2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Thomas Zimmermann war in seiner aktiven Zeit einer der schnellsten Außenspieler weit und breit
Thomas Zimmermann war in seiner aktiven Zeit einer der schnellsten Außenspieler weit und breit – Foto: Alfred Brumbauer

"Zimbo" und die denkwürdige 2:11-Pleite am Ronhof

Portrait-Serie (66): Langquaids Ex-Spielertrainer wurde als Aktiver zweimal Landesliga-Meister, erlebte aber in Mittelfranken auch ein historisches Debakel

Das Corona-Virus hat unseren Alltag momentan fest im Griff. Auf unabsehbare Zeit kann kein Fußball gespielt werden, deshalb möchten wir etwas in die Vergangenheit zurückblicken und uns den Typen widmen, die in den letzten Jahrzehnten herausragende Spielerpersönlichkeiten der regionalen Szene waren. Im 66. Teil beschäftigen wir uns mit der Laufbahn von Thomas Zimmermann (45), der vermutlich einer der schnellsten Außenspieler im ostbayerischen Amateurfußball war.

Schönstes Erlebnis deiner Laufbahn....
Das waren die Bayernliga-Aufstiege mit dem MTV Ingolstadt der SG Post-Süd Regensburg und der Spvgg Landshut, die allesamt etwas Besonders waren. Mit der "Post" und der "Spiele" wurden wir jeweils souverän Meister, mit dem MTV schafften wir es über den Umweg Relegation.


Bester Kicker, mit dem du in einer Mannschaft zusammen gespielt hast....
Von den vielen grandiosen Kickern, mit denen ich in meiner Laufbahn zusammenspielen durfte, haben mich drei ganz besonders beeindruckt. Jürgen Falter ist zwar nie viel gelaufen, war aber vor dem gegnerischen Tor ein echtes Phänomen mit einer sensationellen Abschlussquote. Mario Tanzer war ein richtiger Mittelfeldstratege, der auf dem Platz eine unglaubliche Präsenz hatte. Der kompletteste Fußballer von allen war aber Oliver Fink, der alles vereinte, was man in diesem Sport haben muss.


Bei welchem Verein hattest du als Aktiver deine schönste Zeit...
Die drei Jahre bei der SG Post-Süd Regensburg waren top. Wir spielten zwar meist vor sehr wenigen Zuschauern und die Anlage am Kaulbachweg ist wirklich kein Hit, aber zwischenmenschlich hat es in dieser Truppe zu 100 Prozent gestimmt.


Welches fußballerische Vorbild hattest du in deiner Jugendzeit...
Karl-Heinz Rummenigge hat mich mit seiner Spielweise begeistern können.


Was nervt dich am heutigen Fußballgeschäft....
Dass Spieler selbst im unterklassigen Bereich herum pokern und den Verantwortlichen die Arbeit dadurch deutlich erschweren. Gerade in Ligen, in denen die Kameradschaft noch an erster Stelle stehen sollte, geht die Vereinstreue immer mehr verloren. Der finanzielle Aspekt steht heutzutage für viele an erster Stelle und für ein paar Euro Aufwandsentschädigung wird der Heimatverein verlassen. Diese Entwicklung ist mehr als besorgniserregend und wenn es so weitergeht, wird es bald keine Funktionäre mehr geben, denn diesen Zirkus tut sich kein Mensch mehr an.

Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut...
Manche Verletzungen hätte ich wohl richtig auskurieren sollen. Die Quittung habe ich erhalten, da mich inzwischen Hüftprobleme sportlich stark einschränken.


Lieblings-Rückennummer...
7


Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst....
Ja, aber leider ein Spiel mit einem sehr negativen Ausgang. Mit der SG Post-Süd Regensburg mussten wir in der Saison 1999/2000 am Ende einer Englischen Woche bei der Spvgg Greuther Fürth II ran, die letztlich souverän Meister wurde. Wir schlossen die Runde zwar auch im vorderen Tabellendrittel ab, doch an diesem Tag waren wir auf komplett verlorenem Posten. Im Ronhof-Stadion gerieten wir mit 2:11 unter die Räder. "Die Hände zum Himmel", schallte es nach jedem Fürther Tor aus den Lautsprechern. Seit diesem Tag kann ich diese Melodie nicht mehr hören. (schmunzelt)


Bester Trainer, den du hattest....
Kasten Wettberg, der alles aus einer Mannschaft herausholen konnte. Wetti ist zwar ein Typ, der für Außenstehende polarisiert, aber seine Mannschaften hatte er immer im Griff und die Spieler standen bedingunglos hinter ihm. Er ist nicht nur ein toller Motivator und absoluter Menschenkenner -und fänger, sondern auch ein akribischer Arbeiter, der immer top auf den jeweiligen Gegner vorbereitet war.


Sinnloseste Regel im Fußball....
Die Rückwechsel-Regel im unteren Amateurbereich. Manche Vereine nutzen diese Möglichkeit gnadenlos aus und wechseln während der 90 Minuten zigmal hin und her. Fürchterlich!



Größte Enttäuschung deiner Karriere...
Das war die Saison 1994/1995 mit dem MTV Ingolstadt. Nach dem Aufstieg in die Bayernliga wurden von den Verantwortlichen Vereinbarungen und Versprechungen nicht eingehalten. In diesem Jahr hat wirklich überhaupt nichts gepasst und am Ende sind wir sang- und klanglos abgestiegen.


Wo hast du auswärts nie gerne gespielt....
Beim Freier TuS Regensburg und beim 1. FC Miltach. Als Fußballer, der in erster Linie über seine Schnelligkeit gekommen ist, hasste ich diese kleinen Plätze, auf denen ich meiner vermutlich einzigen Stärke beraubt wurde. (lacht)


Zur Person:
Thomas Zimmermann lernte das Fußball-ABC beim TSV Wolznach, den erst als A-Jugendlicher Richtung MTV Ingolstadt verließ. Bei den Audi-Städtern verbrachte der schnelle Außenbahnspieler auch seine beiden ersten Jahre im Herrenbereich, ehe er zwischen 1994 und 1996 beim SSV Jahn Regensburg unter Vertrag stand. Dann lief Zimmermann nochmal für den MTV Ingolstadt auf, bevor er sich 1999 der SG Post-Süd Regensburg anschloss. Mit den "Postlern" wurde Zimmermann 2002 Landesliga-Meister und das gleiche Kunststück schaffte er ein Jahr später mit der SpVgg Landshut.

Nach einem einjährigen Gastspiel bei an der Sandner Straße stieg der Lehrer ins Spielertrainergeschäft ein. Nach vier Jahren beim TV Aiglsbach folgte ein zweijähriges Intermezzo beim Bezirksligisten TSV Langquaid, bei dem er auch später noch zweimal als Aushilfscoach in die Bresche sprang. Weitere Übungsleiter-Stationen hatte Thomas Zimmermann beim FC Geisenfeld, FC Mainburg und SV Puttenhausen.

Aufrufe: 027.5.2020, 14:30 Uhr
Thomas SeidlAutor