2024-05-02T16:12:49.858Z

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Geschäftsführer Michael Zeyer (links) will sich aus dem Tagesgeschäft in seinem Sternerestaurant 5 zurückziehen, Küchenchef Claudio Urru soll noch mehr Verantwortung übernehmen. Lichtgut/Julian Rettig
Geschäftsführer Michael Zeyer (links) will sich aus dem Tagesgeschäft in seinem Sternerestaurant 5 zurückziehen, Küchenchef Claudio Urru soll noch mehr Verantwortung übernehmen. Lichtgut/Julian Rettig

Zeyer: „Die Gesellschaft hat sich verändert“

Ex-Kickers-Chef Michael Zeyer im Interview

Für viele Fans der Blauen ist Michael Zeyer bis heute ein „rotes Tuch“. Sie geben ihm die Schuld am Abstieg der Stuttgarter Kickers. Jetzt will der Ex-Sportdirektor zurück in den Fußball. Im Interview erklärt er, wieso er sich aus seinem Sternerestaurant „5“ zurückzieht.

Michael Zeyer, der ehemalige Sportdirektor der Stuttgarter Kickers, will sich in seinem Sternerestaurant 5 aus dem Tagesgeschäft zurückziehen. Der ehemalige Bundesliga-Profi strebt eine Rückkehr ins Fußball-Geschäft an. Im Gespräch mit unserer Zeitung spricht er über die Gründe für diese Entscheidung und über Ex-Kickers-Trainer Horst Steffen.

Herr Zeyer, Sie wollen das gute Essen gegen einen Job in der schnelllebigen Fußball-Branche eintauschen. Lange waren Sie aber Sportdirektor bei den Kickers und Gastronom in einer Person. Woher der Sinneswandel? Michael Zeyer: Zwei Jobs gleichzeitig, das ist sehr kompliziert, man kann beiden nicht wirklich gerecht werden. Jetzt ist das 5 aber so strukturiert, dass ich loslassen kann: Claudio Urru ist als Küchenchef und gastronomischer Leiter für uns ein Glücksfall. Mit der Beförderung von Alexander Dinter zum zweiten Küchenchef und von Jozo Raijc zum Geschäftsführer sind wir jetzt so organisiert, dass ich mich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen kann.

Sie mussten also erst die Taktik in der Küche ändern. Zeyer: Wenn Sie so wollen, ja. Egal ob in der Gastronomie oder im Fußball, die Schlüsselpositionen sind immer das Wichtigste. Claudio Urru und Alexander Dinter bringen uns Konstanz und Weiterentwicklung.

In der Stadtmitte sind Sie umgeben von Ketten und Fast Food. Haben Sie da einen besonders schweren Stand? Zeyer: Stuttgart ist kein leichtes Pflaster für innovative Gastronomie, das hat man in der jüngeren Vergangenheit bei der einen oder anderen Geschäftsaufgabe wieder gesehen. Die Betreiber machen nicht immer alles falsch.

Was unterscheidet diese Stadt von anderen Städten? Zeyer: Das Ausgehverhalten ist anders. Die Menschen sind zwar neugierig, vor allem aber auch kritisch gegenüber Veränderungen. Die großen Würfe sieht man in Stuttgart eher nicht, und das meine ich nicht nur auf die Gastronomie bezogen.

Sondern? Zeyer: Ich vermisse einen roten Faden, eine Vision in der Stadtentwicklung.

Was müsste man in Bezug auf die Stadtentwicklung in Stuttgart Ihrer Meinung nach denn besser machen? Zeyer: Mit dem Gerber, dem Milaneo oder dem Hospitalhof gab es viele große Bauprojekte. Ein stadtplanerisches Gesamtkonzept kann ich dabei aber nicht erkennen. Die großen Automuseen zum Beispiel locken die Touristen. Ansonsten fällt mir aber kein anderes Bauwerk der jüngeren Geschichte ein, das eine überregionale Strahlkraft hätte.

Gibt es denn Städte in einer vergleichbaren Größe, die es Ihrer Meinung nach besser hinbekommen? Zeyer: Düsseldorf ist ein gutes Beispiel. Die schiefen Häuser, wie man dort den Hafen entwickelt hat, das ist sensationell. Nach Düsseldorf kommen Menschen aus dem ganzen Ruhrgebiet, die Stadt hat sich zu einem Anziehungspunkt entwickelt. In Hamburg gab es lange Proteste gegen die Elbphilharmonie, heute sieht man, wie viele Gäste das Gebäude in die Stadt lockt.

Woran ist es bei den Kickers gescheitert?

Waren das versteckte Bewerbungsschreiben an Fortuna Düsseldorf oder den beklagenswerten HSV? Sie wollen ja wieder in den Sport zurück. Zeyer: Auf lange Sicht will ich den Schritt zurück in den Fußball machen, konkret habe ich aber noch keinen Verein im Auge.

Was für eine Stelle im Sport schwebt Ihnen vor? Zeyer: Am liebsten möchte ich als Geschäftsführer arbeiten, um die Gesamtverantwortung übernehmen zu können. Ich bin Betriebswirt mit Diplom, habe einen Masterabschluss und bin seit langem für über 30 Mitarbeiter verantwortlich. Dabei habe ich viel erlebt und viel gelernt.

Wie sehr trauern Sie eigentlich den Stuttgarter Kickers hinterher? Zeyer: Prinzipiell versuche ich immer, nach vorne zu schauen. In der Aufarbeitung beschäftigt es mich aber natürlich immer noch, wie ein Projekt in so kurzer Zeit scheitern konnte.

Mit zeitlichem Abstand betrachtet: Woran sind Sie am Ende bei den Kickers gescheitert? Zeyer: Wenn man selber nicht der Chef ist und nicht alle Entscheidungen treffen kann, ist es immer schwer. In Vereinen sind so viele Interessengruppen am Werk, da wollen so viele Leute mitreden, deshalb sind auch so viele Traditionsvereine heute am Boden.

Und Sie selbst haben keine Fehler gemacht? Zeyer: Es wäre sicher besser gewesen, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, um in der Krise gegenzusteuern. Wenn es schlecht läuft, ist es immens wichtig, immer vor Ort zu sein. Wenn du nicht Tag und Nacht vor Ort bist, grätschen zu viele verschiedene Gruppen mit eigener Agenda rein.

Was haben Sie aus Ihrer Zeit bei den Kickers gelernt? Zeyer: Loyalität wird nicht gewürdigt. Als es gut lief, hatte ich gute Angebote. Entgegen dem Trend habe ich aber auf viel Geld verzichtet, weil ich etwas aufbauen wollte. Letztendlich ist es aber auch immer eine Frage des eigenen Stils. Deswegen verspüre ich auch keine Bitterkeit.


"Wir waren damals als Team erfolgreich und nicht nur wegen des Trainers"

Sie standen kurz vor der zweiten Liga, dann sind Sie in die vierte Liga abgestiegen. Woran lag es Ihrer Meinung nach? Zeyer: Am Ende gab es viele verschiedene Gründe, wieso wir in allerletzter Minute abgestiegen sind. Nicht alle im Verein haben an einem Strang gezogen. Trainer Horst Steffen hat zwei Jahre lang einen guten Job gemacht und dabei mit seinem Trainerteam eine sehr enge Bindung zur Mannschaft entwickelt. Das wurde uns nach der Trennung zum Verhängnis. Ich selbst hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zur Mannschaft. Das hat sich nach der Trennung aber schlagartig verändert. Horst und sein Trainerteam haben hier sicher auch eine sehr unglückliche Rolle gespielt. Die Mannschaft und das Umfeld haben die Trennung nie verstanden. Damit hatte auch der neue Trainer einen schweren Stand.

Für viele Kickers-Fans sind Sie bis heute ein „rotes Tuch“, viele geben Ihnen die Schuld am Abstieg und nicht Horst Steffen. Zeyer: Ich sehe das naturgemäß etwas anders. Wir waren damals als Team erfolgreich und nicht nur wegen des Trainers. Am Ende haben alle verloren: Die Spieler wegen ihrer gut gemeinten Loyalität und auch alle anderen, die angefangen haben, gegen die sportliche Führung zu arbeiten, weil sie geglaubt haben, wir hätten unnötig den Trainer gewechselt.

Würden Sie es heute mit einer anderen Strategie versuchen? Zeyer: Nein. Mir war immer klar, dass man in einem Traditionsverein nur etwas bewegen kann, wenn man sich kurzfristig keine Fehler oder gar eine Krise leistet. Dann beginnen Kräfte zu wirken, die das große Ganze gefährden. Ich hatte einen langfristigen Horizont. Wirtschaftlich ist man dagegen zum schnellen Erfolg verdammt. Man muss aber auch Rückschläge verkraften können und weitermachen. Das gilt auch für ein Restaurant. Mit dem 5 möchten wir Stuttgart über einen langen Zeitraum prägen und die Stadt über ihre Grenzen hinaus vertreten.

Kann man heute überhaupt noch über eine langen Zeitraum im Voraus planen? Zeyer: Es ist schwer. Die Gesellschaft hat sich verändert. Man muss heute viel schneller auf Veränderungen reagieren. Die Leute wollen weniger feiern und dafür mehr kulinarisch erleben. Am liebsten aber auch das nicht zu spät am Abend, stattdessen möchten viele schnell nach Hause, um von der Couch aus digital zu kommunizieren. Das bietet natürlich auch Chancen. Wenn man aber auf diese Veränderungen nicht reagiert, kann man schnell verlieren.

PERSÖNLICHE DATEN

Hochgeladen von: Dirk Meier Michael Zeyer Position: Mittelfeld Geburtsdatum: 09.06.1968 (49) Nationalität: Größe: - Gewicht: - Profilaufrufe: 775

TRAINERSTATIONEN

S S U N T P PpS Gesamt-Statistik - 15/16 SV Stuttgarter Kickers
3. Liga Sportdirektor - - - - - - - 14/15 SV Stuttgarter Kickers
3. Liga Sportdirektor - - - - - - - 13/14 SV Stuttgarter Kickers
3. Liga Sportdirektor - - - - - - - 10/11 SV Stuttgarter Kickers
Regionalliga Süd Sportdirektor - - - - - - -

SPIELERSTATIONEN

Gesamt-Statistik 324 35 0 20/21 21 1 0 55 91 23988 0 05/06 Heidenheimer SB 1846 Oberliga BW 7 1 0 -/- 1 0 0 4 2 282 0 03/04 Fortuna Düsseldorf Oberliga Nordrhein 33 7 0 3/3 0 0 0 1 3 2845 0 02/03 MSV Duisburg 2. Bundesliga 32 3 0 2/2 1 0 0 2 8 2640 0 01/02 MSV Duisburg 2. Bundesliga 31 4 0 4/4 3 0 0 2 13 2495 0 00/01 MSV Duisburg 2. Bundesliga 24 4 0 2/2 3 0 0 2 9 1930 0 99/00 MSV Duisburg Bundesliga 32 3 0 3/3 2 1 0 7 12 2188 0 98/99 VfB Stuttgart Bundesliga 26 0 0 -/- 2 0 0 6 10 1711 0 97/98 MSV Duisburg Bundesliga 33 6 0 5/6 3 0 0 - 15 2748 0 96/97 MSV Duisburg Bundesliga 34 4 0 1/1 3 0 0 - 12 2931 0 95/96 SV Waldhof Mannheim 2. Bundesliga 29 2 0 -/- 3 0 0 11 4 1737 0 93/94 1. FC Kaiserslautern Bundesliga 2 0 0 -/- 0 0 0 2 - 51 0 92/93 1. FC Kaiserslautern Bundesliga 19 1 0 -/- 0 0 0 6 2 1328 0 90/91 SC Freiburg 2. Bundesliga - 0 0 -/- 0 0 0 - - - 0 87/88 SSV Ulm 1846 Fußball 2. Bundesliga 22 0 0 -/- 0 0 0 12 1 1102 0

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Aufrufe: 09.2.2018, 12:45 Uhr
Stuttgarter Nachrichten / Ingmar VolkmannAutor