2024-05-17T14:19:24.476Z

Ligabericht
Auf und neben dem Kunstrasenplatz in Steinheim spielen sich am Sonntagmittag schlimme Szenen ab.
Auf und neben dem Kunstrasenplatz in Steinheim spielen sich am Sonntagmittag schlimme Szenen ab. – Foto: Pixabay (Symbolbild)

Wilde Jagdszenen in Steinheim nach Spielabbruch

Im C-Liga-Duell zwischen dem TSC Steinheim II und TuS Bad Driburg II geht es beim Stand von 3:3 nach 88 Minuten nicht weiter. Augenzeugen berichten von Angstzuständen und einer Verfolgung.

Ein heftiger Fall wartet auf die Spruchkammer des Fußballkreises Höxter. Das C-Liga-Spiel zwischen dem TSC Steinheim II und TuS Bad Driburg II fand kein schönes Ende. Kurz vor Abpfiff nahm alles nach einer Rudelbildung auf dem Platz seinen Lauf. FuPa Höxter sprach mit betroffenen Personen.

Wenige Minuten vor Spielende kam es beim Stand von 3:3 zu einem Foulspiel im Strafraum der Gäste. Die TSC-Seite sprach nach der Partie von einem „klaren Elfmeter“, der TuS von einem „schlimmen Foul an unserem Spieler“. Weil aufgrund des Schiedsrichter-Mangels im Sportkreis Höxter kein Referee die Partie leiten konnte, sprang eine Personen aus den Reihen der Bad Driburger ein.

„Es war ein sehr hitziges Spiel mit einigen unschönen Zweikämpfen“, berichtet ein TuS-Spieler, der namentlich nicht genannt werden möchte. TSC-Akteur Cengiz Kücüker sagt auf Nachfrage: „Das Problem ist, dass kein ausgebildeter Schiedsrichter auf dem Platz war. Wenn selbst schon die eigenen Spieler und Funktionäre den Schiedsrichter verbal attackieren, hat das Ganze keinen Nährwert mehr.“ Der eingesprungene Referee habe eine Viertelstunde vor Schluss den beiden Kapitänen deutlich gemacht, dass er sich die aufgebrachte Stimmung noch fünf Minuten anschaue. Er drohte damit schon bereits in der Endphase der Partie mit einem Abbruch.

Auslöser kurz vor Spielende

In der 85. Minute sei es nach dem umstrittenen Kampf um den Ball zu einer Rudelbildung gekommen. Während der TuS von einem Offensivfoul spricht, beschreibt Kücüker die Aktion so: „Erst wird unser Spieler auf den Boden runtergezerrt, dann tritt ihn der gegnerische Spieler noch im Liegen an den Hals. Plötzlich schmiss sich der Driburger Torwart - nach dieser Aktion eskalierte auch alles - auf unseren Spieler und schüttelte ihn durch. Das alles geschah direkt vor mir, da können sich die Driburger auch nicht freisprechen.“

Kurz nach der Rudelbildung seien laut TuS-Spieler „von überall Leute aus Steinheim auf den Platz gelaufen“. Die Personen seien „mega aggressiv“ gewesen. Der TSC habe die Gäste darauf aufmerksam gemacht, „schnell nach Hause zu fahren, weil sie ihre Leute nicht mehr beruhigen können“. Die Driburger suchten den Weg in die Kabine, holten sich die Taschen und machten sich auf in Richtung Parkplatz. Was dann passierte, war auch für Kücüker unerklärlich.

Kücüker: Das ist ein No-Go

„Alles, was nach dem Foulspiel geschah, gehört sich nicht. So macht ein Sonntag einfach keinen Spaß. Natürlich muss etwas sportliche Aggressivität und auch Adrenalin auf dem Platz sein, aber alles andere ist ein No-Go“, sagte der erfahrene Akteur. Trainer Bünyamin Yasar stimmte den Aussagen von Kücüker zu und betonte: „Cengiz hat das Nötigste gesagt.“

Wenige Minuten nach dem Abbruch der Partie spielten sich offenbar schlimme Szenen auf dem Parkplatz vor dem Kunstrasenplatz in Steinheim ab. Der TuS-Spieler berichtet von 15 Leuten und möglicherweise auch ein, zwei Spielern, die dort auf die Gäste warteten. „Die sind alle hinter uns her und haben zwei bestimmte Spieler von uns gesucht. Einer von uns hat einen Schlag am Hals abbekommen. Dazu gab es diverse Beleidigungen, Drohungen und Schläge gegen unseren Bulli. Wir hatten alle Riesenangst. Einige vom TSC haben noch versucht, uns zu beschützen – danke dafür“, sagte der Bad Driburger.

Eine richtige Jagd auf uns

Es sei von Steinheimer Seite der schockierende Spruch „bei uns müsst ihr mit so etwas rechnen“ gefallen. Der TuS-Akteur sagte: „Wir wollen hier definitiv nicht alle über einen Kamm scheren. Aber auf dem Parkplatz wurde eine richtige Jagd auf uns gemacht. Wir sind so schnell wie möglich in die Bullis geflüchtet und gefahren.“ Er habe sich aufgrund der Ereignisse in Steinheim „sehr vom Fußball entfernt“. Für ihn ist schon jetzt klar: „Im Rückspiel werden wir nicht antreten. Das war ein ganz schlimmer Tag.“

Die Polizei rückte am Sonntag nicht an. „Natürlich sind wir als Verein und Gastgeber enttäuscht über das Verhalten einiger Zuschauer auf dem Parkplatz gegenüber dem TuS Bad Driburg. Aber es war deutlich zu erkennen, dass wir als Mannschaft alles gegeben haben, damit keiner verletzt oder angegriffen wird“, sagte TSC-Coach Yasar: „Wir sind aber über die Aussagen der Driburger im Spielbericht enttäuscht. Ich habe nach dem Spiel versucht, telefonisch mit dem Trainer Kontakt aufzunehmen und wurde dann abgewiesen.“

Der Steinheimer Trainer versicherte zudem, dass seine Spieler, nicht wie wohl im Spielbericht dargestellt, in den Stutzen „spitze Gegenstände tragen“. In dem Text, der an die Spruchkammer ging, stehe, dass auch „Messer gezogen“ worden seien. Zudem sei in dem Schreiben laut Yasar die Rede davon, dass die Steinheimer die gegnerischen Spieler „gewürgt und geschlagen“ hätten. Der Fall wird jetzt die Spruchkammer intensiv beschäftigen. „Ich hoffe, dass jeder am Tag der Sitzung mit offenen Karten spielt und die Wahrheit sagt“, so der TSC-Trainer.

Aufrufe: 08.11.2021, 08:30 Uhr
FuPa HXAutor