2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligavorschau
Trainer Carsten Kerkhoff bleibt dem 1. FCN ebenso erhalten wie Youngster André Goldmann. Foto: Bröhl
Trainer Carsten Kerkhoff bleibt dem 1. FCN ebenso erhalten wie Youngster André Goldmann. Foto: Bröhl

Wenn Vereinskollegen zu Rivalen werden

Der 1. FC Niederkassel geht in der anstehenden Saison mit zwei Mannschaften an den Start

Niederkassel. Für die eine Mannschaft ist es ein Abenteuer, für die andere ein sportlicher Alptraum. Der 1. FC Niederkassel tritt in der anstehenden Saison gleich mit zwei Teams in der Fußball-Kreisliga A an. Während die Erstvertretung am letzten Spieltag ausgerechnet beim Erzrivalen FSV Neunkirchen-Seelscheid (0:1) den für den Bezirksliga-Klassenerhalt notwendigen Sieg verpasste, wurde die Reserve in souveräner Manier Meister und schaffte so den Sprung von der B-Liga ins Kreisliga-Oberhaus.

Zwei Teams eines Vereins gemeinsam in einer Spielklasse — geht das überhaupt? Die einfache Antwort lautet: ja! „Ich habe so etwas aber auch erst einmal erlebt”, sagt Ernst Grundmann, langjähriger Vorsitzender des Kreis-Spielausschusses. Damit meint er die Saison 2001/02, als der SC Uckerath mit zwei Mannschaften in der A-Liga vertreten war. Damals erhielt die Reserve des SCU den bis heute gültigen Spitznamen „Irschte Reserve”. Um einer möglichen Wettbewerbsverzerrung bestmöglich vorzubeugen, wird das vereinsinterne Duell in Niederkassel gleich zum Saisonauftakt (und entsprechend am ersten Rückrunden-Spieltag) stattfinden. „So ist es zumindest geplant”, sagt Grundmann.

Der Verein müsse vor Saisonbeginn den Rang beider Mannschaften verbindlich festlegen, betont er. Beim Spieleraustausch zwischen beiden Teams gilt dann wie für alle anderen Klubs der § 11 der Spielordnung des Westdeutschen Fußball-Verbands. Demnach darf die höhere Mannschaft beispielsweise maximal vier Spieler — davon höchstens zwei Ü-23-Akteure — nach unten abgeben. Auch die Schutzfrist von fünf Tagen muss dabei eingehalten werden.

Der Vorsitzende des 1. FCN, Marc Pfister, blickt gespannt auf den Saisonauftakt: „Es wird sicherlich komisch sein, 22 Niederkasseler Spieler auf dem Feld zu sehen. Fakt ist aber, dass es keine Stallorder geben wird.” Mit anderen Worten: Die zweite Mannschaft wird die drei Punkte nicht einfach herschenken. Schließlich startet auch sie ambitioniert in die Saison. „Ein einstelliger Tabellenplatz ist durchaus realistisch”, sagt Pfister. Immerhin sei die Elf von Trainer Bülent Basar gleichermaßen eingespielt wie eingeschworen. Der Sprung nach oben sei der Lohn harter Arbeit gewesen, deshalb habe ein Aufstiegs-Verzicht auch nie zur Debatte gestanden, so der Klubchef.

Das Ziel der ersten Mannschaft ist indes eindeutig festgelegt: Es zählt einzig und allein die direkte Rückkehr in die Bezirksliga. „Der Abstieg war ein Betriebsunfall, den wir sofort wieder korrigieren wollen”, sagt Pfister. Die Vorzeichen stehen gut: Zwar haben auch einige Leistungsträger wie Torjäger Ümit Keskin (1. FC Spich) oder Emre Altintas (FV Bad Honnef) den Verein verlassen, doch das Gros der Mannschaft tritt den schweren Gang nach unten mit an. Unter anderem bleiben Torhüter Kai Oestmann (24) sowie die zentrale Achse um Jonas Gerhold (20) und André Goldmann (19) dem Klub erhalten.

Das Gleiche gilt für den erst im März installierten Trainer Carsten Kerkhoff und den Sportlichen Leiter Ralf Winiarz. Letzteren habe man im Winter eigentlich verpflichtet, um schnellstmöglich an das Tor zur Landesliga anzuklopfen, betont Pfister. „Ich hatte ursprünglich nur für die Bezirksliga zugesagt”, sagt Winiarz, „die insgesamt 17 Zusagen für die neue Saison trotz des Abstiegs haben mich dann aber dazu bewogen weiterzumachen. Die Jungs haben Charakter. Jetzt gehen wir gemeinsam die Mission Wiederaufstieg an.” Sollte die Kerkhoff-Elf den hohen Erwartungen in der anstehenden Saison nicht standhalten können, wäre die Hoffnung auf den Aufstieg nicht zwangsläufig dahin. Schließlich hat der Klub diesmal zwei Eisen im Feuer.

Aufrufe: 014.6.2018, 20:00 Uhr
Rhein-Sieg-Anzeiger / Tim MiebachAutor