2024-06-14T14:12:32.331Z

Pokal
Ein ?Jahrhundertspiel?: Der FC Union Schafhausen trifft heute Abend im Viertelfinale des Mittelrheinpokals auf den Drittligisten Fortuna Köln. Die Verantwortlichen des Bezirksligisten, Geschäftsführer Marco Heitzer (von links), Obmann Hermi Jansen und Trainer Jochen Küppers, freuen sich auf das Spiel, das im Beecker Waldstadion ausgetragen wird. Fotos: Lukas Weinberger (2), sport/Revierfoto/Collag
Ein ?Jahrhundertspiel?: Der FC Union Schafhausen trifft heute Abend im Viertelfinale des Mittelrheinpokals auf den Drittligisten Fortuna Köln. Die Verantwortlichen des Bezirksligisten, Geschäftsführer Marco Heitzer (von links), Obmann Hermi Jansen und Trainer Jochen Küppers, freuen sich auf das Spiel, das im Beecker Waldstadion ausgetragen wird. Fotos: Lukas Weinberger (2), sport/Revierfoto/Collag

Wenn Hermis Klub Geschichte schreibt

Bezirksligist FC Union Schafhausen trifft heute im Mittelrheinpokal auf Fortuna Köln aus Liga drei. Ein "Jahrhundertspiel".

Dieses Fußballspiel im September 1982 gehört zu denen, die die meisten im Oktober 1982 schon vergessen hatten, wenn sie denn überhaupt Notiz davon genommen hatten. Hermi Jansen ist aber nicht wie die meisten, und wenn es um den FC Union Schafhausen geht, schon gar nicht. Jansen, 58, weiß, dass Schafhausen im September 1982 mit 6:0 gewonnen hat, in Unterbruch; er weiß, dass er ein Tor geschossen hat, nur welches das war, da ist er sich nicht sicher. Könnte das 3:0 gewesen sein.

Jansen hatte am Tag zuvor geheiratet, in der Nacht hat er das gefeiert, am nächsten Tag hat er gespielt, für Union, in Unterbruch. Womit die Beziehung zwischen Hermi Jansen und diesem Klub ganz gut umrissen ist. Der Verein bedeutet ihm sehr viel.

„Der absolute Höhepunkt“

Heute Abend, 24. Februar 2016, 19.30 Uhr, Waldstadion Beeck, spielt der FC Union Schafhausen. Es ist ein wichtiges Spiel. Nicht nur für Jansen, sondern für jeden, der irgendetwas mit diesem Verein zu tun hat. Schafhausen, der Bezirksligist, trifft im Viertelfinale des Mittelrheinpokals auf Fortuna Köln, den Drittligisten. Jansen wird kein Tor schießen, er wird nicht auf dem Platz stehen, er hat nicht noch mal geheiratet, und Union wird wohl nicht gewinnen, aber er sagt: „Das ist der absolute Höhepunkt.“ Große Worte. Jansen ist Vereinsmitglied, seitdem er denken kann, er ist seit 41 Jahren im Vorstand. Marco Heitzer, Unions Geschäftsführer, ist sogar noch ein bisschen euphorischer, er sagt: „Das ist das Jahrhundertspiel.“ Und das ist so ungefähr die Ausgangslage in Schafhausen.

Schafhausen, Stadtteil von Heinsberg, 1600 Einwohner, ein großes Thema: Fortuna Köln kommt. Seit das Anfang Dezember ausgelost wurde, dreht sich dort ziemlich viel um dieses Duell mit dem Kölner Klub. In Schafhausen sei die Identifikation mit Union groß, viele Spieler kämen aus der eigenen Jugend, auch deshalb sei dieses Spiel so besonders. Heitzer, 37, sagt: „Der ganze Ort freut sich drauf.“ Das Organisationsteam um den Geschäftsführer und seinen Stellvertreter Tillmann Thönnissen hatte geplant, aus dieser Partie ein richtiges Heimspiel zu machen, so wie es die Auslosung vorsah. In Schafhausen, wo der Platz „Im Kuhlert“ heißt. Das klappte nicht, die Anlage hat kein Flutlicht, und auch aus Sicherheitsgründen hätte die Polizei ein Spiel in Schafhausen nicht genehmigt. Am Ende blieb das 20 Kilometer entfernte Waldstadion des Regionalligisten FC Wegberg-­Beeck, und mit der Entscheidung, die Partie dort auszutragen, sind sie bei Union jetzt glücklich. Heitzer sagt: „Es war richtig, nach Beeck zu gehen.“ Der FC habe Schafhausen unterstützt, Tipps gegeben, bei der Organisation geholfen.

Würdige Rahmenbedingungen

Die Bedingungen im Waldstadion seien optimal, Fortuna werde toll empfangen, findet der Geschäftsführer, „ein schöner Teppich, eine große Tribüne – das ist ja auch für unsere Spieler toll“. Vor allem für die. Für die Kölner ist diese Partie im Normalfall ein kleiner Schritt Richtung DFB-Pokal. Ein Jahrhundertspiel ist es für sie nicht. Ob der Rasen in Beeck ein Teppich sein wird, ist nach den Regenschauern ein bisschen fraglich, das Spiel musste ja schon vom vergangenen Mittwoch auf heute verlegt werden. Eine schöne Kulisse wird es jedenfalls geben, über 600 Karten sind im Vorverkauf weggegangen, die Verantwortlichen hoffen auf 1000 Zuschauer. Union spielt normalerweise vor höchstens 200 Zuschauern, im Kuhlert, an guten Tagen, bei schönem Wetter.

Jochen Küppers, der Trainer der Mannschaft, sagt: „Wir haben uns dieses Highlight erarbeitet.“ Schafhausen, als Aufsteiger solider Siebter in der Bezirksliga, Staffel 4, hat im Pokal bisher den SSV Merten und Blau-Weiß Friesdorf besiegt, Merten spielt eine Klasse höher als Union, Friesdorf zwei. Jetzt geht es gegen einen Drittligisten, vier Klassen liegen zwischen den Klubs, und Küppers, 41, sagt: „Wir haben richtig Lust, Fortuna zu ärgern.“ Sein Team werde sich „zerreißen“, „rennen bis zum Umfallen“, wozu es dann am Ende reiche, das müsse man sehen. Küppers kennt die Kölner; er arbeitet für den Sportartikelhersteller, der den Klub ausstattet. „Ich habe in dieser Saison ein paar Spiele von Fortuna gesehen“, sagt er. Und nachdem das Los gezogen worden sei, hätte er beim Zuschauen schon die Trainerbrille aufgehabt, sagt er. Weite Einwürfe, die Freistöße von Julius Biada, kopfballstarke Spieler, die Kölner hätten viele Trümpfe. Profis eben.

Wie Profis haben sie in diesen Tagen auch in Schafhausen gearbeitet, ein bisschen zumindest. In der Vorbereitung hat es eine Videoanalyse des Gegners gegeben, mit dem Chefanalysten der deutschen Nationalelf, Christian Otto, den Küppers gut kennt. Heute Abend wird die Mannschaft mit einem Bus zum Spiel fahren, es wird ein Stadionheft geben, mit Kadern und Fotos der Teams; nach dem Spiel gibt es eine Pressekonferenz mit den Trainern. Küppers sagt: „Wir werden das als Mannschaft genießen.“ Was auch für den Rest des Klubs gilt, „wir haben ja alle blaue Herzen“, sagt Heitzer.

Auch Hermi Jansen sagt, er freue sich sehr auf dieses Spiel. Schafhausen, das ist ja sein Verein. Seine Liebe zu diesem Klub geht so weit, dass er ihn immer bei sich trägt. Im Herzen, da sowieso, und am Hintern, er hat tatsächlich einen Aufkleber des Bezirksligisten auf dem Portemonnaie. An dieser Liebe wird sich heute nichts ändern, garantiert nicht, ganz egal, wie dieses Pokalspiel ausgeht. Aber wenn die Sensation gelinge, wünsche er sich Viktoria Köln als Gegner im Halbfinale, sagt Jansen. Er lacht laut, und dann macht er eine kleine Pause. „Aber eigentlich“, sagt er, „ist die Liga wichtiger.“

Aufrufe: 024.2.2016, 09:16 Uhr
Lukas Weinberger I AZ/ANAutor