2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der hier dargestellte Kommentar wurde nach wenigen Minuten bereits wieder gelöscht. Die Message aber bleibt bestehen.
Der hier dargestellte Kommentar wurde nach wenigen Minuten bereits wieder gelöscht. Die Message aber bleibt bestehen. – Foto: fkn

Wie es mir geht, wenn ich Hass-Kommentare gegen Frauenfußball im Netz lese

Im Jahr 2021 immer noch ein Thema

Der FC Barcelona feiert mit seinem neuen Auswärtstrikot das 50-jährige Bestehen der Frauenmannschaft. Doch nicht jederman(n) kann diese Geste nachvollziehen.

München - Mein Name ist Magdalena und ich bin fußballbegeistert. Und da rede ich nicht von „EM-Finale-Schauen“, wenn das gerade läuft. Sondern davon, mein Wochenende nach der Bundesliga-Konferenz zu planen und Fußballmanagement zu studieren.

Ein Praktikum während meines Fußballmanagement-Studiums hat mich in die fussball-vorort-Redaktion des Münchner Merkur verschlagen. Während eines ganz normalen Arbeitstages schickte ein Mitarbeiter den oben abgebildeten Screenshot in den Gruppenchat. Ich wollte zunächst nichts dazu schreiben. Mir war bewusst, dass ich nicht neutral bleiben kann. Aber wozu neutral bleiben? Bei solchen Facebook-Kommentaren gibt es keine zwei Meinungen. Bei diesem Thema darf es keine Neutralität geben. Deshalb schreibe ich über Sexismus im Netz.

Es ist, wie es ist. Im Jahr 2021 werden Mädchen und Frauen immer noch dafür kritisiert, wenn sie Fußball spielen. Oder etwas mit Fußball zu tun haben. Oder an Fußball denken. Verbringt man längere Zeit in den sozialen Medien, ist so etwas unter fast jedem Post zu finden, der mit Frauen in der Fußballbranche zu tun hat. Geht es um Bibiana Steinhaus-Webb, wird ihre Qualifikation angezweifelt. ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann wird alleine aufgrund ihres Geschlechts von vielen Zuschauern abgelehnt.

Farbauswahl des Trikots soll Gleichberechtigung hervorheben - anders wie einige Kommentare unter dem Post

Ein rotes „Verboten“-Schild. Augenscheinlich ist eine Frau abgebildet, die mit Handtasche Fußball spielt. Was solche Bilder bei jungen Mädchen oder Frauen auslösen, die sich im Fußball zu Hause fühlen, ist kaum zu beschreiben. Der Verfasser des Kommentares, der mir (mal wieder) die Sprache verschlagen hat, besitzt ein Facebook-Profil mit nur einem Foto. Auch seine anderen Aktivitäten auf dem sozialen Netzwerk sind, gelinde gesagt, aufrührerisch und polemisch. Die direkt unter dem Kommentar erfolgte Solidarität mit den Worten „Absolut beschissener Kommentar“ nimmt dem Ganzen zwar etwas die Schärfe, aber kann die mit dem Bild hervorgerufene Fassungslosigkeit nicht auffangen.

Es finden sich auch solche Kommentare unter dem Post:

  • „Der Verein wird immer mehr zur Lachnummer, die Trikots spiegeln das, was aus diesem Verein geworden ist.“
  • „Darf denn ein Frauenteam überhaupt noch MANNschaft genannt werden? Ihr seid echt rückständig und sexistisch. Pfui“
  • Diese Beiträge hinterlassen bei mir nur Fragezeichen und Sprachlosigkeit.

Auf Sexismus und Ablehnung folgt meistens direkt Solidarität als Antwort

Wer als Frau in der Fußballbranche arbeitet, erfährt nicht selten Ablehnung. Aus eigener Erfahrung lässt sich sagen, dass diese nicht direkt aus dem unmittelbaren Umfeld kommt, von gleichaltrigen Kollegen oder Kommilitonen, sondern meistens von der „älteren Generation“. Von Männern, die es nicht gewohnt sind, wenn das andere Geschlecht in „ihrem Sport“ mitmischt.

Es ist bekannt, dass sich Menschen in die Anonymität der sozialen Medien flüchten, um ihre Ansichten zu verbreiten, um sich rassistisch, sexistisch oder diskriminierend anderen Personen gegenüber äußern zu können. Was sich bei der Verkündung des FC Barcelona* zu ihrem neuen Heimtrikot auf der Fußball-Informationsseite SPOX.com abspielt, ist keine Seltenheit.

Farbauswahl des Trikots soll Gleichberechtigung hervorheben - anders wie einige Kommentare unter dem Post

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Solche Männer würden den Frauenfußball am liebsten abschaffen - allein der Gedanke daran ist überaus rückschrittlich

Auf der Website des FC Barcelona ist zu lesen, dass sich bewusst für diese Farbe entschieden wurde. Das Lila symbolisiere die Verschmelzung von Rot und Blau, welches allgemein den Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter repräsentiert. Zudem ist auf der Seite zu lesen: „Das neue Auswärtstrikot wird im Rahmen der ‚MORE THAN‘-Kampagne präsentiert , die in dieser Saison vom Klub beworben wird und die die Säulen umfasst, die Barça zu einer einzigartigen Einheit auf der ganzen Welt machen. Das Design des Trikots steht unter einer dieser Säulen, ‚More than Empowerment‘, die das Engagement des FC Barcelona für den Frauenfußball und die Rolle der Frau im Sport hervorhebt“.

Die Botschaft, die der FC Barcelona mit diesem Trikot verbreiten möchte, ist uns Frauen herzlich willkommen. Doch die Negativität in den sozialen Medien und die Allgegenwärtigkeit von Sexismus und Ablehnung schmälert die Freude.

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass solche Kommentare direkt ins Herz stechen. Sie belasten die Beziehung von Frauen zum Fußball als Ganzes. Wenn nach einem Kommentar wie dem oben genannten, dann eine Solidaritätsbekundung zu lesen ist, löscht das den Schmerz nicht gänzlich aus. Ein Umdenken zu fordern, bringt auch keinen Erfolg. Für bestimmte Personengruppen sind Frauen im Fußball noch immer ein Novum und sollten ihrer Meinung nach auch überhaupt nicht teilhaben. Zum Glück gibt es immer mehr Frauen, die sich davon nicht abschrecken lassen und sich dafür einsetzen, den Sport für alle Geschlechter zu öffnen. (Magdalena Schwaiger)

Aufrufe: 026.7.2021, 08:25 Uhr
Magdalena SchwaigerAutor