2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Das Mädchen für Alles: Tamer Bulkucu wird Vatanspor im Sommer verlassen.
Das Mädchen für Alles: Tamer Bulkucu wird Vatanspor im Sommer verlassen. – Foto: verein

„Es ist mir einfach zu viel geworden“: Vatanspor-Urgestein Bulkurcu tritt ab

Wechsel zum BC Attaching

Tamer Bulkurcu hat sich fünf Jahre lang um schier alles gekümmert bei Vatanspor Freising. Es ist zu viel. Im Sommer geht er zum BC Attaching.

Freising – Fünf Jahre lang hat Tamer Bulkurcu neue Spieler geholt, die Wäsche gewaschen und die Flaschen getragen – im Sommer wird er seinen Herzensverein Vatanspor Freising verlassen und sich dem BC Attaching anschließen. Die Gründe dafür erläutert er im Interview.

Seit wann steht denn die Entscheidung fest, Vatanspor Freising zu verlassen?

Tamer Bulkurcu: Der Gedanke hat schon seit dem Winter in mir geschmort. Es ist mir einfach zu viel geworden. Irgendwann sagt der Körper Mal: Jetzt ist Schluss.

Ist das auch der Hauptgrund für die Trennung?

Viele bekommen ja überhaupt nicht mit, was ich alles im Verein mache: Wasserflaschen tragen, Kontakt mit dem Sportgericht, um Spieler kümmern, Öffentlichkeitsarbeit, Kaderplanung – alles bleibt an mir hängen. Außerdem war ich bei Vatanspor als Sponsor aktiv. Ich habe mir damals extra eine Waschmaschine gekauft, damit wir die Trikots nach jedem Spiel reinigen können. Aber ich möchte auch wieder Zeit für meine Familie haben. Mein Sohn ist am Wochenende fünf geworden. Deswegen habe ich das Spiel gegen Marzling verpasst. Letztes Jahr hätte ich stattdessen wohl auf seine Feier verzichtet.

Im Idealfall sind die Aufgaben in einem Verein ja gleichmäßiger verteilt.

Ja, aber wir haben es versäumt, funktionierende Strukturen aufzubauen. Dazu fehlen aber auch viele Dinge, zum Beispiel immer noch ein eigenes Vereinsheim und eine professionellere Aufgabenverteilung. Am Thema Vereinsheim arbeiten wir schon lange. Denn ohne eine zentrale Stelle ist so ein Verein einfach nicht zu leiten. Ein Beispiel: Teilweise sind Rechnungen verloren gegangen, weil sie vom einen zum anderen weiter gereicht wurden. Vorstandssitzungen mussten wir teilweise in meinem Büro abhalten. Ich habe das gerne gemacht, aber langfristig sind solche Strukturen nicht zukunftsfähig, und auch politisch ist man uns da wenig entgegengekommen. Wegen diesen fehlenden Strukturen hatten wir gar nicht die Möglichkeit, Aufgaben auf verschiedene Schultern zu verteilen. Hinzu kommt: Inzwischen hatte ich oft das Gefühl, dass etwas gegen mich gearbeitet wurde.

Inwiefern?

Das ist intern und gehört nicht an die Öffentlichkeit.

Wie wirken sich diese internen Konflikte aus?

Im Spiel gegen Vötting gab es zum Beispiel Tumulte. Der Schiedsrichter wurde beschimpft und das geht nicht. Ich habe das Gefühl, es geraten Sachen aus den Fugen.

Was steht dann im Sommer an, werden Sie sich einen neuen Verein suchen?

Ich hatte mehrere Angebote, wollte aber nur zu einem Verein, bei dem ich etwas bewegen kann, der mich aber nicht ganz so stark beansprucht wie Vatanspor. Deswegen werde ich im Sommer zum BC Attaching gehen. Mein Sohn spielt dort in der Jugendmannschaft und ich sehe tolle Perspektiven. Deswegen ist das jetzt der richtige Schritt für mich.

Sind Sie trotzdem zufrieden mit der Zeit bei Vatanspor?

Ja, ich glaube, dass ich 80 Prozent der Dinge richtig gemacht habe. Das merkt man auch daran, dass die Stimmung, als ich in der Vorstandssitzung meinen Abschied verkündet habe, im Keller war. Wir haben einen sportlich überragenden Aufstieg hingelegt, viele neue Spieler geholt und somit das Niveau der Mannschaft Stück für Stück erhöht. Außerdem habe ich versucht, Vatanspor einen besseren Ruf zu verleihen. Inzwischen respektieren uns andere Vereine und wissen, dass wir auch wertvolle Integrationsarbeit leisten.

Welche Zukunft sehen sie für Vatanspor?

Vatanspor steht am Scheideweg. Im Sommer 2023 läuft der Pachtvertrag für unseren Platz aus. Danach wissen wir nicht, wo wir hin sollen. Die Aussichten sind nicht rosig.

Das Interview führte Sebastian Bergsteiner.

Aufrufe: 029.4.2022, 16:26 Uhr
Redaktion FreisingAutor