2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Ein Stück Zeitgeschichte: Das letzte Stadionheft des 1. FC Geesdorf in der Bayernliga - zum Heimspiel gegen die DJK Don Bosco Bamberg am letzten Spieltag. Später mussten die Oberfranken genauso absteigen wie die Unterfranken.
Ein Stück Zeitgeschichte: Das letzte Stadionheft des 1. FC Geesdorf in der Bayernliga - zum Heimspiel gegen die DJK Don Bosco Bamberg am letzten Spieltag. Später mussten die Oberfranken genauso absteigen wie die Unterfranken. – Foto: Hans Will

Bayernliga - es war einmal (1): »Super auf Kreisebene eingefunden«

Was wurde aus der DJK Bamberg, aus Großbardorf, Weiden und dem 1. FC Geesdorf, die 2022/2023 aus der Bayernliga Nord abstiegen sind?

Bayernliga – allein dieser Name löst Emotionen aus, gilt doch diese Spielklasse als Sehnsuchtsort schlechthin. Lange Jahre war sie die höchste Amateurliga Bayerns, seit 2012 muss sie der Regionalliga den Vortritt lassen. Aber auch die vergangenen elf Jahre haben unzählige Geschichten zu erzählen. FuPa wirft in unregelmäßigen Abständen einen Blick auf die Absteiger der einzelnen Spielzeiten. Was ist aus den Vereinen, die sich nach unten verabschieden mussten, geworden? Bayernliga - es war einmal. Teil 1: Saison 2022/23.

DJK Don Bosco Bamberg (14. Tabellenplatz)

2021/22 noch starker Rangsechster stürzte das Team aus dem Bamberger Stadtteil Wildensorg komplett ab - und landete nach zwei Niederlagen in der Relegation gegen Großbardorf schließlich in der Landesliga. Das sportliche Debakel ging einher mit Unruhen im Umfeld. So trat der Sportliche Leiter, Holger Denzler, fast im selben Atemzug mit der Entlassung von Trainer Andreas Baumer zurück.

Von all dieser Aufregung ist nicht mehr viel zu spüren. "Wir haben ein wenig gebraucht, um in der Landesliga anzukommen. Vor allem, weil wir die Gelegenheit nutzen wollten, um Jugendspieler einzubauen", berichtet Abteilungsleiter Klaus Schmitt. Unmittelbar nach dem Abstieg sei es schon schwierig gewesen, inzwischen sei aber "die Lage gut". Nach holprigem Start ist die DJK inzwischen in der Spitzengruppe der LaLi Nordwest angekommen.

Was die derzeitige Situation als Rangdritter betrifft, ist Klaus Schmitt einerseits zufrieden. Andererseits: "Leider haben wir bereits zu viele Punkte leichtfertig hergegeben – und spielerisch ist noch Luft nach oben." Eine sofortige Rückkehr in die Bayernliga ist deshalb "schwer, aber nicht unmöglich." Soll der Aufstieg doch noch gelingen, muss die Truppe von Michael Hutzler, der nach dem Abstieg geblieben ist, mehr Konstanz zeigen. Perspektivisch haben die Oberfranken die 5. Liga fest im Blick: "Schaffen wir es, die Nachwuchsspieler aus dem NLZ zu integrieren und einige der erfahrenen Spieler im Verein zu halten, ist mit Sicherheit der Wiederaufstieg in den nächsten ein bis zwei Jahren möglich."

Gerade als sich die DJK Don Bosco vollends in der Bayernliga etabliert hatte und sich in die Topgruppe der Spielklasse vorarbeitete, stürzten die Wildensorg-Kicker in die Landesliga ab.
Gerade als sich die DJK Don Bosco vollends in der Bayernliga etabliert hatte und sich in die Topgruppe der Spielklasse vorarbeitete, stürzten die Wildensorg-Kicker in die Landesliga ab. – Foto: Ernst Blank

TSV Großbardorf (16. Tabellenplatz)

Es liegt nicht fern, die Situation der Grabfeld-Gallier mit der der Wildensorg-Kicker zu vergleichen. Zwar schlug Großbardorf die DJK Bamberg in der Relegation, blieb aber dann in Runde 2 an der SpVgg Bayern Hof hängen – und folgte Don Bosco in die Landesliga. Dort ähnelt sich nicht nur der Saisonverlauf, sondern auch die derzeitige Situation. Der TSV liegt gerade mal einen Punkt hinter der DJK auf Rang 5.

Und es gibt, vergleicht man die Angaben der beiden Verantwortlichen, weiterer Parallelen. Man setzt in beiden Lagern bewusst und alternativlos auf den eigenen Nachwuchs. Und es ist dem Vernehmen nach ruhig in den Vereinen. "Schön ist so ein Abstieg nie, aber Schock war keiner da", stellt Sportvorstand Andreas Lampert fest. Freilich, die Bayernliga hätte man im Auge – zumal man ja weiter ewiger Tabellenführer dieser Spielklasse sei. "Aber es wird einfach von Jahr zu Jahr schwieriger, diesen für uns enormen Aufwand zu betreiben. Und die Bayernliga wird ja immer noch südlastiger und deshalb noch schwieriger für uns."

Künftig und auch gegenwärtig sei es besser, den Fokus ohnehin auf sich selbst zu legen - und sich nicht mit irgendwelchen äußeren Einflüssen zu beschäftigen, die man sowieso nicht ändern kann, ist Lampert überzeugt. Heißt konkret: Will man noch vorne mitmischen, muss man zuerst die eigenen Spiele gewinnen, ehe man auf Ausrutscher der Konkurrenz wartet. Und: "Vordergründig wollen wir den eingeschlagenen Weg mit Spielern aus der eigenen Jugend weitergehen. Wohin dieser führt, wird man sehen."

Große Vergangenheit: Schon als die Bayernliga noch die höchste Amateurklasse war, gehörte Großbardorf zum Inventar.
Große Vergangenheit: Schon als die Bayernliga noch die höchste Amateurklasse war, gehörte Großbardorf zum Inventar. – Foto: Michael Wagner

SpVgg SV Weiden (17. Tabellenplatz)

Auch wenn die Oberpfälzer im Sommer 2023 erst in der Relegation denkbar knapp an Schwandorf-Ettmannsdorf scheiterten, zeichnete sich eigentlich über die gesamte Spielzeit hinweg ab, dass es für den Aufsteiger postwendend zurück geht in die Landesliga. Dort angekommen sorgen die Wasserwerkler aber offensichtlich wiederum für klare Verhältnisse. Denn die Riester-Truppe führt die LaLi Mitte souverän an – gewann u.a. gegen Schlusslicht Tegernheim 10:0 und hat vor der Winterpause zehn Siege in Serie eingefahren.

Auch wenn es vielleicht paradox klingt, aber der Abstieg hat Weiden gut getan. "Wir sind nun in Sachen Personalplanung, Weitsicht und finanzieller Sinnhaftigkeit stabiler aufgestellt", macht Manager Rüdiger Hügel deutlich. Weil der Gang in die Landesliga kein Schock war, "sondern die logische Konsequenz aufgrund einer herausfordernden Saison mit vielen Turbulenzen", konnten sich Verantwortliche, Trainerteam und Mannschaft mit Vorlaufzeit auf die neuen, altbekannten Begebenheiten in Liga 6 einstellen.

Und man scheint in Zusammenarbeit die richtigen Maßnahmen und Worte gefunden zu haben. "Wir sind in nahezu jedem Spiel der Favorit. Wir treffen jedoch auf Mannschaften, die den gleichen oder sogar höheren Aufwand betreiben. Deswegen sind wir sehr zufrieden mit den bisherigen Resultaten." Und Rüdiger Hügel geht sogar noch einen Schritt weiter: "Der Wiederaufstieg ist realistisch." Es soll wieder dahin gehen, wo sich Weiden dauerhaft selber sieht - in die Bayernliga.

Die SpVgg SV Weiden dominiert die Landesliga Mitte scheinbar nach Belieben.
Die SpVgg SV Weiden dominiert die Landesliga Mitte scheinbar nach Belieben. – Foto: Florian Würthele

1. FC Geesdorf (18. Tabellenplatz)

Obwohl der Dorfverein aus Unterfranken in der Bayernliga seinen Traum lebte, verloren die Verantwortlichen nie den klaren Blick auf die Realität. Der direkte Abstieg des Aufsteigers zeichnete sich bereits sehr früh ab. Im Winter verkündete die Verantwortlichen dann zudem, auch auf die Landesliga zu verzichten - "aus Rücksicht auf den Verein".

Letztlich wurde es die A-Klasse, in der sich Geesdorf wiederfand – im Rahmen einer SG mit der 3. Mannschaft des TSV Abtswind, mit deren Ersten man sich 2022/23 noch in der Bayernliga duelliert hatte. Der Neustart war im Nachhinein goldrichtig, wie sich Abteilungsleiter Simon Weiglein bestätigt fühlt: "Wir haben uns super auf Kreisebene eingefunden. Die Stimmung im Verein ist sehr gut. Die Unterstützung und Identifikation der Einheimischen ist weiterhin unverändert groß. Wir sind also froh, diesen Schritt genauso gegangen zu sein."

Mit etwas Abstand fällt es dem 30-Jährigen, der selbst 33 Spiele in der 5. Liga absolvierte, leichter über die Bayernliga-Zeit zu reden: "Im Endeffekt müssen wir uns ankreiden lassen, die Mannschaft vor der Saison nicht besser verstärkt zu haben. Die Qualität war nicht ausreichend, um spielerisch in der Bayernliga mitzuhalten." Trotz aller Umstände ist man sich aber treu geblieben, wie die weitreichende Entscheidung bereits während der Spielzeit deutlich machte.

Deshalb kann Weiglein völlig aufgeräumt sagen: "Für uns ist die Zeit auf Verbandsebene vorbei, wir sind Stolz auf das was wir erreicht haben, aber die nächsten zehn Jahre wird mit Sicherheit der FC Geesdorf nicht mit der Bayernliga in Verbindung gebracht werden." Es werden bewusst kleine Brötchen gebacken in der Gemeinde Wiesentheid – nächstes Ziel: Aufstieg in die Kreisklasse.

Aufrufe: 025.12.2023, 07:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor