2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines
Max Bauernschmitt bei der Reha im Fitnessstudio. Foto: privat
Max Bauernschmitt bei der Reha im Fitnessstudio. Foto: privat

"Werde für jede Spielminute dankbar sein"

Jahn Forchheims Max Bauernschmitt arbeitet nach einem Kreuzbandriss für seine Rückkehr

„Der Verbissene ist zum Führungsspie­ler“ gereift, titelten die NN vor fast genau einem Jahr. Nach einem perfek­ten Fußballjahr 2013 im Trikot des Bay­ernligisten Sp Vgg Jahn Forchheim folgten für Maximilian Bauernschmitt im Mai ein Kreuzbandriss und eine lan­ge Leidenszeit. Aktuell kämpft der 24-Jährige für sein sportliches Come­back im neuen Jahr.

So sicher wie das Amen in der Kirche trafen regelmäßi­ge Besucher der Jahn-Heimspiele in den vergangenen Monaten auf dem Sportplatz einen jungen Mann, der nur immer dann loslegen durfte, wenn die anderen Halbzeitpause machten. Mehr als ein paar Sit-ups und Ball­jonglieren war aber nicht drin. „Dar­unter leidet er wie kein anderer“, weiß sein Trainer Michael Hutzler.

Die Rede ist von Max Bauernschmitt, der sich zu einem der wichtigsten Stütz­pfeiler in einer erfolgreichen Forchhei­mer Mannschaft entwickelt hat, seit Frühsommer aber mit einer schweren Knieverletzung ausfällt. „Er hat uns mit seiner kompromiss­losen Zweikampfführung und seiner Art, die Mitspieler mitzureißen, beson­ders in den Wochen gefehlt, in denen es spielerisch nicht so lief“, sagt Hutz­ler über Bauernschmitt.

Der 24-jähri­ge, beim FSV Bruck ausgebildete Erlanger selbst erklärt: „Tatsächlich war die Zuschauerrolle für mich schwer zu ertragen. Ich war in meiner Karriere bisher nie länger verletzt und kannte dieses Gefühl nicht. Es liegt in meiner Natur, immer bei jedem Spiel dabei sein zu wollen.“ Nun sieht Bauernschmitt wieder mehr Licht als Dunkelheit. Anfang August sah man Bauern­schmitt noch mit jener für Patienten mit einem Kreuzbandriss unverwech­selbaren Schiene zwischen Spielfeld­rand und Mannschaftsbank wackeln, ehe er die Belastung nach einem detail­lierten Zeitplan sukzessive steigern durfte. Mannschaftsarzt Dr.Ekke­hardt Templer vom medikon-Zen­trum beschreibt Bauernschmitts Hei­lungsverlauf als Musterbeispiel. Anstelle des kaputten vorderen Kreuz­bandes, das nicht mehr zusammen­wächst, aber bei einer Sportart wie Fußball für die Stabilität des Bewe­gungsapparates unverzichtbar ist, wurde Mitte Juni eine körpereigene Sehne eingesetzt. „Selten kann wie in diesem Fall direkt nach der Verlet­zung operiert werden, der Zeitpunkt hängt immer von den Begleitschäden im Gelenk ab. Mögliche Entzündun­gen müssen erst abklingen. Leider wird bei den Profis zu Gunsten einer schnellen Rückkehr in den Spielbe­trieb weniger Rücksicht auf die lang­fristigen Folgen genommen“, erklärt Templer. Doch die biologische Umwandlung des Gewebes kann auch bei einem Bundesligaspieler nicht ver­kürzt werden und in zehn Prozent der Fälle sogar scheitern.

In der achten Woche nach der Opera­tion durfte Max Bauernschmitt Fahr­radfahren und Schwimmen. Über Kräftigungsübungen für die Muskula­tur hinaus war Joggen erst nach vier Monaten wieder erlaubt. Bis zu den ersten Ballkontakten und leichten Passübungen Ende November dauerte es fünf Monate. Für einen der fittesten Spieler im Forchheimer Kader, der gerne an seine körperlichen Grenzen geht, kamen diese Beschränkungen einer mentalen Folter gleich: „Schlimm war für mich die dosierte Belastung, ich wollte eben Joggen, Radfahren und Fitnessstudio an einem Tag durchziehen, musste dann aber wieder aussetzen. Es gab kleine Rückschläge durch Schwellungen und Muskelprobleme, die mich verunsi­chert haben.“

Die Psyche leidet bei einer solch lan­gen Auszeit gerade bei Mannschafts­sportlern wohl ein bisschen mehr unter dem Entzug der Gruppenzuge­hörigkeit. „Ich war zwar bei allen Heimspielen da und habe mein Auf­bauprogramm anfangs einmal, dann zweimal und später dreimal die Woche parallel zum Training durchge­zogen, aber trotzdem hat man das Gefühl, etwas verpassen zu können“, verrät Bauernschmitt. Die notwendi­ge Unterstützung, betont der 24-Jähri­ge, habe er durch Gespräche mit sei­ner Freundin, der Familie, engen Freunden aus der Mannschaft sowie Verantwortlichen und medizinischen Betreuern des Vereins erhalten.

Wichtig sei dennoch jene Erfahrung gewesen, „dass es ein Leben neben dem Fußball gibt. Das habe ich erst richtig kennen und schätzen gelernt durch die Verletzung. Ich konnte fast ein halbes Jahr beruflichen und priva­ten Dingen mehr Priorität einräu­men.“ In einem Kurzurlaub in Ägyp­ten erholte sich Max Bauernschmitt vom Stress des vergangenen halben Jahres, ließ es in Sachen Sport gemächlich angehen. Nun „bin ich vol­ler Vorfreude, wieder den Fußball-Rhythmus aufzunehmen. Das Knie fühlt sich gut an, ich habe keine Angst“, sagt der Mittelfeldmann.

Pünktlich zum Vorbereitungsstart des Jahn kann Bauernschmitt wieder ins Mannschaftstraining einsteigen und auch in Zweikämpfe gehen. Bei seinen Zielen bremst sich der Rekon­valenszent freiwillig etwas: „Ich muss realistisch sein und kann nicht die gesamte Vorbereitung durchziehen. Fürs erste bin ich für jeden Kurzein­satz und jede Spielminute in der Rück­runde dankbar. Auch an einen bestimmten Tabellenplatz am Saison­ende denke ich jetzt noch nicht.“ Der­weil hofft sein Trainer darauf, dass Bauernschmitt auf dem Platz mög­lichst schnell wieder seine alte Rolle ausfüllen kann. „Die Entwicklung von Hayri Özdemir nach der gleichen Verletzung stimmt mich positiv. Unse­re medizinische Abteilung macht einen super Job. Verheizen werden wir den Max aber nicht“, so Michael Hutzler.

Aufrufe: 011.12.2014, 10:30 Uhr
Kevin Gudd (NN Forchheim)Autor