
Ende gut, alles gut? Jedes Sprichwort hat einen wahren Kern – und beim TSV 1860 könnte man tatsächlich von einem Happyend sprechen, wenn die Löwen das Jahresfinale gegen den SC Verl (Samstag, 16.30 Uhr) unbeschadet überstehen. Als Tabellensiebter lauern sie nur wenige Punkte hinter den Aufstiegsplätzen – ein Szenario, das Mitte November kaum jemand für möglich gehalten hätte. Erfreulich: Die Formkurve zeigt nach oben – zuletzt vier Siege in Serie. Weniger erfreulich: Sperren und Verletzungen zwingen die Löwen ins letzte Aufgebot. Selbst Kapitän Thore Jacobsen wackelt. „Er ist krank“, meldete Trainer Markus Kauczinski am Freitag: „Ich habe die Hoffnung, dass er trotzdem zur Verfügung steht.“ Die NLZ-Talente Finn Fuchs und Damian Dorjan füllen den 20er-Kader auf.
Ich habe immer Bock zu gewinnen.
Markus Kauczinski
Leichtes Spiel für den SC Verl? Für Kauczinski ist der Gegner „das Team der Hinrunde“. Seit zehn Spielen ungeschlagen, Tabellendritter. Schon vor einem Jahr gab‘s für 1860 beim Heimfinale gegen die Ostwestfalen eine derbe Abfuhr: 0:4. Der kleine Sport-Club kann sich keine großen Namen leisten, aber das Konzept hat sich bewährt, trainer- und kaderunabhängig: Ballbesitz, hohe Passeffizienz, Gegner laufen lassen. Klappt auch gegen namhafte Teams: 5:1 bei Viktoria Köln, 5:0 gegen Ulm, 4:2 in Saarbrücken. Die letzte Niederlage setzte es für Verl am 28. September (0:2 in Regensburg) – am Tag, an dem die Löwen nach der Pleite in Aue Glücklos-Trainer Patrick Glöckner und Sportchef Christian Werner vor die Tür setzten.
Seitdem hat Kauczinski die Löwen stabilisiert – und klingt nun auch ohne acht bzw. neun potenzielle Stammspieler angriffslustig. „Ich habe immer Bock zu gewinnen“, sagte er bei der Spieltags-Pressekonferenz: „Ich liebe den Wettkampf.“ Besorgt klingt er nicht, dass sein Rumpfteam den Überfliegern aus Verl unterlegen sein könnte – eher gespannt, wie sich seine letzten Aufrechten im Ernstfall präsentieren. „Ich freue mich auf das Spiel“, sagte er mit einem Lächeln: „Es geht darum, sich zu messen, zu sehen, wie wir reagieren.“ Seine Hoffnung gilt auch den Fans: „Sie haben uns zuletzt getragen.“
Doch wie geht Kauczinski die knifflige Mission taktisch an? Denkbar ist, dass er das System anpasst und das Team anders als zuletzt mit einer Viererkette auflaufen lässt: „Wir haben unter der Woche beides trainiert.“ Selbst personell, man glaubt es kaum, gibt es noch Fragezeichen. Kilian Jakob links hinten scheint gesetzt (für den gesperrten Siemen Voet), auch der Zulieferer für den Sturm: David Philipp für Kevin Volland (Knieprellung, Gelb-Rot-Sperre). Und ganz vorne? Neben Florian Niederlechner darf sich offenbar auch Maximilian Wolfram Chancen ausrechnen. Kauczinski: „Er kann mit seinem (rechten) Fuß gefährliche Momente kreieren. Er hat sich nie hängen lassen. Wir hatten jetzt auch noch mal ein gutes Gespräch.“
Eine Weihnachtsfeier ist übrigens nicht geplant. Kauczinski: „Jeder will so schnell wie möglich nach Hause, gerade bei so einer kurzen Winterpause.“ Der Verein plane dafür im Januar „eine Jahresanfangsfeier“. Und zwar unabhängig, ob 2025 gut oder schlecht endet. Sein Gefühl sagt ihm: Bei Sechzig wächst etwas zusammen. „Mir gefällt die Energie meiner Mannschaft.“