2024-05-02T16:12:49.858Z

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Unter anderem geht es um die Anlage des TuS Borth, der teilweise auf Asche spielen muss.
Unter anderem geht es um die Anlage des TuS Borth, der teilweise auf Asche spielen muss. – Foto: Ulrich Laakmann

Chaos um Neuplanung der Sportanlagen in Rheinberg

Während alle sehnlichst darauf warten, dass an der Xantener Straße gebaut wird, kommt der TuS Borth mit der Forderung nach einem Kunstrasenplatz. Er verweist auf die Vertragssituation, die der Stadtverwaltung nicht bekannt war.rnrn

Es knirscht im Gebälk der Rheinberger Sportvereine. Der TuS 08 Rheinberg schiebt Frust, der TuS Borth fühlt sich falsch verstanden. CDU und SPD wird vorgeworfen, dass sie sich instrumentalisieren lassen haben, und die Stadtverwaltung hat wieder einmal den Schwarzen Peter. In der Sitzung des Rheinberger Sportausschusses kam jetzt im Beisein von knapp 40 Zuschauern alles auf den Tisch und erstmals fügten sich viele Puzzleteile zu einem Ganzen zusammen.

Darum geht es: Seit Jahren wird darum gerungen, die Sportanlage an der Xantener Straße komplett zu überplanen. Sie ist von herausragender Bedeutung, weil dort die Amplonius-Gymnasiasten und die Europaschüler Schulsport treiben. An der Europaschule wird das Sport-Abitur angeboten, das in der Leichtathletik an bestimmte Bedingungen geknüpft ist. Da die im Underberg-Stadion nicht erfüllt sind, findet der Unterricht in Alpen statt.

Im Juni hatte der Rat nach jahrelangem Gezerre das endgültige Ausstattungskonzept für die Überplanung der Sportanlage Xantener Straße beschlossen – unter anderem mit einem Kunstrasenplatz für Fußball und einem Kunstrasenplatz Hockey und der dringend notwendigen Leichtathletikanlage für die Europaschule zur Abnahme des Sportabiturs. Ein Millionen-Projekt.

Es herrscht Stillstand

Die Stadt wollte sich verstärkt um Fördermittel kümmern, um dann endlich bauen zu können. Nun besteht aber die Vermutung, dass immer noch nichts vorangeht. Es sei offenbar noch nicht einmal beschlossen, welche Variante der zusätzlichen Umkleideräume nunmehr gebaut werden solle, hieß es aus der Hockey-Abteilung des TuS Rheinberg.

Das Bauvorhaben an der Xantener Straße steht in der Prioritätenliste an erster Stelle – daran bestand offenbar kein Zweifel. Inzwischen aber liegt ein neuer Entwurf des Rheinberger Sportstättenentwicklungsplans vor und plötzlich, so die Kritik aus dem Rheinberger Verein, rangiere ein Kunstrasenplatz für den TuS Borth an erster Stelle des Investitionsplanes. Der TuS Borth, so die Vermutung, habe sich vorgedrängelt und bekommt dabei die Unterstützung von CDU und SPD, die jeweils Anträge eingereicht haben, in denen sie vor allem die Modernisierung des Borther Tennenplatzes (Ascheplatz) vorantreiben möchten.

Und jetzt wird es kompliziert: In Borth wird bald ein lange geplanter neuer Edeka-Markt gebaut. Und zwar auf dem bisher vom TuS Borth genutzten Jugend-, Trainings- beziehungsweise Bolzplatz, auf dem auch Jugendligaspiele durchgeführt werden. Für den Verein bedeutet der Verlust dieser Fläche, dass er seinen gesamten Spielbetrieb inklusive Trainingsstunden auf dem Asche- und Rasenplatz abhalten muss. Der Ascheplatz ist in die Jahre gekommen und muss komplett erneuert werden. Daran hat auch die Stadt keinen Zweifel. Der Verein möchte nun anstatt eines neuen Ascheplatzes eineinhalb Kunstrasenspielfläche haben. Der Vorteil wäre, dass ein längerer Spiel- und Trainingsbetrieb auch bei schwierigen Witterungsverhältnissen noch möglich wären.

Erstmal keinen Druck ausüben

Der Vorstoß der Borther erweckte den Eindruck, dass sich der Verein vorgedrängelt habe. Doch das wies Frank Misch, seit Februar 1. Vorsitzender des TuS Borth, entschieden zurück. „Als wir gewählt wurden, haben wir erst einmal die vertragliche Situation gesichtet“, sagte er im Ausschuss. Diesen Part hatte Notar Oliver Herlitz übernommen, der sich ehrenamtlich im Borther Sportverein engagiert. Man sei auf Unterlagen gestoßen, mit denen man nicht einfach so an die Öffentlichkeit gehen wollte, um die Verwaltung nicht in Bedrängnis zu bringen, wurde gesagt. Bürgermeister Dietmar Heyde sei aber einverstanden gewesen, dass die Fakten im Sportausschuss auf den Tisch gelegt werden.

Wie die aussehen, sagte Oliver Herlitz. Die Verträge zwischen dem Verein und der Stadt besagten, dass die Stadt erstens verpflichtet sei, den Tennenplatz in einen nutzbaren Zustand zu versetzen. Und zweitens, dass es zwischen Stadt und TuS Borth einen rechtskräftigen Pachtvertrag für die Fläche gebe, die die Stadt an Edeka verkauft habe. „Die Stadt hätte das Grundstück verkauft, ohne vorher den Pachtvertrag zu kündigen“, so der Notar. Und weiter: „Vertraglich steht unserem Verein eine Entschädigung für die wegfallende Fläche zu.“

Bürgermeister Dietmar Heyde verwies darauf, dass diese Verträge vor rund 20 Jahren geschlossen worden seien. In der Verwaltung sei dies nicht bekannt gewesen. Das Durcheinander ist also perfekt. Niemand unterstelle dem TuS Borth etwas Schlechtes, wurde beteuert. Und Frank Misch versicherte: „Wir wollen niemandem etwas wegnehmen. Aber wir wollen das haben, was uns zusteht.“

Nun muss die Kuh irgendwie vom Eis geholt werden. Zunächst sollte das Thema am Dienstag in der Koordinierungsgruppe Sport thematisiert werden. Weil die Lage momentan komplett verworren ist, einigte man sich darauf, den Punkt in die nächste Sportausschusssitzung zu schieben.

Der SSV fordert Verlässlichkeit ein

Der SSV hat sich dagegen ausgesprochen, die Maßnahmen für Sportvereine so abzuarbeiten, wie sie in der Priorisierungsliste aufgeführt sind, weil dieser Plan einstimmig beschlossen worden sei. „Wir finden die Vorgehensweise der Antragstellung gegenüber der Koordinierungsgruppe und des Stadtsportverbandes despektierlich“, sagte SSV-Vorsitzender Frank Tatzel. Die Vereine müsste sich auf getroffene Zusagen verlassen können. Man könne sich allerdings vorstellen, mit einer Fußnote zu arbeiten, damit es grundsätzlich möglich sei, ein Projekt vorzuziehen – zum Beispiel, weil es dafür Fördermittel gebe.

Aufrufe: 021.9.2023, 16:00 Uhr
RP / Uwe PlienAutor