2024-05-29T12:18:09.228Z

Allgemeines

"Wenn Hyper runter will, dann ist es was Ernstes"

Diesmal im FuPa-Wintercheck: Felix Melchers, Trainer der Frauenmannschaft beim TSV Wachtendonk-Wankum

Der TSV Wachtendonk-Wankum ist als Dritter der Frauen-Bezirksliga, Gruppe 3 besser klar gekommen, als das die Verantwortlichen erwartet hatten. Demnach will Trainer Felix Melchers, selbst mit 24 Jahren noch ein junger Coach, mal sehen, was in diese Saison noch so möglich ist, wie er uns im FuPa-Wintercheck verrät.

Wie zufrieden seid Ihr mit der abgelaufenen Halbserie?

Melchers: Die Hinrunde war für uns durchaus zufriedenstellend. Die Liga war eine kleine Wundertüte für uns, wobei es auch erfrischend ist, einmal neue Gegner zu bespielen. Der Erfolg sorgt auch für gute Stimmung im Team und tolle Trainingsbeteiligung, sodass alle gemeinsam Fortschritte machen.

Was lief besonders gut und woran müsst Ihr noch arbeiten?

Melchers: Wir stellen aktuell mit 44 Toren die drittbeste Offensive der Liga. Dabei sind wir jedoch nicht abhängig von einer einzelnen Torjägerin, sondern haben eine schöne Verteilung auf mehrere Schultern. Im Grunde kann in jedem Spiel jede treffen, weil die Abstimmung auf dem Platz passt und die Feldverteilung dieses Jahr stimmt. Die Mädels kennen ihre Rollen und ihren Platz im System, wir üben viele Spielmuster ein, und daraus entstehen auch am Sonntag einige Tore. Wir haben unter anderem schon viermal nach Ecken getroffen, jeweils mit einstudierter Variante. Es macht Spaß, wenn das, wofür man gemeinsam arbeitet, Früchte trägt. Was uns hin und wieder jedoch abgeht ist in meinen Augen im Grunde die Gier und der absolute Siegeswille. Wir müssen es schaffen, uns als Team konstant über 90 Minuten zu motivieren, alles zu geben und nicht in den Verwaltungsmodus zu kommen. Cleverness ist immer gut, aber leider geht das bei uns häufig noch mit Unkonzentriertheit einher.

Wie bewertest Du die Entwicklung der Mannschaft / der einzelnen Spieler?

Melchers: Da sprechen wohl allein schon die Zahlen für sich. Vorige Saison waren wir furchtbar unkonstant, mussten unsere Punkte häufig über Kampf und Defensivstrategien einfahren. Mittlerweile können wir Spiele selbst beherrschen, den Takt angeben und sehen uns gegenüber dafür Mannschaften, die sich auf uns so einstellen, wie wir es in der vorigen Saison gegen die Spitzenteams gemacht haben. Die Gruppendynamik ist sicherlich ausschlaggebend für unsere positive Entwicklung, weil daraus auch automatisch individuelle Verbesserungen hervorgehen. Einzelne Spielerinnen werden vom Elan der Gruppe getragen und motiviert, sich selbst zu verbessern und in Szene zu setzen. Das funktionierende Kollektiv lässt jede Einzelne besser aussehen.

Was war Euer positivstes Erlebnis der Hinrunde?

Melchers: Das Highlight war sicher unser 2:1-Sieg gegen die Niederrheinligamannschaft aus Walbeck im Pokal. Wir haben uns riesig auf einen großen Gegner gefreut, dann auch noch mit Walbeck das jahrelange Aushängeschild für Frauenfußball im Kreis Kleve-Geldern bekommen. Die Mädels waren einfach "on fire" und haben genau die Gier gezeigt, die ich in manch anderen Begegnungen noch vermisse.

Gibt es Veränderungen im Team?

Melchers: Wir konnten uns vor der Saison mit Sarah Seerden und Corinna Anstoetz aus der zurückgezogenen Mannschaft von Thomasstadt Kempen verstärken. Außerdem hat Helena Quinders ihren Weg zu uns gefunden, die zuvor in Grefrath und Vorst aktiv war. Intern gab es mit Emily Barlau einen Zugang aus der B-Jugend der Wachtendonker Jungen. In der Winterpause ist mit Leonie Driesch eine weitere Spielerin aus dem 2003er Jahrgang zu uns gekommen. Sie spielte zuvor in Bayer Uerdingens U17 und wird sowohl die Vorbereitung als auch Rückrundenspiele in beiden Wachtendonker Teams bestreiten. Fest eingeplant für uns ist Kaja Grebe, die zuletzt für den SV Vorst aktiv war und davor in Grefrath Niederrheinliga-Erfahrung sammeln konnte. Verlassen wird uns leider Lena Nytus, die sich auf ein Auslandsabenteuer in Australien begibt.

Wie lauten die Ziele bis zur Sommerpause?

Melchers: Ich bin kein Freund davon, feste Tabellenplätze als Ziel auszugeben. Mir ist wichtig, dass wir uns kontinuierlich verbessern und Fortschritte machen. Da wir nun aber schon relativ deutlich über dem Ziel "Mittelfeldplatz" liegen, denkt man natürlich darüber nach, das Saisonziel umzuformulieren. Wir wollen einfach die bestmögliche Saison spielen und so viel wie möglich für uns als Team daraus mitnehmen. Ich denke in den ersten drei Spielen der Rückrunde wird sich entscheiden, wo es für uns hingeht. Der Rückrundenauftakt wird richtig schwer. Gegen Pfalzdorf hatten wir Verletzungssorgen und mussten leider zwei Punkte liegen lassen, was so kurz vor der Pause extrem frustrierend war. Im neuen Jahr geht es direkt nach Anrath, die eine wahnsinnig gute Saison spielen und von Anfang an den Aufstieg klar als Ziel ausgegeben haben.

Wer ist der (positiv) verrückteste Spieler Eurer Mannschaft und was macht ihn dazu?

Melchers: Nicole "Hyper" Deutzkens hat ihren Spitznamen nicht umsonst bekommen. Ich kenne niemanden, der so ausgelassen und aufgedreht auf dem Platz herumrennt. Sie haut sich immer voll rein und hat keine Angst vor Zweikämpfen, sodass man sich mindestens zweimal pro Spiel denkt "oooh Hyper - hoffentlich geht das jetzt gut!". Im letzten Spiel des Jahres gegen Pfalzdorf habe ich sie zum ersten mal vor Schmerz das Gesicht verzerren sehen. "Wenn Hyper runter will, dann ist es was Ernstes" sagt die Bank. Kurz runter vom Platz, Arm geschient, verbunden und wieder drauf als wäre nichts gewesen - da kann sich so mancher Kerl noch eine Scheibe von abschneiden.

Welche besonderen Geschichten stecken in Eurem Team / bringen Eure Spieler mit?

Melchers: Ich denke, besonders bemerkenswert ist, dass ein Teil unseres Teams gemeinsam in einer WG lebt. Das ist sinnbildlich für den von mir zuvor angesprochenen Wohlfühlfaktor. Auch die externen Zugänge haben uns schon häufiger gesagt "wenn ich mal mit Fußball aufhöre, dann hier." Ich merke das ja auch bei mir selbst. Obwohl ich unter der Woche mit Studium und Arbeit in Münster eingespannt bin und mein Fußball-Leben auch dort führen könnte, freue ich mich jedes Mal auf den Freitag, wenn es nach Wachtendonk zum Training und Sonntag zum Spiel geht. Im Frauenfußball gibt es viele verschworene Teams, mehr als bei den Männern - aber ich glaube, Wachtendonk ist da nochmal ein besonderer Fall.

Aufrufe: 010.2.2020, 23:00 Uhr
Sascha KöppenAutor