2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Martin Abraham hat den FC Dingolfing II aus der A-Klasse an die Spitze der Kreisliga geführt.
Martin Abraham hat den FC Dingolfing II aus der A-Klasse an die Spitze der Kreisliga geführt. – Foto: Charly Becherer

»Außergewöhnlich«: FC Dingolfing II - der etwas andere Kreisligist

Die zweite Mannschaft steht sinnbildlich für den eingeschlagenen Weg rund ums Isarwald-Stadion

Dass es beim FC Dingolfing nach mageren Jahren in der jüngeren Vergangenheit wieder bergauf geht, das ist kein Geheimnis. Die erste Mannschaft klopft ans Tor zur Landesliga. Beispielhaft für den Aufschwung steht aber vielleicht noch mehr ein Team, das eigentlich in der Regel immer so ein wenig ein Schattendasein fristet: Die zweite Mannschaft! Noch vor wenigen Jahren in der A-Klasse zu finden, ist der FCD II mittlerweile nach zwei Aufstiegen binnen drei Spielzeiten in der Kreisliga angekommen. Und wie! Nach der Vorrunde führt die Elf von Trainer Martin Abraham - selbst seit Jahren als Spieler und Trainer bei den Blau-Weißen aktiv - das Klassement an. Der Abstand zwischen erster und zweiter Mannschaft ist nicht mehr riesig groß - und genau das ist die Intention dahinter.

Die Funktion einer zweiten Mannschaft besteht in erster Linie darin, Spieler an die erste Mannschaft heranzuführen. "Genau, die Ausbildung steht bei uns im Vordergrund. Ziel ist es ganz klar, dass der ein oder andere den Sprung in die erste Mannschaft packt", erklärt Martin Abraham, der sich nach einem Achillessehnenriss im Hallentraining 2019 überwiegend auf seine Trainerkarriere konzentriert. Und je geringer die Kluft zwischen erster und zweiter Mannschaft, desto größer ist die Chance, dass viele Akteure aus dem Unterbau den Weg nach oben finden.

Deshalb ist der FC Dingolfing II auch ein etwas anderer Kreisligist, was man allein am Trainingsumfang ablesen kann. "Wir trainieren in der Regel dreimal pro Woche", betont Abraham. Für einen Kreisligisten äußerst ungewöhnlich. "Wenn wir ausnahmsweise nur zwei Trainingseinheiten in der Woche haben, dann fragen die Spieler nach: Warum nur zweimal? Die Jungs sind schon sehr ambitioniert und enorm fleißig. Das ist schon eine außergewöhnliche Mannschaft", schmunzelt Abraham.

Außergewöhnlich ist auch die Entwicklung der zweiten Dingolfinger Mannschaft in den letzten Jahren: Aufstieg in die Kreisklasse nach der Corona-Saison 2019/21, soveräner fünfter Platz im Jahr darauf und im Frühsommer 2023 folgte der Aufstieg in die Kreisliga - via emotionaler Relegation: "Ich habe zu den Jungs gesagt: Als Amateurfußballer gibt es kein größeres Erlebnis, als Relegation zu spielen."

Emotionaler Moment: Martin Abraham (auf Knien) nach dem Sieg in der Relegation und dem damit verbundenen Aufstieg.
Emotionaler Moment: Martin Abraham (auf Knien) nach dem Sieg in der Relegation und dem damit verbundenen Aufstieg. – Foto: Charly Becherer


Abraham selbst kann mit seiner Emotionalität die Mannschaft mitreißen. Der 36-Jährige ist äußerst ehrgeizig, ein Tüftler. Detailversessenheit wird ihm mitunter attestiert. "Ja, ich kann meinen Spielern im Training bisweilen schon auf die Nerven gehen", schmunzelt der gebürtige Gottfriedinger. Kurzum: Einer wie er passt haargenau ins Anforderungsprofil des FCD. Er kennt den Verein in- und auswendig und ist bereit, mehr zu tun als andere. Was hat Abraham selbst vor, wo will er hin als Trainer? "Puh, darüber habe ich mir noch nicht wirklich Gedanken gemacht. Ambitionen hat man in diesem Geschäft immer. In der Winterpause, wenn`s ein wenig ruhiger ist, werde ich mir bestimmt ein paar Gedanken machen. Zudem habe ich mich für den B+ Lizenz-Lehrgang beworben. Immer eins nach dem anderen."

Sind die Dingolfinger wieder auf dem Weg zu alter Stärke, als in den Jahren 2000 bis 2010 zeitweise gemeinsam die erste Mannschaft in der Landesliga, die zweite Mannschaft in der Bezirksoberliga und die Jugend in der Bayernliga vertreten war? Schließlich erholt sich auch die Jugend prächtig, die U19 beispielsweise ist mittlerweile wieder in der Landesliga vertreten. "Aus den schwierigen Jahren wurden von den richtigen Leuten die richtigen Lehren gezogen. Die Jugend ist wieder gut. Ja, in den letzten Jahren ist viel positiv gelaufen. Aber das muss sich erst stabilisieren, es braucht ein stabiles Fundament. Dann kann man weiterschauen. Ein Schritt nach dem anderen."

Langsam und mit Weitsicht, aber stetig und nachhaltig - damit liegt Abraham voll auf einer Wellenlänge mit der Sportlichen Führung um Konrad Johann und Manuel Wimmer. Keine großen Töne spucken, dafür umso akribischer arbeiten. So lautet das Credo, mit dem der FC Dingolfing seit einigen Jahren ziemlich gut fährt.

Am kommenden Samstag empfängt der FC Dingolfing II übrigens den FC Eintracht Landshut zum Spitzenspiel der Kreisliga Donau-Laaber. "So ein Spiel haben sich die Jungs verdient. Eintracht Landshut ist für mich der Topfavorit auf die Meisterschaft", meint Abraham und reicht die Favoritenrolle gerne an den Bezirksliga-Absteiger weiter. Dass er längst an einem Plan tüftelt, den Landshutern ein Schnippchen zu schlagen, davon darf man aber getrost ausgehen.

Aufrufe: 026.10.2023, 14:35 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor