
Zwar gingen die Hausherren in einem rassigen und sehenswerten Spiel durch einen Treffer von George Didoss nach 20 Minuten in Führung, doch Zipse nutzte einen Patzer in der Babelsberger Hintermannschaft und glich nach gut einer halben Stunde durch Cemal Kaymaz aus. Kurz nach Wiederanpfiff brachte Hendrik Wurr mit einem sehenswerten Treffer die Ostthüringer sogar in Führung, doch Meuselwitz verpasste es trotz starker Drangphase und guter Möglichkeiten, diese Führung auszubauen. Die Hausherren machten es besser und glichen nach 70 Minuten durch Jeremy Postelt aus. Der ZFC wollte sich aber mit dem 2:2 nicht zufriedengeben und hatte noch einen Pfeil im Köcher. Vier Minuten nach dem Ausgleich konnte der kurz zuvor eingewechselte Luis Fischer Zipse erneut in Führung bringen, die die Ostthüringer bis zum Abpfiff souverän verteidigten.
BERICHT von Jörg Kaltofen / ZFC Meuselwitz
1880 Zuschauer, darunter enttäuschenderweise nur elf Zipsendorfer, hatten den Weg ins altehrwürdige Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion gefunden, um die Regionalliga-Partie zwischen den einheimischen 03ern und dem ZFC Meuselwitz zu sehen. Nach einer kurzen Abtastphase sahen sie einen ersten guten Angriff der Hausherren, der jedoch von der Zipsendorfer Abwehr geklärt werden konnte (5.). Im Gegenzug wäre dann fast das 0:1 gefallen. Florian Hansch marschierte über rechts, brachte das Leder scharf nach innen, doch Christoph Pauling verpasste diese Hereingabe um Haaresbreite (7.). In der Folge versuchten die Babelsberger, das Spiel an sich zu reißen, was die Meuselwitzer Kicker aber gut zu verhindern wussten. Zipse ging früh drauf, gewann wichtige Zweikämpfe und ließ zunächst wenig zu. Chancen waren zu diesem Zeitpunkt Mangelware. Ein, zwei Abschlüsse nach Eckbällen für die Hausherren sowie zwei Distanzschüsse auf Seiten der Ostthüringer brachten kaum Gefahr. Dann kam die 19. Spielminute und das aus Zipsendorfer Sicht vermeidbare 1:0 für Babelsberg. Ein langer Ball wurde von Luis Müller mit der Hacke auf George Didoss abgelegt, der nach einem Abstimmungsproblem in der Meuselwitzer Defensive allein auf Lukas Sedlak zulaufen konnte und ins lange Eck vollendete. Dieser Gegentreffer schien die Ostthüringer wenig zu beeindrucken – im Gegenteil: Zipse erhöhte nun den Druck und versuchte immer wieder, Califo Baldé im Strafraum in Szene zu setzen. Die Abschlüsse waren zunächst nicht zwingend genug, ehe ein Fehler in der Babelsberger Hintermannschaft den mittlerweile verdienten Ausgleich brachte. Nachdem sich der Gastgeber den Ball im eigenen Strafraum mehrfach zugeschoben hatte, eroberte Cemal Kaymaz die Kugel, kam nach einem Doppelpass mit René Eckardt erneut ans Leder und schob nach 31 Minuten zum 1:1 ein. In der verbleibenden Zeit der ersten Halbzeit setzten beide Mannschaften noch einzelne Akzente, Tore fielen jedoch keine mehr – mit dem 1:1 ging es in die Pause.
Den ersten starken Moment im zweiten Durchgang hatte der ZFC – und was für einen. Nach einem schnellen Angriff klärte Babelsberg zur Ecke. Diese wurde kurz ausgeführt, Elias Ndukwe Oke setzte am langen Pfosten Felix Rehder in Szene, der per Kopf Hendrik Wurr bediente. Dieser versenkte die Kugel per Direktabnahme unhaltbar zum 1:2 (47.). Die Ostthüringer hatten das Spiel gedreht und zeigten in der Folge einige richtig sehenswerte Angriffe, ließen jedoch weitere gute Möglichkeiten ungenutzt. Zwei Hundertprozentige hatte Zipse in der 63. Spielminute. Zunächst scheiterte Califo Baldé nach perfekter Vorlage von René Eckardt am Babelsberger Schlussmann Yannic Stein, wenig später köpfte Florian Hansch eine punktgenaue Flanke von Cemal Kaymaz knapp neben das Tor. Das hätte das 1:3 sein können – eigentlich müssen. Doch wie so oft im Fußball kam es anders. Ausgerechnet in dieser starken Phase gelang Babelsberg der Ausgleich. Nach 70 Minuten schlossen die Gastgeber einen gelungenen Angriff durch Jeremy Postelt aus spitzem Winkel zum 2:2 ab. Der ZFC Meuselwitz blieb jedoch dran – und sollte belohnt werden. In der 76. Minute wurde Christoph Pauling zur Grundlinie geschickt, setzte sich stark durch und legte auf den kurz zuvor eingewechselten Luis Fischer ab, der mit der Hacke zur erneuten Zipsendorfer Führung einschob. Jeremy Postelt versuchte zwar noch, auf der Linie zu klären, konnte den Einschlag aber nicht verhindern. Die Ostthüringer brachten diese Führung anschließend souverän über die Zeit und hätten in der Nachspielzeit sogar noch auf 2:4 erhöhen können. Der Schuss von Luis Fischer ging jedoch über das Tor. Kurz darauf war Schluss.
Fazit: Zipse zeigte einmal mehr ein starkes Gesicht und nahm verdient drei Punkte mit zurück an die Schnauder. Der ZFC Meuselwitz holt zum Jahresabschluss hochverdient einen Dreier in Babelsberg, erzielt drei Treffer und überzeugte mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung, die richtig Lust auf die kommenden Aufgaben macht.
Georg-Martin Leopold (ZFC Meuselwitz): "Nachdem wir in der Gesamtbetrachtung der Hinrunde schwere Spiele hatten und nicht sehr viele Punkte geholt hatten, sind wir heute hierhergefahren zu einer Mannschaft, die im Aufwind war. Wir wollten versuchen, sie nicht ins Spiel kommen zu lassen, und das ist uns gut gelungen. Babelsberg geht dann trotzdem durch einen individuellen Fehler von uns in Führung. Sie helfen uns dann wieder ins Spiel hinein, da sie ihrer Spielweise, von hinten den Ball herauszuspielen, treu blieben, wir aber durch intensives Pressing das 1:1 erzwingen. Durch einen Standard, eine unserer Stärken, gingen wir dann sogar in Führung, mussten in einer starken Phase zwingend das 3:1 machen. Ja, bekommen aber dann nach einem Ballverlust und einem starken Angriff das 2:2, und da fühlt man sich schon wieder um den Lohn deiner Arbeit betrogen. Doch dann haben die Jungs nochmal reagiert und konnten trotz der langen Halbserie bis zum Schluss powern und Gas geben und somit aus meiner Sicht hier heute verdient gewinnen."
Ronny Ermel (Babelsberg 03): "Wir wussten, dass sie Mann auf Mann spielen und sehr physisch sind. Doch wir sind mit 1:0 in Führung gegangen. Das erste Tor nehme ich auf meine Kappe, da es passieren kann, bei unserer Art, zu spielen. Es ist aber auch eine Spielerentscheidung, ob die Balance zwischen hinten herausspielen und einem langen Ball gegeben sein muss. Dann macht Meuselwitz kurz nach der Halbzeit mit einer, ich glaube, einstudierten Variante das 2:1, wo wir wussten, dass sie sehr standardstark sind. Meine Jungs kommen sehr gut zurück, hatten das Glück, dass Meuselwitz nicht das 3:1 macht, und schaffen das 2:2. Man hat das Gefühl, dass die Jungs immer das Gefühl haben, etwas zu verlieren. Es ist auch verständlich bei unserer Heimbilanz, aber der falsche Ansatz. Nach dem 3:2 hat Meuselwitz sehr gut verteidigt. Wir hatten nur Gelegenheiten und keine richtigen Chancen mehr, und deshalb hat Meuselwitz heute verdient gewonnen. Auch weil sie gallischer waren."