2024-06-14T14:12:32.331Z

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Kaum aus Thüringen am Flonheimer Sportplatz angekommen geht die Ballerei los: Da kann sogar das gegnerische Tor geschrumpft sein, bei André ist (fast) jeder Schuss ein Treffer!?	Karikatur: Schwarze-Blanke
Kaum aus Thüringen am Flonheimer Sportplatz angekommen geht die Ballerei los: Da kann sogar das gegnerische Tor geschrumpft sein, bei André ist (fast) jeder Schuss ein Treffer!? Karikatur: Schwarze-Blanke

Wiederholungstäter Schiebel

Torjäger gelingt bereits zum vierten Mal in seiner Karriere ein Siebenerpack

Flonheim. Es gibt Tage, an denen funktioniert alles. Diese gibt es auch immer mal wieder im Fußballerleben. Einen solchen erlebte am Sonntag André Schiebel. Der Stürmer vom FV Flonheim zerlegte in der B-Klasse Alzey die SG Schornsheim/Undenheim II so ziemlich im Alleingang und erzielte einen 42-Minuten-Siebenerpack. Keine Premiere in seiner Laufbahn, wie er verrät: ,,Das war mein viertes Mal."

Die anderen Sieben-Tore-Festivals fanden in Thüringen statt - bei seinem Heimatverein in Pößneck. Zweimal in der A-Klasse und einmal bei der Reserve in der C-Klasse. Generell gehörte Schiebel dort zu einem der besten Torjäger. Bis heute noch sind seine 39 Tore in der Saison 2011/2012 Rekord in seiner Thüringer A-Klasse. Aber das ist auch kein großes Wunder, wenn man die Hintergründe kennt.

Der 35-jährige verbrachte nämlich einige Jahre beim großen Thüringer Fußballverein Carl Zeiss Jena - derzeit Regionalligist und erst vor einer Woche im DFB Pokal am VfB Stuttgart gescheitert. Auch er war ein Bestandteil vom damaligen Regionalliga-Kader und spielte zumindest regelmäßig in der Oberliga. Den Durchbruch schaffte er allerdings nicht wirklich - auch weil er Pech hatte und sich viele Verletzungen zuzog. ,,Danach konnte ich den Leistungsstandard nicht mehr halten. Ich hätte wesentlich mehr erreichen können. Zu dem Zeitpunkt standen mir alle Türen offen", erzählt Schiebel. Die Umstände zwangen ihn quasi, in eine tiefere Liga zu wechseln und da bot sich seine Heimatstadt Pößneck an, wo er so ziemlich alles von Verbandsliga bis A-Klasse spielte. Der Fußball blieb auch dort ein großer Teil seines Lebens, aber der Fokus verlagerte sich auch auf seine Lehre.

Der Glücksfall, dass er nun in Flonheim gegen den Ball tritt, ist seiner Frau zu verdanken. Sie ist gebürtige Rheinland-Pfälzerin, weshalb Schiebel zusammen mit ihr nach Schimsheim zog und in Bad Kreuznach als Fachverkäufer in der Baumarktbranche arbeitet. Zunächst spielte er mit den Gedanken für den Nachbarort TSV Armsheim aufzulaufen, aber dort missfiel ihm der Kunstrasen, weil er dieses erhöhte Verletzungsrisiko in seinem Alter nicht mehr in Kauf nehmen wollte. So schaute er sich weiter um und kam auf den FV. ,,Wir haben fünf, sechs Mal telefoniert und dann hat er sich unser Pokalspiel gegen Mauchenheim angeschaut und war begeistert", berichtete sein Trainer Hans-Werner Schmahl.

Seitdem steht er im Kader des FV und ganz von ungefähr kommt diese Torexplosion am Sonntag nicht. ,,Sagen wir es so: Es hat sich angedeutet, dass der Knoten platzt", so Schiebel. Das Training tut seiner Fitness gut und jetzt darf er auch auf seiner Lieblingsposition im Sturmzentrum auflaufen. Schmahl hebt seinen einwandfreien Charakter hervor: ,,Er ist im Training ein absolutes Vorbild, geht an seine Grenzen und ist ein Typ, wo du sagen kannst: Mit ihm kannst du Pferde stehlen." Erstaunlich ist es jedoch, dass die sieben Tore ausgerechnet am Sonntag fielen. Denn der Offensivspieler kam erst kurz vor der Partie an, nachdem er ,,eine anstrengende Fahrt" aus Thüringen bewerkstelligte und deshalb nie ,,gedacht hätte, dass ich sieben Tore mache. Aber ich war wie aufgedreht." Und ,,das waren keine Glückstore, sondern richtig geile und überlegte Tore", sagt Schmahl. Mal landete ein Weitschuss im Netz, mal spielte er die Abwehr aus und mal den Keeper. Der Tag der Tage für Schiebel, wie Schmahl verdeutlicht: ,,Man hätte ein Kindertor hinstellen können und er hätte sieben gemacht." Gar ein ,,Zehnerschlag" sei drin gewesen, so Schmahl. Aber den ,,hat er leichtfertig vergeben."

Das Ende der Fahnenstange ist höchstwahrscheinlich noch lange nicht erreicht. Nach zehn Saisontoren sagt Schiebel: ,,Ich hoffe, dass das der Startschuss war, für das was noch kommen kann." Schmahl bekräftigt: ,,Er wird dem FV Flonheim noch viel Freude bereiten. Er ist ballgeil, flink, wendig, schnell und ein echter Glücksgriff."



Aufrufe: 02.11.2015, 20:15 Uhr
Nico BrunettiAutor