2024-05-02T16:12:49.858Z

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Im Alter von 78 Jahren ist Fußball-Legende Franz Beckenbauer verstorben.
Im Alter von 78 Jahren ist Fußball-Legende Franz Beckenbauer verstorben. – Foto: IMAGO / Pressefoto Baumann

Beckenbauers Auftritte in der Grotenburg

Er kam als Spieler des FC Bayern, mit dem Hamburger SV und als Teamchef der Nationalmannschaft.

Franz Beckenbauer, die Lichtgestalt des Deutschen Fußballs, ist verstorben. Wenn auch nicht oft, so war der Kaiser auch in der Krefelder Grotenburg zu Gast – sowohl als Spieler, als auch in seiner Funktion als Teamchef der Nationalmannschaft.

Den Auftakt bildete der vierte Spieltag der Bundesligasaison 75/76. Uerdingen war gerade zum ersten Mal in die Bundesliga aufgestiegen und empfing am Mittwoch, den 27. August 1975 – wegen des noch fehlenden Flutlichts in der Grotenburg um 17.45 Uhr – mit dem FC Bayern München einen der Topfavoriten auf den Meistertitel. Und das Starensemble um Beckenbauer ging auch durch einen Treffer von Gerd Müller mit 1:0 in Führung, doch zwei Tore von Lorenz-Günther Köstner drehten die Partie. Ausgerechnet gegen Beckenbauers Bayern errangen die Uerdinger ihren ersten Bundesligasieg überhaupt. Derjenige, der Beckenbauer beim Wimpeltausch die Hand schüttelte, war Uerdingens Libero Paul Hahn, zu jener Zeit Deutschlands zweitbester Libero. „Ein unheimlich sympathischer Mensch“, erinnert sich der bald 75-Jährige.

Beim Sieg über die Bayern gehörte auch Friedhelm Funkel der Uerdinger Elf an. Er erinnert sich: „Für mich ein unvergessliches Spiel . Die Bayern waren in Europa das Maß aller Dinge. Sie kamen als Sieger im Landesmeisterpokal und dann gewinnen wir als kleiner FC Bayer 05 Uerdingen in der alten Grotenburg. Franz war ein unfassbar freundlicher Mensch – und das ist er immer geblieben – auch als Weltstar.“

Der nächste Auftritt Beckenbauers in der Grotenburg war dann deutlich erfolgreicher. Nachdem er in der Saison 80/81 von Cosmos New York zum Hamburger SV zurückgekehrt war, gewannen seine Hanseaten am 14. März 1981 3:0. Und wieder erinnert sich Hahn: „Während des Spiels kam er zu mir und sagte, ‚ich habe gehört, Du gehst nach Amerika zu Chicago Sting. Du wirst eine unglaublich schöne Zeit haben‘. Womit er Recht haben sollte.“

Spieler beobachten

Der nächstfolgende Besuch führte Beckenbauer dann schon als Teamchef der Nationalmannschaft nach Krefeld. Uerdingens Rechtsverteidiger Karl-Heinz Wöhrlin hatte durch konstant gute Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Am 8. Dezember 1984 sah Beckenbauer einen Uerdinger 1:0 Sieg über Arminia Bielefeld. Beim Aufwärmen der Mannschaften stand er gemeinsam mit Uerdingens Trainer Karl-Heinz Feldkamp an der Seitenlinie und ließ sich die Stärken des aus Freiburg stammenden Wöhrlin erklären. Für den technisch versierten Abwehrspieler reichte es aber trotzdem nicht zu einem Einsatz im A-Team.

39 Einsätze in der A-Nationalmannschaft – von 1983 – 88 – stehen hingegen in der Vita von Uerdingens Libero Matthias Herget, davon 38 unter der Ägide von Beckenbauer. Ein wenig zögert der heute 68-Jährige um dann doch seinem Empfinden Ausdruck zu verleihen: „Ehrlich gesagt, bin ich stolz, unter ihm habe spielen zu dürfen.“ Mit Freude denkt Herget noch heute an die Trainingseinheiten unter Beckenbauer zurück. „Natürlich sind wir allein auf Grund seiner Erfolge ihm gefolgt. Aber dass er ‚besser‘ Fußballspielen konnte als die meisten von uns, das hat er uns nie spüren lassen. Seine Menschenführung war vorbildlich.“

Aufrufe: 011.1.2024, 08:00 Uhr
RP / Heinrich LöhrAutor