Nach der Pressekonferenz beim KFC Uerdingen am vergangenen Donnerstag durch den Vorstandsvorsitzenden Thomas Platzer meldete sich auch der Verwaltungsrat. In einem langen Schreiben richtete er sich an die Mitglieder und führte aus, was während der bisherigen Amtszeit des Verwaltungsrates alles falsch lief.
Dabei rückte auch die Amtszeit von Marc Schürmann wieder in den Fokus, der mit Baris Günes einen externen Berater zu Rate zog. Günes wollte als Vermittler ein Darlehen für den Verein beschaffen. Das Geschäft aber platzte, Günes wurde schnell als Buhmann auserkoren. Der Inhaber der SG Sportmanagement hat sich nun der RP gegenüber geäußert.
Der Verwaltungsrat wirft ihnen vor, sie hätten widerrechtlich einen Darlehensvertrag im Frühsommer gekündigt. Wie lief der Deal damals ab?
Günes Wir wollten beim KFC etwas Solides aufbauen. Wir haben als Agentur abgemacht, dass wir keine Provision kassieren. Wir wollten erst arbeiten, dann reden. Aber es wurde alles torpediert. Vorstandsmitglieder und Verwaltungsratsmitglieder sind zu den Anhängern gegangen und haben gequatscht. Daraufhin kam eine Hiobsbotschaft nach der nächsten. Und ein seriöser Unternehmer achtet auf seinen Ruf, dass sein Name nicht in den Dreck gezogen wird. Der Darlehensgeber war aber nicht ich. Von daher habe ich keine juristische Bindung. Ich war lediglich generalbevollmächtigt vom Gesellschafter.
Der Verwaltungsrat sagt, es sei eine Ihrer Gesellschaften gewesen, die für das Darlehen aufkam.
Günes Das ist falsch. Weder eine meiner Gesellschaften noch ich selber sind als Darlehensgeber oder Investor aufgetreten.
Wieso ist der Darlehensgeber vom Deal zurückgetreten?
Günes Es wurden viele Dinge verschwiegen. Schulden wurden zum Beispiel nie richtig beziffert. Wir haben ein paar Steine umgedreht, und da kam bereits das Dreifache zum Vorschein. Dann sollte die vereinbarte Darlehenssumme nicht auf das Konto des KFC fließen, sondern auf ein drittes Konto. Da bekommt jeder seriöse Unternehmer Gänsehaut. Auch konnte uns niemand sagen, wo bestimmte Gelder geblieben sind und wofür sie ausgegeben wurden. Ebenso wie hoch die Kosten für die Berufsgenossenschaft und das Finanzamt sind, auch um dem Kreditgeber detailliert auflisten zu können, wie viele Schulden der Verein hat. Wenn man das nicht beantworten kann, stimmt was nicht.
Fühlen auch Sie sich getäuscht?
Günes Lange wurde verneint, dass der Trainer (Sunay Acar, Anm. d. Red.) und der Sportliche Leiter (Osman Sahan, Anm. d. Red.) gültige Verträge haben. Darauf folgte eine Kehrtwende, wo Herr Gehlings erklärt, der Trainer hat einen Zweijahresvertrag. Das stimmt nicht, der Trainer hat einen Dreijahresvertrag. Bei den Unterzeichnungen damals waren sechs Leute anwesend. Marc Schürmann, Ilja Ludenberg, Nils Gehlings, der Trainer, der Sportliche Leiter und ich. Entsprechend gültig sind sie. Wer behauptet, die Verträge wären an eine Bedingung wie den Kredit geknüpft, lügt.
Für die Vertragsabschlüsse werden indirekt auch Sie verantwortlich gemacht. Hatten Sie einen Nutzen aus den Anstellungen?
Günes Wir haben keinerlei Bedingungen gestellt, was den Trainer und den Sportlichen Leiter bezüglich einer Anstellung anging. Vielmehr war der Trainer ein Vorschlag vom Verwaltungsratsvorsitzenden. Dann ist man mit dem Wunsch nach einem Sportlichen Leiter an mich herangetreten. So kamen wir dann auf Osman Sahan.
Der Verein hat Sie also beauftragt, nach Personal zu suchen?
Günes Nein. Im Rahmen unserer Verhandlungen haben wir über die Zukunft des Vereins gesprochen. Der Verwaltungsrat wollte den Trainer kennenlernen, das hat schnell gepasst. Ebenso den Sportdirektor. Es gab aber niemals eine Bedingung oder Abhängigkeit von einem Darlehensvertrag. Sonst hätten sich die Beteiligten das ja in den Vertrag schreiben lassen.
Gab es Unregelmäßigkeiten bei den Verträgen?
Günes Nein, die Verträge waren normal und zinslos ausgehandelt. Wir hätten keinen Cent daran verdient. Wir haben uns geeinigt, aber dann kamen die Auffälligkeiten. Daraufhin haben wir den Darlehensvertrag widerrufen, was unser gutes Recht ist. Anschließend lagen Morddrohungen in unserem Briefkasten. Hätte ich mich am KFC bereichern wollen, hätte ich mir einen Vertrag ausgehandelt und mich mit einem Posten über Jahre ausgestattet. Die Bedingung war lediglich, dass alle stillhalten sollten, bis alles unter Dach und Fach ist. Was passiert? Beim ersten Spiel nach der Unterzeichnung werde ich von etlichen Leuten angesprochen.
Sind Sie seither jemals wieder an den Verwaltungsrat herangetreten?
Günes Wir haben den Verwaltungsrat eingeladen, haben seriöse Angebote zur Vertragsauflösung gemacht. Bis heute kam keine Antwort.
Wie geht es jetzt weiter?
Günes Jetzt werden die Verträge von Anwälten geprüft. Ich hoffe sehr, dass der Anwalt schlau genug war, sein Gehalt vorher zu kassieren.
Das Gespräch führte Marc Fischer.