2024-11-11T09:02:23.060Z

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VfB-Urgestein Calvin Faßnacht (links) ist wie hier im Derby gegen Marienborns Moritz Breier für seine gefährlichen Abschlüsse mit links bekannt.	Archivfoto: Jörg Henkel/hbz
VfB-Urgestein Calvin Faßnacht (links) ist wie hier im Derby gegen Marienborns Moritz Breier für seine gefährlichen Abschlüsse mit links bekannt. Archivfoto: Jörg Henkel/hbz

Bodenheim ist Verbandsliga-Spitzenteam statt Bezirksligist

Die Entwicklung des VfB erstaunt auf den ersten Blick, doch auf den zweiten steckt ein sinniges System dahinter

Bodenheim. Nur so mit Ach und Weh die Klasse halten, damit wollte sich Günter Loos schon vor Saisonstart nicht zufrieden geben. Vielleicht geht ja auch ein bisschen mehr, Richtung sicheres Mittelfeld, dachte sich der Sportliche Leiter des VfB Bodenheim. Aber gleich Rang vier nach 13 Verbandsliga-Spielen, als Aufsteiger? Davon hätten die kühnsten Optimisten nicht zu träumen gewagt.

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Der starke Start war noch der Euphorie zuzuschreiben. Doch die Guckenberg-Elf punktet immer weiter, hat sich im Verfolgerfeld festgesetzt, hält zur Gefahrenzone einen beruhigenden Sicherheitsabstand. Und das, ohne mit viel Geld den Kader hochzurüsten, sondern mit einem ganz besonderen Erfolgsrezept.

VfB Bodenheim hat mehr als sein Offensiv-Trio zu bieten

19 der 31 Saisontore verteilen sich auf drei Paar Schultern. Das Offensiv-Trio veredelt, was die Kollegen dahinter ermöglichen. Der VfB spielt im 3-4-1-2-System, und für die Akteure in Abwehr und Mittelfeld sind die Abläufe mit und gegen den Ball genau definiert. Pressen und verschieben, Lauf- und Passwege – akribische Vorarbeit und Systemtreue sind die Basis. Fehlt es zwischendurch an Letzterer, gibt es sofort eine Ergebnisdelle, wie die vier sieglosen Ligaspiele zwischendrin zeigten.

Auffällig ist, wie wenig frische höherklassige Erfahrung die Mannschaft mitbringt. Stefan Baljak spielte Hessenliga in Ginsheim, Adrian Ziewers Rheinland-Liga in Tarforst. Aschref Ben Hazaz und Maik Geuder waren Oberliga-Reservisten in Gonsenheim. Keeper Patrick Stofleth stand über die Jahre mehr als 80-mal für Pfeddersheim auf dem Oberliga-Feld. Bei Marco Bergmann liegt die höherklassige Erfahrung sieben Jahre zurück, bei Norman Loos und Leon Porsch noch länger.

Dafür sind es viele Regionalliga-Spiele, die in Abwehr und Mittelfeld zusammenkommen – in der Jugend. Das Netzwerk von Trainer Marco Jantz, der selbst im Juniorenbereich tätig war, brachte dem VfB eine ganze Reihe Talente ein, die nun akribisch ihre Aufgaben auf dem Feld abarbeiten. Namen wie Ziewers, Ben Hazaz und Geuder, Nils Schäfer, Exo Papela, die Kammerer-Brüder, Nico Dorn oder Constantin Bauer stehen für diesen Weg, die Riege an Langzeit-Bodenheimern nach und nach zu verjüngen.

Die strukturierte Fußball-Arbeit hinten und in der Mitte ermöglicht den drei Individualisten vorne, zu glänzen. Vorlagen-Spezialist Loos als Spielmacher mit allen Freiheiten, der sich immer wieder neue Räume sucht, um Angriffe einzuleiten. David Vodi, mit acht Treffern effektivster Schütze, mit seiner enormen Geschwindigkeit. Und Calvin Faßnacht, siebenfacher Torschütze, mit Wucht, Körperlichkeit und Entschlossenheit. Oder: ein 34-Jähriger und zwei Liga-Neulinge.

Man darf dieses Personalpuzzle mutig finden. Dass es aufgeht, hat sehr viel mit Marco Jantz zu tun. Alte Weggefährten heben die Akribie hervor, mit der der 34-Jährige arbeitet, sei es in der Gegneranalyse oder mit Blick auf die eigene Spielanlage. Kein Wunder, dass die Erfolgskurve steil nach oben zeigt, seit der Hahnheimer das Ruder übernommen hat.

Als Jantz Anfang 2023 einstieg, war die Bezirksliga näher als die Verbandsliga. Er holte direkt die Mannschaft, die gegen Vorgänger Jürgen Collet gemeutert hatte, ins Boot, bezog die Führungsspieler in seine Entscheidungen ein – und gab zugleich einen klaren Kurs vor. Wohin dieser führen mag? Womöglich zur besten Saison der Vereinsgeschichte. Das ist bislang Verbandsliga-Rang 13 in der Saison 2010/11.



Aufrufe: 014.10.2024, 17:21 Uhr
Torben SchröderAutor