2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview

»Wir haben uns im Guten getrennt«

FuPa-Interview mit Neuschönaus zurückgetretenen Übungsleiter Alois Roßgoderer

Der Rücktritt von Alois Roßgoderer (43) beim SV Neuschönau sorgte für viel Verwunderung. Der in Riedlhütte lebende C-Lizenz Inhaber formte das Kellerkind zu einer konkurrenzfähigen A-Klassentruppe, die in der Freyunger Spieklasse in der aktuellen Runde für so manche Überraschung sorgte. FuPa hatte Gelegenheit mit dem ehemaligen Bezirksoberligaspieler zu reden

FuPa: Alois, völlig überraschend hast du dein Traineramt beim SV Neuschönau zur Verfügung gestellt. Was hat zu diesem Schritt geführt?

Roßgoderer: Es gibt hierfür mehrere Gründe. Wir haben beim SV Neuschönau in den letzten beiden Jahren viel geleistet. Vor eineinhalb Jahren waren wir mehr oder weniger noch die Lachnummer im ganzen Landkreis. Mittlerweile hat der SV Neuschönau eine ordentliche A-Klassenmannschaft, die niemand mehr unterschätzt. Aber leider gab es in letzter Zeit einige Spieler, die mit ihrer persönlichen SItuation nicht zufrieden waren und im Hintergrund für Unruhe sorgten.

FuPa: Kannst du dies genauer erklären?

Roßgoderer: Als ich vor knapp zwei Jahren nach Neuschönau gekommen bin, hatten wir nur 13, 14 Spieler. Mit viel Überzeugungsarbeit schafften wir es es, einige Talente heimzuholen, die bei Nachbarvereinen aktiv waren. Aktuell steht ein Kader mit 19, 20 Akteuren zur Verfügung. Leider reicht dies nicht, um eine zweite Mannschaft zu stellen. Deshalb kam es öfter vor, dass bestimmte Spieler nicht mal in den Kader nominiert werden konnte. Dass die betroffenen Aktiven nicht zufrieden waren, ist klar. Leider äußerten sie ihren Unmut mit ständigen Sticheleien, die zu einem schlechten Klima in Mannschaft und im Umfeld führte.

FuPa: Es wurde in der Lokalpresse auch über Differenzen von dir und Vorstand Manfred Melch berichtet. War euer Verhältnis wirklich so schlecht?

Roßgoderer: Sicher waren wir nicht immer einer Meinung, aber wir haben uns mitterweile ausgesprochen. Manfred Melch hat mir nochmals versichert, dass er mit meiner Arbeit zufrieden war und der SV Neuschönau auch gerne mit mir weitergearbeitet hätte. Wir haben uns im Guten getrennt.

FuPa: War dann dein Rücktritt wirklich notwendig?

Roßgoderer: Es sind die letzten Wochen einfach DInge vorgefallen, die mich sehr nachdenklich gestimmt haben. Zudem hat mir meine Schulteroperation schwer zu schaffen gemacht. Mir wurde ein künstliches Schultergelenk eingesetzt, was mir immer noch Probleme bereitet.

FuPa. Aber auch die Ergebnisse waren in den letzten Wochen nicht mehr ganz so positiv. Woran hat es gelegen?

Roßgoderer. Unser Hauptroblem war, dass wir keinen gelernten Tormann hatten. Der als Keeper verpflichtete Stefan Roll konnte aus beruflichen Gründen leider nicht mehr zwischen den Pfosten stehen. Es musste deshalb oft ein gelernter Feldspieler ins Tor gehen. Dies hat uns sicher einige Punkte gekostet. Zudem hat die Trainingsbeteiligung im Herbst nachgelassen, da viele Spieler studien- und berufsbedingt nur eingeschränkt trainieren konnten. Das sind alles Punkte, die sich summierten und mir auch ins Gemüt schlugen.

FuPa: Was ziehst du nach knapp zwei Jahren ein Fazit für deine Trainerzeit beim SV Neuschönau?

Roßgoderer: Als ich Anfang Januar 2009 nach Neuschönau kam,wurde ich überall belächelt. Viele Experten haben mir davon abgeraten. Der Club stand mit 0 Punkten abgeschlagen am Tabellenende und fiel nur durch hohe Niederlagen und Undiszipliniertheiten auf. Schritt für Schritt ging es aber bergauf, wobei gerade die Anfangszeit nicht leicht war. Mit Ex-Vorstand Manuel Reichhart hatte ich aber einen tollen Partner, der mich hervorragend unterstützt hat. Heuer konnten wir die Früchte dieser harten Arbeit ernten und einige sehr gute Resultate einfahren. Vor allem fußballersich haben wir uns enorm weiterentwickelt. Ich hatte in Neuschönau insgesamt eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte.

FuPa: Welche Perspektiven siehst du für den SV Neuschönau?

Roßgoderer: Ich denke, dass der Club vernünftige Perspektiven für die Zukunft hat. Die Mannschaft ist jung und willig. Das Potenzial der Mannschaft ist noch lange nicht ausgeschöpft. Wichtig ist, dass wieder mehr Ruhe innerhalb des Teams herrscht und die Truppe wieder an einem Strang zieht. Mit einem geeigneten Übungsleiter ist einiges machbar. Wichtig ist halt auch, dass man das Torhüterproblem lösen kann.

FuPa. Wie geht es mit dir weiter?

Roßgoderer: Das weiß ich derzeit nicht. Ich bin ein eingefleischter Fußballer und bin mit Leib und Seele Trainer. Durch die etwas unsachliche Berichterstattung in der Tagespresse wird es bestimmt nicht einfacher für mich, einen vernünftigen Trainerjob zu bekommen. Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich ein umgänglicher Mensch bin und mit 110 Prozent Einsatz an eine Aufgabe heran gehe.

Aufrufe: 013.12.2010, 10:10 Uhr
Thomas SeidlAutor