Fast drei Jahre war Benedikt Grawe Fußballtorhüter im Wartestand. Beim Regionalligisten Bahlinger SC kann er nun seine Qualitäten auf dem Feld zeigen, am Samstag gegen die Stuttgarter Kickers.
Im Eiscafé La Gondola lassen Rentner gerne mal den lieben Gott einen guten Mann sein. Dort, wo die Straße in der Ortsmitte von Bahlingen abzweigt Richtung Schelinger Höhe, hinauf in die Weinberge des Kaiserstuhls, scheint die Zeit vor sich hinzuplätschern wie in einem Dorfbrunnen. Ein großes Hallo gibt es freilich, wenn einer der Bahlinger Fußballer hineinschlappt. "Du wirst gleich erkannt, wenn du dir ein Eis holst", hat Benedikt Grawe bemerkt. Seit Juli wohnt der neue Torhüter des Bahlinger SC im Ort. Und seit ein paar Wochen ist die Zahl der Schulterklopfer merklich gestiegen. "Man bekommt schnell mit, wenn den Leuten gefällt, was du da auf dem Platz anstellst", sagt Grawe.
90 Minuten zwischen den Pfosten zu stehen, durch den Strafraum zu hechten, Bälle abzugreifen und seine Mitspieler zu instruieren – das ist ein ziemlich neues Gefühl für den 23-jährigen Grawe. Fast drei Jahre lang absolvierte der 1,90 Meter große Keeper kein einziges Pflichtspiel. Beim SV Sandhausen hatte er deshalb "irgendwann das Gefühl, dass mir Steine in den Weg gelegt werden". Als 16-jähriger Jungspund hatte er das Elternhaus in der oberbayerischen Marktgemeinde Altomünster verlassen und war ins Nachwuchsleistungszentrum von Sandhausen gezogen. "Leicht war das nicht, ich hatte oft Heimweh", gesteht Grawe, der zuvor in der Jugend von 1860 München ausgebildet wurde. Mehr bei BZ-Plus.