2024-06-04T08:56:08.599Z

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Wolfgang Koller   Foto:Wagner
Wolfgang Koller Foto:Wagner

»Wir sind und bleiben Niederbayern«

Lams Mittelfeldmotor Wolfgang Koller berichtet über die Besonderheiten bei seinem Club und über seine eigenen Pläne

Die Marktgemeinde Lam gehört zum Landkreis Cham, dieser zählt zum Regierungsbezirk Oberpfalz. Fußballerisch gehört der 2850-Einwohnerort aber allerdings zum Kreis Bayerwald, der wiederum den Fußballbezirk Niederbayern untergeordnet ist. Seit mehreren Jahren behaupten sich die "Osserbuam" mit Erfolg in der niederbayerischen Bezirksoberliga und gehören dort schon zum Inventar.

Richtig attraktiv ist diese Liga für die SpVgg auf den ersten Blick aber nicht. Richtige Derbys sind Fehlanzeige, die nahliegensten Auswärtsfahrten sind Ruhmannsfelden (38km) und Regen (43). Richtige "Bayernrundfahrten" bedeuten etwa die Gastspiele in Simbach (154), Ergolding (124) oder Schierling (117). "Uns macht das nichts aus. Wir fühlen uns als Niederbayern und spielen gerne dort", meint SpVgg-Mittelfeldmotor Wolfgang Koller. Der ein oder andere Club aus dem Altlandkreis Kötzting ließ sich in den letzten Jahren auch fußballerisch in die Oberpfalz eingliedern. In der der dortigen BOL kicken mit dem ASV Cham, dem FC Ränkam und dem FC Furth im Wald auch drei Clubs aus dem Chamer Landkreis, doch trotzdem verschwendet man in Lam keine Gedanken an einen Umgliederungsantrag. "Wir sind und bleiben Niederbayern, zumindest fußballerisch", schmunzelt Wolfgang Koller.

Der Blondschopf sorgte im abgelaufenen Spieljahr für Furore. Der lauf- und kampfstarke "Sechser" wusste mit starken Leistungen zu überzeugen und wurde am Saisonende von den Vereinsvertretern in die FuPa-Elf des Jahres gewählt. "Das hat mich natürlich sehr gefreut", erzählt der 23-jährige stolz. Koller hätte das notwendige Rüstzeug auch höherklassiger zu bestehen, doch für ihn sind Werte wie Vereinstreue und Kameradschaft äußerst wichtig. Seit seinem sechsten Lebensjahr spielt die Arbeitsbiene mittlerweile für die SpVgg Lam. Bereits in seiner Jugendzeit durchlief er mehrere Auswahlmannschaften und hatte auch Anfragen von höherklassigen Vereinen. "Da hätte mich ein Wechsel schon mal gereizt, gerade die SpVgg Ruhmannsfelden hat seinerzeit eine überragende Jugend. Aber viermal in der Woche dorthin zu kommen, war einfach unmöglich."

Aber auch in der Lamer Jugend entwickelte sich Koller weiter und schaffte auf Anhieb den Sprung in die Erste. An seiner Seite war fast immer Franz "Funz" Aschenbrenner, der den Bezirksoberligisten jetzt schon im fünften Jahr coacht. "Funz ist mittlerweile seit zehn Jahren mein Trainer", erzählt das Talent und fügt gleich hinzu, "dass ich ihm sehr viel zu verdanken habe." Kontinuität wird in Lam groß geschrieben, deshalb hat man auch in der Sparte Fußball ein klares Konzept entwickelt. Man setzt auf den eigenen Nachwuchs und auf Akteure aus der näheren Umgebung. Früher war dies anders, die tschechischen Legionäre prägten das Spiel der "Osserbuam" entscheidend. Namen wie Kadlec, Kralovec oder Uzlik waren eng mit dem Erfolg der "Waidler" verbunden. "Wir haben eine gesunde Mischung gefunden. Ältere Kicker wie Christoph Seiderer, Jürgen Kirschenbauer und Irek Kotula führen unsere jungen Spieler glänzend und wir sind eine verschworene Einheit." Aktuell rangieren die Lamer Fußballer auf den dritten Tabellenrang. Vor der Saison zählte die SpVgg zum Favoritenkreis, doch der Punktabstand zu den beiden Erstplatzierten ist doch schon enorm. "Es läuft zwar nicht schlecht, aber auch nicht richtig rund", kommentiert Koller den bisherigen Saisonverlauf. Für ihn selbst lief es auch nicht optimal. Ein komplizierter Nasenbeinbruch und eine Adduktorenverletzung zwangen ihn zu zwei mehrwöchigen Zwangspausen.

Ein Vereinswechsel steht für das Mittelfeld-As wohl nie zur Debatte. "Mich hat aber ohnehin die letzten Jahre niemand angerufen. Die wissen wahrscheinlich, dass ich nicht weggehen würde", scherzt Koller, der auch eine Idee hätte, um endlich wieder richtige Derbys auf dem Spielplan stehen zu haben. "Wir brauchen doch nur in die Landesliga aufsteigen, dann geht es eh gegen Bad Kötzting und Vilzing." Erstaunlich ist die gute Nachwuchsarbeit, die im "Lamer Winkel" betrieben wird. Der Lohberger Florian Frisch ist Kapitän beim 1.FC Bad Kötzting, sein Fast-Nachbar Simon Kopp ist der Shootingstar beim Bayernligaabsteiger. Der Lamer Christoph Bergmann hütet das Tor der Badstädter, Matthias Graf ist seit Jahren ein tragende Säule im Kötzinger Abwehrverbund. Michael Hamberger zählt bei der DJK Vilzing zu den Leistungsträgern. die beiden Weber Brüder Max (SpVgg-GW Deggendorf) und Tobias (1.FC Nürnberg) sind hochtalentierte Juniorenspieler. "Wenn die alle bei uns spielen würden, dann wären wir wohl die Nummer 1 im Landkreis", meint Koller, dessen Vater seit letzten Freitag erster Vorstand des Hauptvereins ist.

Aufrufe: 018.11.2010, 09:00 Uhr
Thomas SeidlAutor