes Wochenende die Spiele im Stadion verfolgen. Jedes Spiel ist ein Highlight für uns und es macht einfach riesig Spaß, Woche für Woche unter solchen Bedingungen zu spielen.

FuPa: Als Torwart bist du bei den „Spatzen“ ein wichtiger Rückhalt in der Defensive und Leader auf dem Platz: Wo liegen deine Stärken, bzw. wie kannst du deiner Mannschaft auf und neben dem Platz am besten helfen?

Christian Ortag: Über sich selbst zu reden ist natürlich immer schwer, aber ich denke, eine große Stärke von mir ist die Ruhe, die ich von hinten ausstrahle. Damit kann ich der Mannschaft eine gewissen Sicherheit geben, dass sie einen Torwart hinten drin haben auf den sie sich verlassen können. Auch das Zusammenspiel mit meinen Verteidigern klappt sehr gut.

Neben dem Platz habe ich versucht, die letzten Jahr immer mehr Verantwortung zu übernehmen. Für junge Spieler ein Ansprechpartner zu sein und auch weiter Aufgaben für die Mannschaft zu übernehmen macht mir einfach Freude.

FuPa: Inwiefern hast du vor Anpfiff bestimmte Rituale und Abläufe, um deine Leistung abrufen zu können?

Christian Ortag: Ich versuche die Stunden vor dem Spiel schon eine gewisse Routine einzuhalten. Esse meistens das gleiche und höre die gleiche Musik. Vor dem Spiel bin ich gerne noch ein paar Minuten allein in der Kabine, um nochmal runterzufahren und mich voll aufs Spiel zu konzentrieren.

FuPa: Mit dem Profisport ist auch immer ein gewisser psychischer Druck verbunden: Inwiefern spielt bei dir die mentale Gesundheit eine Rolle und was machst du, um auch im Kopf fit zu sein?

Christian Ortag: Mit einer gewissen Erfahrung und meinem Alter bin ich immer gelassener geworden. Anspannung sehe ich eher als etwas Positiv an, da sie mir hilft mich zu fokussieren. Wenn doch mal eine Phase kommt, in der es mir schwerer fällt, helfen mir meine Frau und mein Sohn sehr dabei abschalten zu können.

FuPa: Nach langer Zeit feierte der SSV die lang ersehnte Rückkehr in den Profifußball: Wie besonders ist es für dich, nun mit den Ulmern bundesweit unterwegs zu sein und inwiefern pushen euch eure Fans?

Christian Ortag: Der Aufstieg war für den Verein, die Fans und die ganze Stadt ein besonderes Ereignis. Den SSV endlich wieder bundesweit im Profifußball vertreten zu dürfen macht mich sehr stolz. Mittlerweile bin ich schon viele Jahre in dem Verein und Ulm ist unsere Heimat geworden.

Die Fans pushen uns natürlich jedes Spiel. Zwei Mal waren unsere Heimspiele schon ausverkauft und auch auswärts sind unsere Fans immer zahlreich vertreten. Das kann oft den kleinen Unterschied ausmachen.

Aufrufe: 02.11.2023, 12:36 Uhr
Nicolas BläseAutor