2024-05-29T12:18:09.228Z

Ligabericht
Von links: Die Schwarz-Weiß-Akteure Asim Ahmed, Spielertrainer Patrick Löper, Michel Groll und Simon Haßler beim 6:2-Erfolg über Espanol Gießen
Von links: Die Schwarz-Weiß-Akteure Asim Ahmed, Spielertrainer Patrick Löper, Michel Groll und Simon Haßler beim 6:2-Erfolg über Espanol Gießen

"Wir werden nicht absteigen"

+++ Schwarz-Weiß Gießen nach furiosem Schlussspurt über dem Strich +++ 0:4 gegen Biebertal als Wendepunkt +++ Trainer Patrick Löper überzeugt Günther Abgang kompensieren zu können +++

Mit schönem Offensivspiel landete Schwarz-Weiß Gießen letzte Saison als Aufsteiger in der Endabrechnung auf Rang fünf. Dass eine Wiederholung schwer werden würde, davon war auszugehen. Doch lange Zeit sah es in dieser Saison düster aus für die Gießener. Taktische und personelle Veränderungen sorgten nicht nur für das Überwintern außerhalb der Abstiegszone, sondern auch für neu gewonnenes Selbstvertrauen…

Bei Schwarz-Weiß Gießen von einer durchwachsenen Vorbereitung auf die Saison 2014/2015 zu sprechen, wäre schlicht untertrieben. Mit Andreas Owzarek, Philipp Neuhaus, Pierre Kerzmann und Marcel Hartmann verlor der Verein zahlreiche Stammkräfte. Um für passenden Ersatz zu sorgen fehlten die Mittel. Die Trainingsbeteiligung sank stetig, an Testspiele oder die Teilnahme am Kreispokal war erst gar nicht zu denken. Man musste schlimmstes für das zweite A-Liga-Jahr der schwarz-weißen befürchten. „Wir sind noch nicht tot“, lautete aber die eindeutige Parole vom ehemaligen Schwarz-Weiß Gießen Trainer Matthias Günther wenige Tage vor dem Start in die aktuelle Runde.

Doch es folgten fünf Pleiten am Stück. In dieser Zeit räumte Günther seinen Platz auf der Kommandobrücke freiwillig und machte Platz für Markus Pitz. Mit seinen 45 Jahren half der Ex-Coach, mangels Spielermaterial, aber das ein oder andere Mal auf dem Spielfeld aus. Pitz holte wenig später Kapitän Patrick Löper, seit November im Besitz der C-Trainer-Lizenz, als Spielertrainer hinzu.

Lichtblicke, wie das 3:1 gegen Grüningen oder das 6:2 gegen Espanol, blieben zunächst jedoch die Ausnahme. „Der Kader hatte an Qualität verloren, das Team war nicht eingespielt und die Fitness stimmte nicht“, begründet Löper die Krise. Das laufintensive Offensivspektakel der Gießener, letzte Saison noch Garant für den Erfolg, war für die konditionell angeschlagene Truppe zu kräfteraubend und brachte häufig späte und unnötige Gegentreffer ein. So kassierte man im Hinspiel gegen Allendorf/Lahn in der 81. Minute das 1:2 und gegen Wettenberg in der 94. Minute das 4:4.

Der Tief- aber zugleich auch Wendepunkt war die herbe 0:4-Pleite gegen Biebertal Mitte Oktober. Bis dato lagen die Mannen von der Margaretenhütte mit acht Punkten nach 13 Spielen auf dem 16. Rang. „Wir waren am Boden und wussten nicht wie es weitergehen sollte“, beschreibt Löper die dramatische Lage. Das zweite A-Liga-Jahr drohte zum sportlichen Fiasko zu werden.

Doch das Trainerduo fand Mittel und Wege aus der Krise. „Wir haben nach dem Biebertal-Spiel den Reset-Knopf gedrückt. Es wurden viele Einzelgespräche geführt, erfahrene Spieler wie Marc Haßler reaktiviert und allen voran die Taktik umgestellt.“ Statt dauerhaft offensiver Ausrichtung mit hoch stehenden Ketten im 4-2-3-1 oder 4-4-2, wurde mehr Wert auf die Defensive gelegt. „Wir haben für jedes Spiel einen klaren Matchplan entwickelt, mit klar verteilten Aufgaben für jede Position und jeden Spieler, um Automatismen zu erzeugen. Das Ziel war es tiefer und kompakter zu stehen, mit dem Torwart als Libero, dabei immer ein Überzahlspiel zu erarbeiten, in Ballbesitz umzuschalten und unsere sprintschnellen Offensivkräfte um Simon Haßler und Jean-Claude Günther einzusetzen.“

Damit diese Maßnahmen greifen konnten, mussten alle im Team an einem Strang ziehen - vor allem die Trainingsbeteiligung musste besser werden. Und sie wurde besser. „Die Truppe ist enger zusammengerückt. Zu den Übungseinheiten kamen deutlich mehr Spieler. Dadurch konnten wir uns im Training die Basis für die Partien sonntags erarbeiten.“

Von da an ging es nur noch aufwärts. Eine Woche nach der Biebertal-Begegnung gab es ein 2:2 gegen die damals zweitplatzierte TSG Leihgestern – der Startschuss zur Aufholjagd. Es folgten zum Rundenausklang vier Siege in Folge, darunter das starke 5:0 gegen die SG Utphe/Trais-Horloff/Inheiden und die beiden 3:2 Erfolge gegen Watzenborn-Steinberg II und Allendorf/Lahn, bei denen Schwarz-Weiß nach Rückständen die Partien jeweils noch drehen konnten. Ein deutliches Zeichen für das wieder gewonnene Selbstvertrauen und die gute Moral im Team. Durch die Erfolge kletterte die Mannschaft aus der Abstiegszone, die allerdings weiterhin nur zwei Punkte entfernt ist.

Für die Rückrunde steht das Trainerduo jedoch vor der nächsten großen Herausforderung. 24-Tore-Stürmer Jean-Claude Günther macht „den nächsten logischen Schritt“ und verlässt den Verein in der Winterpause Richtung Wieseck. Allein neun Tore und drei Vorlagen trug er zur Siegesserie bei. „Er hat stets kommuniziert, dass er bei anderen Vereinen mit trainiert, und hat sich nun für Wieseck entschieden“, hegt Löper ganz und gar keinen Groll über den Abgang des 21-jährigen.

Der Übungsleiter ist sich aber im Klaren, Günther nicht eins zu eins ersetzen zu können. „Mit seinen Qualitäten kann er an einem guten Tag ein Spiel alleine entscheiden. Wir können und werden aber keinen neuen Jean-Claude verpflichten.“ Das ist auch gar nicht nötig, hat der Taktikfuchs doch schon einen Plan parat. „Das Offensivspiel wird mit neuen Aufgaben und Laufwegen umstrukturiert. Die Mannschaft ist gut drauf und in der Lage seinen Abgang zu kompensieren.“

Patrick Löper hat bereits bewiesen, trotz verlorener Qualitäten, die Mannschaft auf Erfolgskurs zu bringen. Deshalb glaubt man ihm, wenn er voller Überzeugung sagt: „Wir werden nicht absteigen.“

Aufrufe: 020.12.2014, 11:30 Uhr
Tim GeorgAutor