"Bis vor ein paar Wochen war ich überrascht, jetzt nicht mehr"

Am vergangenen Wochenende feierten die Hallenser mit dem 3:1-Erfolg bei der BSG Wismut Gera bereits ihren neunten Saisonsieg, bewiesen dabei einmal mehr ihren Charakter. "Wir sind in der Situation, dass wir in diesem Jahr ständig daran glauben, Spiele noch gewinnen zu können. Das ist unserer Tabellensituation geschuldet - und ein, zwei Charakteren in der Mannschaft, die das vorleben", erklärte Trainer Dieter Hausdörfer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel und resümierte: "Ob es verdient war, weiß ich nicht. Ich bin mehr als dankbar, dass wir heute drei Punkte geholt haben."

Zweibester Angriff und zweitbeste Defensive der Oberliga Süd

Doch zeichnet sich nach fast der Hälfte der Saison deutlich ab: Es ist kein Zufall, dass der VfL Halle 96 so weit oben steht. Mit 29 erzielten Treffern und 14 Gegentoren stellen die sehr gradlinig agierenden 96er sowohl den zweitbesten Angriff als auch die zweitbeste Defensive der Liga. Und im Vergleich zur FCM-Reserve auf Tabellenplatz zwei, die zwar erst eine Niederlage, dafür aber bereits fünf Remis auf dem Konto hat, zeigt die Hausdörfer-Elf regelmäßig ihren Killerinstinkt. Im heimischen Stadion am Zoo steht der VfL gar bei sechs Siegen aus sechs Partien.

"Wir haben uns entwickelt", sagte Hausdörfer auf die bisher starke Saison angesprochen und verdeutlichte: "Wir haben in der vorherigen Saison ähnlichen Fußball gespielt." Allerdings mit einem großen Manko: "Wir hatten Riesenprobleme auf der Torhüterposition." Diese Baustelle hat der VfL im Sommer geschlossen - mit der Verpflichtung von Phillip Stark (zuvor Bischofswerdaer FV), der in Gera einen Elfmeter parierte und auch sonst starke Leistungen zeigte.

Was den VfL Halle 96 auszeichnet und wo noch Luft nach oben ist

Ebenso zeige sich in der Entwicklung der vielen jungen Spieler ein großer Schritt - insbesondere auch deshalb, weil die Älteren vorangehen. "Die Erfahrenen nehmen diese Saison eine überragende Rolle ein", lobte Hausdörfer. "Zum Beispiel Jegor Jagupov. Es ist nicht nur so, dass er ein paar Tore schießt und ein paar liegen lässt", ergänzte der 63-Jährige. Mit elf Treffern ist Jagupov geteilt bester Torschütze der Liga. Viel mehr noch glänzt der 28-Jährige als Führungsspieler. Ein anderer Leistungsträger geht aus der Defensive voran: "Francesco Lubsch in der Innenverteidigung als Ruhepol."

Was den VfL Halle 96 auszeichnet? "Ich sehe uns als eine sehr körperlich starke Mannschaft mit unwahrscheinlich viel Potenzial nach vorne", antwortete Hausdörfer. Wo es dagegen noch Luft nach oben gibt? "Wir müssen noch ein bisschen mehr Stabilität insgesamt hineinkriegen sowie eine bisschen bessere Balance", erklärte Hausdörfer.

Hausdörfer fordert: "Nicht an Selbstgefälligkeit sterben"

Insgesamt zeigte sich der VfL-Coach jedenfalls "total angetan von der Mannschaft", wie er betonte. Und der erfahrene Trainer verdeutlichte angesichts der starken Saison: "Bis vor ein paar Wochen war ich überrascht, jetzt nicht mehr." Doch zufriedengeben möchte man sich mit dem bisher Erreichten keinesfalls: "Jetzt müssen wir aufpassen, dass wir nicht an Selbstgefälligkeit sterben und den Lauf verlieren." Am Sonnabend geht es im Landespokal von Sachsen-Anhalt zum MSC Preussen (Landesliga Nord). In der Woche darauf gastiert der amtierende Oberliga-Meister Bischofswerdaer FV im Stadion am Zoo - beim Tabellenführer der Oberliga Süd. Das hätte im Sommer wohl niemand erwartet.

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