Binnen drei Jahren führte Trainer Oliver Richter den TuS 1896 Sachsenhausen zu zwei Vizemeisterschaften in der Brandenburgliga. Nun verlängerte er seinen Vertrag (wie das komplette Trainerteam) um drei Jahre. Sportredakteur Stefan Zwahr sprach mit dem 35-Jährigen über seine Zeit in Oberhavel und die Ziele mit dem amtierenden Masters-Sieger.
Sie sind im vierten Jahr Trainer des TuS, mit dem Sie viele Erfolge feierten. Wäre es nicht der perfekte Moment gewesen, um eine neue Herausforderung anzunehmen?
Ich bin noch ein sehr junger Trainer. Die Frage kommt tatsächlich öfter, ob ich nicht höhere Ziele habe als Brandenburgliga – gerade, weil wir ein Verein sind, der sagt, dass die Strukturen für die Oberliga aktuell nicht vorhanden sind. Es ist keine Trainerstelle, wo es derzeit die Perspektive nach oben ist. Und spätestens Oberliga wäre ein Punkt, wo es mit Sachsenhausen zu Ende ist. Aber es gibt den Sport als Hobby und den Beruf. Und viel mehr als Oberliga würde bei mir nicht funktionieren, weil ich beruflich sehr eingebunden bin.
Von Ihnen stammt der Satz, wonach Sie kein Typ sind, der längerfristig mit einer Mannschaft arbeiten wolle, da es mit der Zeit zu Abnutzungen kommt. Warum bleiben Sie nun doch über das vierte Jahr hinaus?
Ich bleibe dabei, dass diese Aussage für Führungskräfte – und dazu zähle ich Trainer – zutrifft. Als Trainer bist du irgendwann abgenutzt und musst schauen, ob die sportlichen Erfolge dennoch da sind und ob man noch die Mannschaft erreicht. Die Schwierigkeit ist, eine Mannschaft Woche für Woche zu motivieren und mit Worten zu erreichen. Als wir vor der Entscheidung standen, ob es weitergeht, haben wir uns mit den Führungsspielern zusammengesetzt und fragten nach, ob sie sich die Zusammenarbeit in der Art weiter vorstellen können. Da kam nur positives Feedback.
Warum haben Sie nun gleich um drei Jahre verlängert?
Ich hatte das Glück, mit 31 Jahren direkt Trainer in der Brandenburgliga zu werden. Andere Trainer müssen sich hocharbeiten und laufen dann in der Landesliga dem Traum hinterher, einmal in der Brandenburgliga zu trainieren. Ich landete gleich bei einer Mannschaft, die nicht nur im Mittelfeld spielt, sondern ein Spitzenteam ist. Der Verein hatte mit Andor Müller einen Topstürmer, mit Martin Pilz und Robert Wiesner tolle Innenverteidiger. Und das waren nur einige. Dann kamen noch Eddi Kordecki und viele andere dazu. Wir haben ein wunderschönes Stadion und spielen in einem verrückten Fußballkreis. Wir haben das Stadtderby, das mehr als tausend Zuschauer anzieht. Und das Oberhavel-Masters sucht seinesgleichen. Wo soll ich in der Brandenburgliga hin? Es gibt sicherlich zwei, drei interessante Adressen in dieser Liga – aber ich kann ja Gerd Pröger nicht den Job wegnehmen. Kleiner Scherz. Ich hatte sehr viel Glück, dass sich der TuS für mich entschieden hat.
Unter Ihrer Regie wurde der TuS zweifacher Vizemeister, jeweils mit einer Rekord-Punkteausbeute. In der Halle wurden zuletzt fünf von sieben Turnieren gewonnen. Haben Sie keine Angst, an diesen Erfolgen gemessen zu werden?
Das kann passieren. Aber auch, wenn ich woanders hingehe, würde man mich daran messen. Aus verschiedenen Gründen haben wir in Sachsenhausen nicht die Möglichkeit, Richtung Oberliga zu gehen. Dann muss man sich andere sportliche Ziele setzen. Dazu gehört, das obere Drittel langfristig zu halten. Zudem wollen wir immer wieder gute Spieler ins Team integrieren. Es ist als Trainer eine unglaubliche Herausforderung, gute Leute davon zu überzeugen, Bestandteil unseres Teams zu werden, ohne eventuell den Schritt Richtung Oberliga zu gehen.
Mit Patrick Richter gab es im Winter einen Neuzugang aus der Oberliga. Wird es im Sommer ähnliche Verpflichtungen geben oder wie sehen die Kaderplanung aus?
Als ich angefangen habe, hatten wir einen sehr jungen Kader. Die Mannschaft ist auch immer noch recht jung. Aber die Führungsspieler und Identifikationsfiguren bewegen sich im Bereich von 30 Jahren. Natürlich gilt es jetzt, eine neue Generation heranzuziehen. Aber da mache ich mir gar keine Sorgen, denn die haben wir da.
Welche Rolle spielt bei den Zukunftsplanungen der Sportliche Leiter Stephan Lange?Er macht eine sensationelle Arbeit im Hintergrund. Niemand von der Vereinsführung oder von den Sponsoren drängt sich in irgendeiner Art in den Vordergrund. Wir arbeiten unser Stück runter, wollen für den Verein erfolgreich sein und eine angenehme Atmosphäre für Spieler, Mitglieder und Zuschauer schaffen. Ich denke, dass uns das gut gelingt. Auch, wenn wir leider schon drei Heimspiele verloren haben, kommen die Zuschauer gern zu uns. Sie wissen, dass sie bei uns in der Regel attraktive Spiele mit vielen Toren sehen. Dass der TuS nicht immer als Sieger vom Platz gehen kann, ist halt so. Wäre es so, könnten wir nicht mehr in unserem Stadion spielen, weil es die Bestimmungen für die Champions-League nicht hergeben.
Eine Heimniederlage gab es im September auch im Stadtderby. Haben Sie bei einem Blick auf die Tabelle die Befürchtung, dass der OFC Ihrem Team den Rang als Nummer 1 der Stadt abläuft?
In den letzten drei Jahren haben wir im Vergleich 46 Punkte gut gemacht. In dieser Saison liegen wir aktuell zwei Punkte zurück. Bleiben 44 Punkten. Sicher kann es passieren, dass der andere Verein aus der Stadt am Ende vor uns steht. Die Kunst ist es aber nicht, vor uns zu stehen, sondern das Ganze zu bestätigen. Wir wissen, was wir können, und was wir in den letzten Jahren geschafft haben. In meiner Amtszeit wurden von sieben Stadtderbys fünf gewonnen, zudem haben wir beim Masters in diesem Zeitraum doppelt so oft triumphiert. Wir müssen bei einem Turnier in der eigenen Halle keine Ansage machen, wer die Nummer 1 der Stadt ist. Wir müssen es unseren Mitgliedern auch nicht auf die Facebook-Seite schreiben, damit sie es wissen. Wir sind die Nummer 1 der Stadt und wir leben es auch. Dazu muss man in der Tabelle nicht immer vor dem anderen Team stehen.
Haben Sie mit Ihrer Verlängerung eigentlich Bedingungen oder Wünsche verknüpft?
Im Herbst haben wir Vorstandswahlen. Natürlich haben wir uns berichten lassen, wie die Planungen sind und wie es weitergehen soll. Grundsätzlich sehe ich sehr zuversichtlich in die Zukunft und glaube, dass wir in Sachsenhausen weiterhin Brandenburgliga-Fußball auf sehr gutem Niveau sehen können. Auf Fragen wie zur Infrastruktur habe ich keinen Einfluss. In der Hinsicht muss man grundsätzlich die Stadt Oranienburg loben, da sie beide Fußballvereine gleich behandelt. Ich denke, dass das eine Stadt im Barnim in keiner Weise schafft.
Trainerprofil: Oliver Richter
Die Fragen stellte Stefan Zwahr.
Das ausführliche Interview am Freitag im Oranienburger Generalanzeiger sowie im ePaper!