2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
FCK-Präsident Hans Kuchler: "Jetzt müssen wir notgedrungen etwas machen, das wäre aber schon im Sommer sinnvoll gewesen. Wenn man sieht, das es nicht reicht, muss man frühzeitig handeln." F: Meier
FCK-Präsident Hans Kuchler: "Jetzt müssen wir notgedrungen etwas machen, das wäre aber schon im Sommer sinnvoll gewesen. Wenn man sieht, das es nicht reicht, muss man frühzeitig handeln." F: Meier

»Wir hätten uns besser verstärken müssen«

Jahresinterview 1. FC Bad Kötzting 2014 - Teil 1: mit Kuchler, Frisch, Anleitner und Gallmaier

Im ersten Teil unseres Rückblick auf das ereignisreiche Jahr 2014 des 1. FC Bad Kötzting spricht Kapitän Florian Frisch über die sportliche Achterbahnfahrt des Vereins aus dem Landkreis Cham und Vorstand Hans Kuchler geht noch einmal auf den Trainerrücktritt von Manfred Stern ein. FuPa lässt das Spieljahr 2014 im ausführlichen Jahresinterview mit Klubchef Hans Kuchler, Kapitän Florian Frisch, Teammanager Johannes Anleitner und Coach Peter Gallmaier Revue passieren.


FuPa: Peter, seit Ende September stehst du auf der Kommandobrücke des 1. FC Bad Kötzting. Welche Zwischenbilanz ziehst du nach knapp drei Monaten Amtszeit? Hast du es dir einfacher vorgestellt?

Peter Gallmaier (47): Einfach ist es ja nie, vor allem in einer Spielklasse wie der Bayernliga. Meine persönliche Bilanz fällt nicht so schlecht aus. Ich wollte es schaffen, mit dem Team zur Winterpause den Anschluss ans rettende Ufer nicht zu verlieren und der Mannschaft einen gewissen Schliff zu geben, um in der Bayernliga mitspielen zu können. Diese Ziele sind uns gemeinsam gelungen. Trotzdem hätten wir ein, zwei Punkte mehr holen können.

Kuchler: »Manfred Stern hat sich nicht entscheiden können.«

Hans, vor der Saison setzte man in Sachen Neuzugängen auf junge Spieler aus der Region. War das rückblickend ein Fehler? Hätte man den einen oder anderen gestandenen Akteur holen sollen?
Hans Kuchler (51): Rückblickend kann man sagen, dass wir uns hätten besser verstärken müssen. Wir haben eine ganz schlechte Vorbereitung gespielt, kein einzig überzeugendes Testspiel abgeliefert. Das hat uns Sorgen gemacht. Deshalb haben wir zu unserem damaligen Trainer immer wieder gesagt, dass es personell nicht reicht. Manfred Stern hat sehr gute Arbeit geleistet, an ihm gab es grundsätzlich nichts zu nörgeln, aber die Kaderzusammenstellung hat er vorgenommen. Im August hatten wir viele gute Spieler im Probetraining. Stern hat sich aber nicht entscheiden können, wollte mal einen Abwehrspieler, mal einen Mittelfeldspieler, dann einen Stürmer. Das Ende vom Lied war, dass wir gar keinen Spieler mehr nachverpflichtet haben. Jetzt müssen wir notgedrungen etwas machen. Das wäre aber schon im Sommer sinnvoll gewesen. Uns war bewusst, dass wir in der Bayernliga gegen den Abstieg kämpfen und wenn man sieht, dass es nicht reicht, muss man frühzeitig handeln.

Florian, du bist der dienstälteste Akteur, spielst seit einer gefühlten Ewigkeit beim FCK. Wie beurteilst du die Achterbahnfahrt der letzten Jahre?
Florian Frisch (26): Ich habe in Bad Kötzting schon alles mitgemacht, alle Höhen und Tiefen. Ich war schon 2010 beim Abstieg aus der Bayernliga dabei, habe die schwierigen Jahre in der Landesliga mitgemacht. Mit einer guten Mannschaft haben wir im Jahr der Ligenreform den anvisierten Aufstieg in die Bayernliga verpasst, zwei Jahre später folgte die völlig überraschende Landesliga-Meisterschaft. Letzte Saison hatten wir auch das notwendige Glück auf unserer Seite, das uns in der aktuellen Runde etwas fehlt.


Und die aktuelle Spielzeit war erneut von vielen Aufs und Abs geprägt.
Florian Frisch: Ein Wechselbad der Gefühle. Nach einer sehr kurzen Sommerpause sind wir mit einem Sieg in Rosenheim gestartet, sind dann aber in den darauffolgenden Spielen an unsere Grenzen gestoßen. In Pipinsried wurden wir vorgeführt. Kurz vor und nach dem Rücktritt von Manfred Stern hatten wir eine sehr instabile Phase, haben viele vermeidbare Gegentreffer kassiert. Peter Gallmaier hat es geschafft, wieder mehr Stabilität in die Mannschaft zu bringen. Die neueingeführte Fünferkette hat sich bewährt, wir kriegen jetzt wieder besseren Zugriff auf unsere Gegner. Ich denke, dass wir grundsätzlich positiv gestimmt sein können. Wir haben schließlich noch alles selbst in der Hand.

Der Rücktritt von Manfred Stern sorgte Mitte September für viel Wirbel. Der Aufstiegstrainer fand gegenüber dem Verein auch klare Worte. Er bemängelte "fehlende Rückendeckung". Hat man dem in der Mannschaft beliebten Übungsleiter zu wenig den Rücken gestärkt?
Hans Kuchler: Nein. Ich war bei dem Gespräch mit Stern nicht vor Ort, weil ich damals krank im Bett lag und am nächsten Tag in den Urlaub geflogen bin. Es war grundsätzlich nicht so, dass wir durch die Derbyniederlage in Vilzing aufgeschreckt wurden und deshalb Panik entstand. Fakt ist aber, dass in diesem Spiel mit Sicherheit nicht die bessere Mannschaft gewonnen hat. Wir haben eine gute Partie gespielt, haben aber - wie so oft in der Vergangenheit gegen Vilzing - unglücklich verloren. In meinen Augen haben wir zu mutlos agiert und waren nicht optimal aufgestellt, denn fast alle Offensivkräfte sind auf der Ersatzbank gesessen. Mit der Hereinnahme von Psohlavec und Niedermeier wurde es dann richtig brenzlig und der Gegner hat das 2:1 gerade noch über die Zeit retten können.

Kuchler: »Ich glaube, dass Manfred Stern seine Rücktritts-Entscheidung nicht noch einmal so treffen würde.«

Und nach dem Derby gegen Vilzing folgte der Cut zwischen dem FCK und Manfred Stern.
Hans Kuchler: Wir sind nach dem Spiel nicht mit der Absicht heimgefahren, jetzt den Trainer rauszuschmeißen. Ehrenvorstand Schröder hat beim nächsten Training das Gespräch mit Stern gesucht, denn einige Dinge mussten einfach geändert werden. Die Unterredung endete in einem Disput und Manfred erklärte seinen Rücktritt. Ich persönlich glaube, dass er diese Entscheidung im Nachhinein nicht noch einmal so treffen würde. Da ging es aber längst nicht mehr ums Rücken stärken, sondern um andere Dinge. Die Spieler hatten eine viel zu lange Leine, jeder konnte übertrieben gesagt kommen und gehen, wann er will. Es haben sich Dinge eingeschlichen, die nicht mehr vertretbar waren. Gerhard Schröder und ich leiten mittlerweile seit 25 Jahren die Geschicke des Vereins und haben schon sehr viel mitgemacht. WIR müssen bei Misserfolg die Scherben zusammenkehren. Über fehlende Rückendeckung konnte sich Stern mit Sicherheit nicht beklagen.

War die Mannschaft bei einer Amtsübernahme körperlich in einem konkurrenzfähigen Zustand?
Peter Gallmaier: Jein. Es hat mit Sicherheit nicht stark an der Fitness gehapert, sondern eher an der Qualität, wenngleich die Mannschaft nicht 90 Minuten marschieren konnte. Uns fehlt ein Spieler, der in kritischen Situationen Verantwortung übernimmt. Das hat man beispielsweise gegen Tabellenführer Pipinsried gesehen, als wir kurz vor Spielende 1:0 führten und die Partie in den Schlussminuten noch mit 1:2 vergeigten. Ein erfahrener Fuchs bringt in solch kritischen Spielsituationen Ruhe ins Spiel und schindet auch mal Zeit. Einen solchen Akteur haben wir momentan nicht.



Das Kötztinger Jahresinterview mit den FuPa-Redakteuren Sebastian Ziegert (v.li.), Mathias Willmerdinger und Thomas Seidl (re.), sowie FCK-Kapitän Florian Frisch (3.v.li.), Sportlicher Leiter Johannes Anleitner, Präsident Hans Kuchler und Trainer Peter Gallmaier. F: Meier


Johannes, du hast beim FCK die vakante Position des Sportlichen Leiters übernommen. Welche Ziele hast du dir persönlich gesteckt?
Johannes Anleitner (29): Für mich ist die Tätigkeit als Teammanager absolutes Neuland. Mit Ehrenvorstand Gerhard Schröder habe ich aber einen guten Lehrmeister, der mir vieles zeigt und mich hervorragend unterstützt. Sportliches Ziel ist in erster Linie, der Erhalt der Bayernliga. In der Zukunft ist es aber auch sehr wichtig, dass wir wieder mehr junge Spieler aus der Region bekommen und die mannschaftliche Geschlossenheit dadurch gestärkt wird. Mittelfristig möchten wir uns schließlich in der Bayernliga etablieren.

Gallmaier: »Uns fehlt die notwendige Reife.«

Peter, du hattest nicht die Möglichkeit, in der Vorbereitung mit der Mannschaft zu arbeiten, und hattest keinen Einfluss auf die Kaderzusammenstellung. Wie waren deine ersten Eindrücke des Teams?
Peter Gallmaier: Die Mannschaft war total verunsichert nach der zwischenzeitlichen Niederlagenserie. Der Druck wurde immer größer. Man muss erfolgreich sein und Spiele gewinnen. Dieser Zwang hemmt das Team hin und wieder. Uns fehlt die notwendige Reife. Vor allem im Spiel in Unterföhring hat man das deutlich gesehen. Nach guten Leistungen zuvor haben wir in diesem Spiel total versagt und ängstlich agiert. Das war für mich nicht nachvollziehbar und ein Rückfall in die Muster der ersten Wochen meines Amtsantritts. Wir haben das mittlerweile wieder besser hinbekommen, auch mit Hilfe des neuen Spielsystems. Die Spieler haben gesehen, dass wir dadurch besser stehen und das Selbstvertrauen kam zurück. Wir müssen nach der Winterpause so weitermachen, dann können wir uns auch da unten rausarbeiten.

Besonders wichtig wird der Frühjahrsauftakt gegen zwei direkte Konkurrenten im Abstiegskampf, den TSV Schwabmünchen und die SpVgg Landshut.
Peter Gallmaier: Wenn wir diese Partien erfolgreich bestreiten, können wir einen Lauf bekommen. Wenn nicht, kann's in die andere Richtung gehen. Ich gehe aber ohnehin davon aus, dass wir bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg kämpfen müssen. Die Mannschaft zieht gut mit und ist sehr lernwillig, das gibt mir Hoffnung.


Das Interview führten Mathias Willmerdinger, Thomas Seidl und Sebastian Ziegert.



In Teil zwei des Kötzting-Jahresrückblicks lest ihr, welche Personalien der FCK im Winter tätig wird und wie groß die Vorfreude auf die entscheidende Phase im Bayernliga-Abstiegskampf ist. Mitte April steht den Kötztingern der möglicherwiese richtungweisende Derby-Top-Krachers gegen die DJK Vilzing ins Haus.


Aufrufe: 023.12.2014, 09:08 Uhr
T. Seidl / M. Willmerdinger / S. ZiegertAutor