2024-06-14T06:55:53.576Z

Analyse
Alle halbe Jahre wieder: Nicht nur der Komiker Harold Lloyd hat in dieser Szene aus dem berühmten Stummfilm „Safety last“ mit der Zeitumstellung zu kämpfen, auch manche Fußballvereine tun sich damit schwer. Foto: dpa
Alle halbe Jahre wieder: Nicht nur der Komiker Harold Lloyd hat in dieser Szene aus dem berühmten Stummfilm „Safety last“ mit der Zeitumstellung zu kämpfen, auch manche Fußballvereine tun sich damit schwer. Foto: dpa

Wie wird an der Uhr gedreht?

Die Abschaffung der Zeitumstellung scheint beschlossene Sache. Doch für den Amateurfußball stellt sich die problematische Frage, ob künftig dauerhaft Sommer- oder Winterzeit gelten wird.

Das Umfrage-Ergebnis der EU im Sommer war eindeutig: Die Zeitumstellung soll 2019 abgeschafft werden. Bei der anschließenden Debatte, ob künftig die Sommer- oder die Winterzeit permanent gelten solle, dürfte es ein Argument geben, das eine nicht unerhebliche Rolle spielt: der Amateurfußball. In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren wieder auf Winterzeit umgestellt – womöglich zum letzten Mal. Fortan wird es dann also eine Stunde früher dunkel. Im Falle einer Entscheidung zugunsten einer dauerhaften Winterzeit würde es künftig (auch von April bis Oktober) eine Stunde früher dunkel. Dies hätte enorme Auswirkungen auf Spielansetzungen beim Fußball. Viele Sportplätze besitzen kein Flutlicht oder lediglich nur eine Trainingsbeleuchtung. Abendspiele oder gar Partien am späten Nachmittag wären somit kaum mehr möglich.

Besonders Jugendfußball ist betroffen

Als Beispiel soll das Heimspiel des VfL Theesen in der 2. Runde des Westfalenpokals gegen den Regionalligisten SC Wiedenbrück am 12. September dienen. Diese Partie wurde bereits um 17.30 Uhr angepfiffen. „Wir wollten die Partie auf Rasen statt auf dem Kunstrasen unseres Nebenplatzes austragen. Zu späterer Uhrzeit hätten wir auf unserem Hauptplatz kein Licht gehabt“, beschreibt VfL-Trainer Andreas Brandwein die frühe Ansetzung. Zur Zeitumstellung bemerkt Brandwein: „Würde die Winterzeit im Sommer gelten, könnte man abends gar nicht mehr spielen. Das würde auch unsere Jugendteams betreffen.“

Mittlerweile ist es absolut üblich und nötig, Spiele unter der Woche auszutragen. Hierzu tragen der vollgepackte Saisonkalender und auch die mittlerweile so unberechenbaren Jahreszeiten bei. Auf unzähligen Plätzen ist nach längeren Regen- oder Schneefällen kein Spielbetrieb möglich. Was aber wären die Alternativen zu den Abendspielen unter der Woche? Die Wochenspiele nachmittags auszutragen, ist unrealistisch – die meisten Spieler sind berufstätig. Zwei Spiele pro Wochenende? Aufgrund der körperlichen Belastung ebenfalls undenkbar.


Das wären die Konsequenzen

Im Falle einer Entscheidung des EU-Parlaments für eine dauerhafte Winterzeit drängen sich dem Fußball schwerwiegende Reformen auf: eine Reduzierung der Liga-Größen zur Entlastung des Spielplans, eine mögliche Umstellung der Fußballsaison auf das Kalenderjahr oder kaum zu stemmende bundesweite Investitionen in Flutlichtanlagen. Eine Alternative wäre das Austragen von Spielen auf neutralen, mit Flutlicht ausgestatteten Fußballplätzen, wo dann allerdings eine Überbelastung des Rasens droht. Eine Zunahme von Spielen auf Kunstrasen wäre die Folge.

Die Umstellung auf Winterzeit im Oktober 2019 soll jedem einzelnen EU-Staat selbst überlassen werden. Dabei sollen allerdings Absprachen zwischen benachbarten Staaten angestrebt werden, um einen Flickenteppich zu vermeiden. Die Entscheidung für dauerhafte Winter- oder Sommerzeit liegt bei der Bundesregierung. Wirtschaftsminister Peter Altmeier ließ eine Präferenz für eine dauerhafte Sommerzeit erkennen: „Wir haben in Deutschland eine große Mehrheit dafür. Der Vorschlag ist gut und sollte umgesetzt werden.“ Und der Amateurfußball hätte deutlich weniger Terminprobleme.


Sommer- oder Winterzeit?

Die Zeitumstellung wurde im Jahr 1980 eingeführt. Im Sommer 2018 führte das EU-Parlament eine Online-Befragung durch, an der sich rekordverdächtige 4,6 Millionen Menschen beteiligten. Das Ergebnis war eindeutig: 84 Prozent sprachen sich für eine Abschaffung aus, 3,79 Prozent der deutschen Bevölkerung beteiligten sich an der Umfrage (80 Prozent votierten hier für eine Abschaffung der Umstellung). Der EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Junker verkündete daraufhin am 31. August, dass die Abschaffung der Zeitumstellung angestrebt werde. Laut einer Umfrage des Instituts Kantar Emnid für den „Focus“ vom vergangenen Wochenende sind 51 Prozent der Befragten für die Beibehaltung der Sommerzeit. 42 Prozent sprechen sich hingegen für eine dauerhafte Winterzeit aus.

Aufrufe: 027.10.2018, 11:00 Uhr
Björn Eimer / FuPaAutor