Zwei Gefühlswelten trafen aufeinander – die eine wurden auf der Tribüne ausgelebt, die andere auf dem Rasen. Einer erlebte das sogar innerlich: Marcus John. Und dermaßen bewegt und aufgewühlt brach es aus ihm heraus. Tränen kullerten dem Trainer über die Wangen, der sich dafür nicht schämte oder versteckte. „Ich war froh über die Unterstützung der Fans, aber enttäuscht über das Ergebnis“, erklärt er seine Gefühle. „Und ich stand unter einem großen Druck – den hatten mir aber nicht die Fans oder der Verein gemacht, sondern ich mir selbst. Und das brach dann aus mir heraus.“
Mit den vielen unterschiedlichen, verwirrenden Gefühlen stand der Coach aber nicht alleine da. Vielen Spielern ging es ähnlich. Sie standen nach dem Schlusspfiff enttäuscht auf dem Rasen und wurden von den Fans gefeiert – natürlich nicht wegen des Resultats, das für manch einen enttäuschend war, wohl aber für die gezeigte Leistung: für Laufbereitschaft, Einsatzfreude, Siegeswillen.
„So unterschiedlich sind die Gefühlswelten“, bestätigte Maik Odentahl. „Das ist nicht das Ergebnis, das wir uns gewünscht und nach dem Spielverlauf verdient haben. Aber das sieht man mal, was hier möglich ist, wenn man eine Einheit ist. Dann ist das eine absolute Wucht hier. Das hat den einen oder anderen auch noch beflügelt. Darauf kann man aufbauen. Das ist ein 0:0 der positiven Art.“
Was neben den so genannten Basics positiv war: dass die Uerdinger zum zweiten Mal in dieser Saison ohne Gegentor blieben, wenngleich sie noch die eine oder andere Chance zuließen, und dass sie sich eine Fülle von Torabschlüssen erarbeiteten, wenngleich die hochkarätigen Möglichkeiten an einer Hand abzuzählen waren.
Zum Mentalitätsumschwung hat auch Dimitrios Touratzidis beigetragen. Der 26 Jahre alte Grieche zeigte bereits vor dem Anpfiff, was ihm wichtig ist. Wie er Maik Odenthal herzte, wie innig er Gianluca Rizzo und andere umarmte und drückte, das war ein deutliches Zeichen. „Das brauchen wir“, erklärte er. „Das muss einer bringen, oder auch zwei oder drei. Das müssen wir einfach machen, das brauchen die Fans, das braucht jeder. Der KFC ist kein kleiner Verein, das müssen wir zeigen,diese Mentalität.“
Touratzidis hatte sein Debüt gegeben und zwei Monate nach seiner Meniskusoperation eine Stunde durchgehalten. „Dimi ist ein unangenehmer Spieler für jeden Gegenspieler, er bringt das mit, was wir brauchen, dieses abgezockte und körperbetonte“, sagte Trainer Marcus John. „Selbst wenn er die Zweikämpfe nicht gewinnt, ist es ein Zeichen für die anderen: hey, ich muss auch da hingehen und darf mich nicht abkochen lassen. Er ist auf einem guten Weg und wir brauchen ihn.“
Bei aller Freude über den Mentalitäts- und Stimmungswechsel darf nicht vergessen werden, dass Fußball auch ein Ergebnissport ist. Was muss vor allem verbessert werden? In der Defensive bedarf es einer besseren Abstimmung der Räume, einer größeren Konzentration und eines noch besseren Stellungsspiels gegen extrem schnelle Stürmer. Im Spielaufbau bedarf es noch mehr Wechsel zwischen langen Pässen und längeren Ballpassagen. Und in der Spitze einer besseren Feinjustierung, mehr Präzision.