Saulheim. Diese schöne Geschichte spielt Freitagabend im Saulheimer Stadion an der Mühlbachaue. Genau genommen auf dem Kunstrasen, wo sich die beiden Vereine TSV Saulheim und Sportfreunde Bischofsheim zu einem Benefizspiel trafen. Den Erdbeben-Opfern in der Türkei und in Syrien sollte geholfen werden. Dass dabei Spendengelder in der beeindruckenden Höhe von rund 3000 Euro zusammenkommen würden, damit hatten die Initiatoren nicht gerechnet.
Überwältigt von der Spendenbereitschaft, sagte TSV-Vorsitzender Yasin Eroglu nach dem ersten Kassensturz: „Wir waren überrascht”. Allerdings hatte der erst 2021 aus der Taufe gehobene Klub auch sehr viele Hebel in Bewegung gesetzt, um überhaupt auf die Aktion aufmerksam zu machen. Nahezu alle denkbaren Social-Media-Kanäle wurden bespielt, um auf dieses Spiel und seine tiefere Bedeutung hinzuweisen. „Sogar Flyer hatten wir gemacht”, erzählt der 33 Jahre alte Eroglu. 150 Zuschauer säumten schließlich das Feld.
Süßes, selbstgebackener Kuchen und Getränke
Wer kam, war beeindruckt. Das war kein banales Fußballspiel zweier Teams aus den tiefsten Niederungen des Amateurfußballs. Nein, es war ein Fußball-Spiel, das unter dem Eindruck dieser fürchterlichen Naturkatastrophe zelebriert wurde. Die Mannschaften liefen förmlich ein. Es gab eine Schweigeminute für die Opfer. Sekunden, die keine Anwesenden unberührt ließen.
Der TSV hatte sich obendrein unglaublich viel Arbeit gemacht. Würstchen, selbstgebackener Kuchen und viele süße Leckereien wurden im Sinne der guten Sache dargeboten. „Manche stockten ihre Rechnung beim Bezahlen großzügig auf. Da wanderte der eine oder andere 50-Euro-Schein in die Spendenbox”, skizziert Eroglu dankbar. Spieler vom FSV Saulheim, mit dem der TSV den Sportplatz teilt, sammelten in den eigenen Reihen und spendeten. Auch Schiedsrichter Jörg Happel vom FSV Mainz 05 transferierte seine Spesen direkt in die Sammelbüchse.
Eroglu schwärmte noch drei Tage nach dem Benefizspiel von der Solidarität, die er spürte. Künftig wolle der TSV Saulheim, der sich als betont sozial arbeitender Fußballverein konstituierte, weitere Aktionen dieser Art inszenieren: „Wir haben gemerkt, das kommt gut bei den Menschen an. Wir erwägen, Spendenaktionen für Hilfsbedürftige oder aber auch vielleicht Opfer anderer Katastrophen zu organisieren”, so der dreifache Papa, der nicht unmittelbar von dem Erdbeben in der Türkei und Syrien betroffen ist.
Vereinsmitglieder teils persönlich betroffen
Im Verein aber gebe es eine große Zahl von Mitgliedern, die Verwandte in den verwüsteten Gebieten haben.. Die teils nahe Angehörige verloren haben. Oder deren Lieben in Krankenhäusern liegen und, sofern sie überhaupt überleben, vor einer ungewissen Zukunft stehen. Eroglu weiß, wie tief die Betroffenheit sitzt. Und dass gerade diese Fußballer des Klubs dankbar für die Aktion des TSV Saulheim und die Hilfsbereitschaft waren, die sie erlebten.