2024-04-25T14:35:39.956Z

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Zentings Kapitän Andreas Vollath geht mit seinem Verein durch dick und dünn.
Zentings Kapitän Andreas Vollath geht mit seinem Verein durch dick und dünn. – Foto: Grübl

Wofür? »Für die Zuschauer, die sich die Hauerei Woche für Woche antun«

Helden der Kreisklasse: FuPa erzählt die Geschichte von Kickern, die Sonntag für Sonntag Fußball leben

Fußball ist ihr Leben! Die Helden der Kreisklasse sind selten im Fokus, aber ohne sie wäre der Sport mit dem runden Leder nur halb so liebenswert. Die dritte Halbzeit nach dem Spiel ist dabei mindestens so wichtig wie die 90 Minuten davor. Heute ist Andreas Vollath vom SV Zenting an der Reihe.

Nach der Saison 2009/2010 wird ein gewisser Andreas Vollath in die FuPa "Elf des Jahres" der Kreisliga Bayerwald gewählt. Über zehn Jahre sind seitdem ins Land gezogen, vieles hat sich verändert. Eines aber nicht: Vollath schnürt immer noch die Schuhe für den SV Zenting - mittlerweile als Kapitän. Das ist eine Geschichte über einen, der nie woanders sein wollte, als bei seinem Heimatverein. Eines kristallisiert sich im Gespräch mit dem 32-Jährigen immer wieder heraus: Die Verbundenheit zu seiner Heimat im Bayerischen Wald. "Ich bin hier tief verwurzelt. Ich möchte nicht weg", gibt er ein klares Bekenntnis ab. Nach dem Abitur raus in die Welt, das war für ihn nie ein Thema. "Im Anschluss an meinen Wehrdienst wusste ich lange nicht recht, was ich anstellen sollte. Meine Eltern betreiben in Zenting einen kleinen Supermarkt, da habe ich zunächst gearbeitet. Irgendwann habe ich mich dann für ein Lehramtsstudium entschieden." In Regensburg belegte der spätberufene Pädagoge die Fächer Sport und Religion fürs Gymnasium. Nach dem Staatsexamen und dem Referendariat bekam er aber keine Planstelle, weshalb er umdisponieren musste. "Derzeit arbeite ich an der Förderschule in Deggendorf. Das macht es mir möglich, in der Heimat zu bleiben."

– Foto: Grübl

Fußballerisch hat's für ihn eigentlich immer nur den SV Zenting gegeben. Blickt man auf seine Vita, fällt aber auf, dass er in jungen Jahren über die Dorfgrenzen hinausgeblickt hat. Dafür gibt's allerdings eine ganz einfache Erklärung: "In der D-Jugend und dann nochmal in der A-Jugend haben wir keine Mannschaft zusammengebracht." Er musste notgedrungen auf Wanderschaft gehen - und landete sogar beim Lokalrivalen und Nachbarn in Thurmannsbang. Mit Eintritt in den Seniorenbereich kehrte er dann aber wieder zum SVZ zurück. Das war vor fast 14 Jahren. Seitdem hält er den Laden in Zenting hinten dicht. Wird's ihm denn nicht langweilig? "Ich spiele halt einfach saugern Fußball. Außerdem hat das nicht nur einen sportlichen Aspekt, was wir hier machen." Es geht um so viel mehr. Um den Zusammenhalt und den Gemeinschaftssinn in einem Ort an sich. "Das ganze Dorf kommt an den Spieltagen zusammen. Sie freuen und ärgern sich mit uns. Nach den Spielen sitzen wir zusammen, trinken ein Bierchen, diskutieren, lachen und feixen zusammen. Das ist Fußball für mich." Einen Moment überlegt Andreas Vollath und gibt dann lachend zum Besten: "Ich mache das alles eigentlich für die Zuschauer, die sich die Hauerei Woche für Woche ansehen."

Anreiz: Mit Spielern auf dem Feld zu stehen, die man einst in der Jugend trainiert hat.

Ein weiterer Aspekt reizt ihn, weiterhin auf dem Platz zu stehen. Zusammen mit Markus Dankesreiter trainierte er in Zenting auch schon Jugendteams. "Es kitzelt mich einfach, mit den Jungs, die ich gecoacht habe, zusammen in einer Mannschaft zu kicken." Was kann der Nachwuchs denn vom Spielertypen Andreas Vollath erwarten? Zu den Zartbesaiteten würde er sich eher nicht zählen: "Ich gehe keinem Zweikampf aus dem Weg", schmunzelt er. Die nötige Fitness bringt er als Sportlehrer ohnehin mit.

Lang ist's her: Andreas Vollath (re.) in "jungen" Jahren. Ein Schnappschuss aus dem Jahr 2010.
Lang ist's her: Andreas Vollath (re.) in "jungen" Jahren. Ein Schnappschuss aus dem Jahr 2010. – Foto: Harald Mini

Der SV Zenting hat sich in der Vergangenheit immer wieder als beliebte Destination für Akteure aus dem Nachbarland Tschechien präsentiert. Was andernorts durchaus kritisch beäugt wird, hat für Vollath einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert. "Ich möchte das nicht mehr missen. Michal Vesely zum Beispiel ist mittlerweile seit acht Jahren da und es hat sich eine große Freundschaft entwickelt." Der völkerverbindende, europäische Gedanke, in Zenting wird er gelebt. Das sieht dann folgendermaßen aus: "Wir fahren ein paarmal im Jahr rüber nach Tschechien, meistens nach Pilsen. Michal organisiert dann immer Mannschaftsausflüge. Das Nachtleben in Pilsen zum Beispiel ist vorzüglich", grinst Vollath. Auch fürs Trainingslager fahren die Zentinger gerne ins Nachbarland.

Sorgenfalten: Wie geht's nach Corona weiter?

Von einem Trainingslager können aber im Moment auch die Kicker vom SVZ nur träumen. Alles steht still. Vollath sieht mit Sorgenfalten auf das, was da noch kommen mag: "Ich habe schon Bedenken, vor allem was die Jugend betrifft. Mal sehen, wie sich das Ganze auf unseren Verein auswirken wird." Und wie geht's mit ihm persönlich weiter? Im Dezember ist der 32 Jahre alt geworden. Ein gutes Alter, um weitreichende Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. "Ich darf`s eigentlich nicht laut sagen, aber zum Heiraten wird's auch mal werden. Und Familienplanung wird auch irgendwann auf dem Programm stehen", sagt er lachend, ohne in der Hinsicht auch nur annähernd konkret zu werden. Aber deswegen die Schuhe an den Nagel hängen? Nein, es wird schon noch ein wenig weitergehen. Schließlich wollen die Zuschauer in Zenting bespaßt werden - auch wenn's manchmal nur zu einer "Hauerei" reicht. Egal, spätestens beim Kaltgetränk nach dem Kick kann darüber herzhaft gelacht werden.

Aufrufe: 06.2.2021, 06:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor