2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Mal mit Pfeife, mal mit Spickzettel: Sven Ballack ist Schiedsrichter und Trainer in Personalunion. Foto: Steffen Beyer
Mal mit Pfeife, mal mit Spickzettel: Sven Ballack ist Schiedsrichter und Trainer in Personalunion. Foto: Steffen Beyer

Zwischen Pfeife und Taktiktafel

Sven Ballack ist zugleich Schiedsrichter und Trainer - und noch so viel mehr

Sven Ballack von der SG Eintracht Peitz wagt seit Jahren den Spagat zwischen Trainer- und Schiedsrichterdasein und vielen weiteren Ämtern. Was das alles mit einer 50-Liter-Bier-Wette zu tun hat, erzählt er auf FuPa Brandenburg.

Kennen Sie diese Menschen, deren Tage keine 24, sondern 48 oder mehr Stunden haben müssen? Weil sie Dinge zustandebringen, für die andere zwei Leben benötigten? Sven Ballack gehört dazu. Der 41-jährige Jänschwalder kommt auf eine 25-Stunden-Woche. Doch nicht etwa von Berufs wegen – sondern allein mit seinem Hobby, das er zusätzlich ausübt. Ballack ist Präsident des Kreisklasse-Klubs BW Drewitz, Beisitzer im Jugendausschuss des Fußballkreises, Altherren-Fußballer, Trainer des Landesklasse-Vizemeisters Eintracht Peitz und (!) Schiedsrichter. Es grenzt schon an ein Wunder, dass seine Gattin angesichts jenes selbst auferlegten Pensums nicht jeden Tag im Türrahmen steht und fragt: Sag mal Schatz, liebst Du mich überhaupt?

Vor allem die Kombination der letzten beiden Tätigkeiten aber macht Sven Ballack zu einem bemerkenswerten Sportsmann. Samstags als Trainer an der Seitenlinie zu stehen und tags darauf in die Schiedsrichter-Robe zu schlüpfen, ist ein Spagat, den man erstmal bewältigen muss. "Das ist natürlich eine große Umstellung und nicht immer einfach", sagt Ballack und lacht: "Von der Coaching-Zone auf den Platz rennen, mir die Pfeife schnappen und selber pfeifen wollte ich aber noch nie." Weil er wie kein Zweiter weiß, wie kompliziert sich das Amtieren als Schiedsrichter in den meisten Fällen darstellt. "Du kannst eine Topleistung abrufen und wirst trotzdem 70 von 90 Minuten nur belegt."

Seit 2000 leitet Sven Ballack Spiele als Unparteiischer, aktuell pfeift er auf Kreisebene, er stand aber auch schon bei Partien in der Brandenburg-Liga als Assistent an der Linie. Sein Dogma: "Beim Fußball ist es genau umgekehrt: Schweigen ist Silber und Reden ist Gold." Soll heißen: Mit dem Spieler muss geredet werden. Zwar sind auch Ballacks Spiele keine Debattierclubs ("Wer in zwei Minuten sechs Fehlpässe spielt, sollte nicht die Fehler des Schiedsrichters zählen"), dennoch versucht er den Spielern gern zu erklären, weshalb er in ausgewählten Situationen wie entschieden hat.

Ein vernunftorientierter Habitus, den er auch als Trainer zu vermitteln gedenkt. So darf man wohl einen Zusammenhang herstellen zwischen seinen Erfahrungen als Referee und der Tatsache, dass Peitz zum wiederholten Mal die Chance hat, als fairste Mannschaft in ganz Brandenburg ausgezeichnet zu werden. Mit 30 Gelben Karten bekam die Eintracht diesen Preis 2014/15 schon einmal verliehen, nun liegt sie mit 32 Verwarnungen und ohne einen Feldverweis erneut aussichtsreich im Rennen. Eine Belohnung für die Verteidigung dieses Titels hat der Coach aber nicht ausgesprochen – nur für die Verteidigung des Tores. "Wenn wir unter 25 Gegentoren bleiben in dieser Saison (dazu müsste man im letzten Spiel am Samstag zu Null spielen; Anm. d. Red.), bekommt die Mannschaft 50 Liter Bier spendiert", sagt Ballack. Da kommt der Trainer in ihm durch.

Aufrufe: 010.6.2016, 14:33 Uhr
LR-Online.de/Steven WiesnerAutor