ALZEY. Mittwoch tagt das Präsidium des Südwestdeutschen Fußballverbands. Turnusmäßig. Nicht wegen Corona. Doch diese Pandemie, die innerhalb weniger Tage dazu führte, dass der Sportbetrieb in sich zusammenbrach, wird das beherrschende Thema sein.
Einmal gibt es bis dahin neue Zahlen vom Robert-Koch-Institut, die Rückschlüssen auf den Status der Krankheitswelle zulassen. Würde die Infektionsrate sinken, schürte das Hoffnung, dass tatsächlich ab 31. März wieder Fußball gespielt werden könnte. Wahrscheinlicher aber ist, dass es aus Berlin keine Entwarnung geben wird. Und dass der Südwestdeutsche Fußballverband die Zwangspause über den 31. März hinaus verlängern muss.
Mainzer Verfügung verschärft die LageDafür spricht auch eine Verfügung der Stadt Mainz. Sie hat bis zum 19. April alle Sportstätten geschlossen – genauso schaut es in Bingen und Ingelheim aus, was nicht nur Folgen für den Kreis Mainz-Bingen hat. Auch die Bezirksliga, die Landesliga und Verbandsliga sind betroffen, weil hier Mannschaften aus der Mainz-Binger Kante mitmischen.
In den meisten Klassen des Südwestdeutschen Fußballverbands stehen – Stand jetzt – regulär noch zehn Restspieltage auf dem Programm. Würde der Fußball-Betrieb tatsächlich am 1. April wieder aufgenommen, wäre der Rahmenspielplan einzuhalten. Immerhin wären es dann noch acht Wochenenden bis zum 24. Mai, dem offiziellen Ende der Punktspielserie. Zwei Englische Wochen für Klubs wie den FC Speyer, die das Soll von 20 Spielen bereits absolviert haben, wären der Preis für die zweiwöchige Pause nun im März.
Es drohen viele Englische WochenAber nicht alle Teams sind in der beneidenswerten Lage von Verbandsliga-Spitzenreiter FC Speyer. Dessen Rivale TuS Rüssingen ist beispielsweise derzeit mit drei Nachholspielen belastet. Das heißt, er müsste in dieser kurzen Zeit schon 13 Spiele bestreiten, um planmäßig fertig zu werden. Genauso erginge es dem SV Geinsheim in der Landesliga. Einen Deut besser sähe es bei RWO Alzey aus, die mit zwei Spielen im Hintertreffen liegt.
Durch die Platzsperren im Mainz-Binger Raum verschärft sich die Sache jedoch weiter. Abgesehen davon, dass noch ein Verbandspokal-Halbfinale zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem SV Morlautern sowie ein Verbandspokal-Finale auszuspielen sind. Demnach zeichnet sich schon heute ab: Sollte in den nächsten zwei bis vier Wochen der Fußball-Spielbetrieb tatsächlich wieder anrollen, dann wird es für die Amateurfußballer im kreisübergreifenden Spielbetrieb stressig.
SWFV erwägt, die laufende Saison zu verlängernIn Erwägung gezogen wird beim SWFV, die offiziell zum 24. Mai endende Saison zu verlängern. Ob das in Anbetracht der dann noch folgenden Auf- und Abstiegs-Relegationsspiele Sinn macht? Unter normalen Voraussetzungen würde es sich bis ins erste Juni-Drittel ziehen, bis die letzte sportliche Entscheidung gefallen wäre. Dies noch mehr in die Länge zu ziehen, birgt Zündstoff: Denn die Spieler haben Urlaub gebucht und die Pause, bis die Vorbereitung zur Punktspielserie 20/21 beginnt, würde erheblich reduziert. Gerade Mannschaften, die lange in den Relegations-Marathon eingebunden waren, gingen mit einer schweren Hypothek in die neue Runde.
In Anbetracht der Ungewissheit, wie sich die Pandemie in den nächsten Tagen und Wochen entwickeln wird, steht das Südwest-Präsidium vor keinen einfachen Entscheidungen. Womöglich aber wird es sogar von den Ereignissen überholt. Ringt sich die Deutsche Fußball-Liga am Montag bei ihrer Mitgliederversammlung dazu durch, die Bundesliga-Saison vorzeitig zu beenden, wäre dies ein Signal fürs Amateurlager. Das würde sich dem Entschluss mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anschließen. Denn niemand kann sich vorstellen, dass der Fußball im Profibereich ruht, bei den Amateuren aber munter um Tore und Punkte gespielt wird.
Welche Konsequenzen hat vorzeitiges Saisonende?Für den Fall, dass die Meisterschaften (und Pokalspiele) gecancelt werden, müssen sich die Funktionäre mit den Auf- und Abstiegsfragen beschäftigen. Da sind verschiedene Optionen denkbar. Die Lösung erfolgt aber mutmaßlich in Abstimmung mit weiteren Verbänden im Deutschen Fußball-Bund. Sie sind alle gleichermaßen vom Corona-Virus und dessen Folgen betroffen. Es wäre unlogisch, würde jeder Verband in Sachen sportliche Entscheidungen sein eigenes Süppchen kochen.
In der Fußball-A-Klasse Alzey-Worms hat nur die SG Schornsheim zum 20- Spieltag ihr Pflichtspielprogramm beendet. Am ärgsten im Hintertreffen liegt Rheingold Hamm, der erst 14 Partien ausgetragen hat. Das bedeutet für den Aufsteiger, dass er bei Spielaufnahme von 1. April an bis zum Saisonende nur Englische Wochen hat. Bei anderen der insgesamt 16 Vereine sieht es nicht viel besser aus. SG Freimersheim, TSG Gau-Bickelheim und SW Mauchenheim haben bislang erst 16 von 30 Partien absolviert.
Mit 13 Nachholspielen führen die SG Dautenheim und die SG Nieder-Wiesen die Liste der Alzeyer B-Klassen-Klubs in der Liste der Nachsitzer an. Das ist bis zum 24. Mai, dem offiziellen Saisonende, zu meistern, wenn tatsächlich am 1. April wieder gespielt werden kann.
Fichte Bechenheim kann sich in der C-Klasse Alzey auf ein stressiges Saisonfinale einrichten. Der Klub aus dem Vorholz hat erst 13 seiner 28 Spiele bestritten. 15 Partien in gut acht Wochen sind ambitioniert.
Den entspanntesten Eindruck macht die C-Klasse Alzey-Worms. Der SV Guntersblum II und die TSG Gau-Bickelheim II haben mit je zwölf Spielen die höchste Nachholquote – lösbar.
Die Lage verschärft sich, sofern die Spielsperre über den 1. April hinaus währt. Wegen Rheingold Hamm ist eine solche Verlängerung theoretisch aber nicht einmal mehr möglich. Zumindest, wenn alle Staffeln gleichzeitig fertig werden wollen und keiner Mannschaft mehr als drei Spiele in acht Tagen zugemutet werden sollen.