2024-04-16T09:15:35.043Z

Spielbericht
Kollegengespräch: Nikosias Trainer Thomas Doll und F91-Coach Bertrand Crasson.
Kollegengespräch: Nikosias Trainer Thomas Doll und F91-Coach Bertrand Crasson. – Foto: www.paulmedia.lu

Wenn's mit dem Englisch besser klappt

Für die einen neigt sich das neuerliche Abenteuer auf europäischer Fußball-Bühne dem Ende entgegen. Die anderen machten die Hinspiel-Schmach vergessen: Das von Thomas Doll trainierte Apoel Nikosia steht nach dem 2:0 beim F91 Düdelingen in der Zwischenrunde der Europa-League. Sonst schwierige Vokabeln gingen dem deutschen Trainer nach dem Erfolg diesmal leichter über die Lippen.

Von den „schlechtesten Pässe, die ich jemals gesehen habe“ sprach Thomas Doll nach dem 3:4 im Hinspiel gegen den F91 Düdelingen. Mit einer ganz schwachen Leistung war sein Team, das er erst rund sechs Wochen vorher übernommen hatte, Mitte September in die Europa League gestartet. Nun hat der 53-Jährige, der in der vergangenen Saison noch vergeblich versucht hatte, Hannover 96 vor dem Bundesligaabstieg zu retten, bereits einen Spieltag vor Schluss das Ziel erreicht: Der zweite Platz in der Gruppenphase ist den Zyprern von Apoel Nikosia bereits vor dem abschließenden Heimspiel gegen den FC Sevilla am 12. Dezember nicht mehr zu nehmen.
Beim 2:0-Sieg auf dem erst kurz zuvor verlegten, neuen Rasen im hauptstädtischen Josy-Barthel-Stadion (siehe Extra) habe sein Team „in den richtigen Momenten“ zugeschlagen, so Doll. Bereits früh erzielte Apoel das 1:0 durch einen von Uroš Matić verwandelten Handelfmeter (12.). Gerade, als Düdelingen gut im Spiel war und in Person des später wegen einer Wadenverletzung ausgewechselten Wahl-Trierers Dominik Stolz den Pfosten getroffen hatte (34.), schlug Nikosia zurück: Giorgos Merkis markierte im Anschluss an einen Freistoß per Kopf das 2:0 (43.).

Düdelingen gab sich vor 2912 Zuschauern, darunter rund 700 Anhänger der Gäste, nicht auf. Zu einem Torerfolg sollte es aber nicht mehr reichen. Beide Mannschaften waren am Ende dezimiert: Binnen zwei Minuten handelte sich auf Seiten der Gäste Praxitelis Vouros erst Gelb und dann Gelb-Rot ein (83.). Wegen allzu heftigen Meckerns flog dann auch der erst Sekunden vorher verwarnte Luxemburger Danel Sinani vom Platz (90.) und wird seinem Team nun im letzten, sportlich unbedeutenden Duell in knapp zwei Wochen in Aserbaidschan bei Qarabag Agdam fehlen.

F91-Verteidiger Tom Schnell:

Der Einzug ins Sechzehntelfinale der Europa League ist auch für Thomas Doll, der einst den Hamburger SV in die Bundesligaspitze führte, anschließend kurz Borussia Dortmund trainierte und später längere Zeit in Ungarn Ferencvaros Budapest coachte, „ein Highlight“.

Englische Vokabeln zählen für ihn und seinen Assistenten, den früheren Bochumer Bundesligatorwart Ralf Zumdick, auf Zypern zum Alltag. Spieler aus 16 Nationen stehen im Apoel-Kader. Mit seiner Heimatsprache kommt Doll da nicht weit. Das Englisch des gebürtigen Mecklenburgers wirkt manchmal brüchig, ging ihm nach dem Erfolg in Luxemburg aber flüssiger als bei anderen Pressekonferenzen über die Lippen.

Apoel-Trainer Thomas Doll:

Der Fußball auf der Mittelmeerinsel sei zwar nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen, „aber die Jungs können auch hier kicken“, so der frühere Bundesligaprofi (HSV, Frankfurt) und einstige Italien-Legionär (Lazio Rom, AS Bari).

Nach den Startproblemen beim 28-fachen zyprischen Meister laufe es „inzwischen ganz gut“, wie Doll berichtete: In der höchsten Liga, der First Division, ist sein Team mit fünf Siegen und zwei Remis noch ungeschlagen.

Den Fußball in Deutschland verfolge er weiter intensiv („Ich habe alle Fernsehkanäle.“) und man solle „nie nie sagen“, was eine mögliche Rückkehr als Trainer angehe.

Doch zunächst hat er mit Apoel Nikosia noch einiges vor und will hier seinen Ruf als Trainer, der zuvor in Hannover so litt, wieder aufpolieren.

Extra:

Neuer Rasen mit Putzlappen von Wasser befreit

Bis kurz vor dem Anpfiff stand die Austragung des Europa-League-Duells zwischen dem F91 Düdelingen und Apoel Nikosia auf der Kippe, ehe der italienische Schiedsrichter Gianluca Rocchi grünes Licht gab. Regenfälle hatten dem in den Tagen zuvor für rund 150 000 Euro frisch verlegten Rasen zu schaffen gemacht. Rund 30 Arbeiter der Gemeinden Luxemburg und Düdelingen waren laut Jéis Weber vom städtischen Sportamt im Einsatz, um das Spielfeld herzurichten. Dabei benutzten sie sogar Putzlappen, um das Terrain von überschüssigem Wasser zu befreien. Weber zeigte sich im Gespräch mit dem TV überzeugt davon, dass man auch den alten Rasen in einen bespielbaren Zustand bekommen hätte. Offenbar hatte die Uefa aber Druck ausgeübt, das ramponierte Geläuf auszuwechseln. Nikosia hatte sich zunächst dagegen gesträubt, auf dem neuen Rasen zu spielen – ein Ausfall hätte den Zyprioten womöglich einen Sieg am grünen Tisch eingebracht.

Aufrufe: 029.11.2019, 11:18 Uhr
Andreas ArensAutor