2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Husch, husch ins Körbchen! Große Sprünge machen Dominik Reinhardt und sein Sohn Noah, wenn sie den Ball in den Wäschekorb bugsieren.
Husch, husch ins Körbchen! Große Sprünge machen Dominik Reinhardt und sein Sohn Noah, wenn sie den Ball in den Wäschekorb bugsieren. – Foto: Marcus Merk

Wenn der Vater mit dem Sohne

Locker durch den Lockdown Ex-Profi Dominik Reinhardt zeigt mit seinem Sohn, wie ein Fußballtraining im Garten ablaufen kann

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat Lockerungen im Lockdown angekündigt. Davon betroffen waren auch die Sportvereine. So darf ab kommenden Montag wieder im Freien trainiert werden. Allerdings nur im Freien und kontaktfrei. Die Öffnung der Sportanlagen ist dabei allerdings von der Inzidenz abhängig. Befindet sich der Inzidenzwert unter 50, dürfen sich bis zu zehn Personen treffen. Bei einem Inzidenzwert zwischen 50 und 100 begrenzt sich die Personenzahl auf zwei Erwachsene oder zehn Kinder unter 14 Jahren. Für die Sportvereine dürfte dies mit stetigem Blick auf diese Werte kompliziert werden. Für Noah Reinhardt aus Thierhaupten ist das kein Problem. Er trainiert mit seinem Vater im heimischen Garten.

Nicht jeder Zehnjährige ist in der glücklichen Lage, einen ehemaligen Bundesligaspieler als Vater zu haben. Noah Reinhardt schon. Sein Opa Alois war sogar Nationalspieler. Mit Bayer Leverkusen hat er 1988 den UEFA-Pokal gewonnen, mit dem 1. FC Nürnberg stand er im DFB-Pokalfinale, und am Ende seiner Karriere durfte er sogar mit dem FC Bayern München die deutsche Meisterschaft feiern. Wie alle Jungs will Noah Reinhardt bei dem schönen Wetter raus und Fußball spielen. Das findet der Viertklässler mit dem flotten Zöpfchen viel besser als Schule und Homeschooling. Und weil er momentan wegen der Corona-Pandemie noch nicht mit der E2 des SV Thierhaupten trainieren darf, tritt er halt zu Hause im heimischen Garten mit dem Papa gegen den Ball. Das ist schließlich erlaubt. Für die Gestaltung eines Hometrainings zeigen die beiden einige Beispiele, die man ganz leicht nachmachen kann. „Jedes Kind, das Sport macht, ist gut. Da ist es schon mal vom Computer weg“, meint Dominik Reinhardt und befürchtet, dass durch die lange Corona-Pause nicht nur dem Fußball einige Kinder verloren gehen werden.

Für den 1. FC Nürnberg und den FC Augsburg hat Dominik Reinhardt insgesamt 173 Spiele in der Ersten und Zweiten Bundesliga bestritten. Inzwischen ist der 36-Jährige, der seit 2009 in Thierhaupten wohnt, am Lechrain richtig heimisch geworden. „Es musste damals schnell gehen, weil ich nicht ewig im Hotel leben wollte“, erzählt er. Weg will er hier nicht mehr. „Wir sind von der Ortsgemeinschaft toll aufgenommen und integriert worden.“

Die Kreisliga ist kein Kulturschock

Nachdem er seine Profi-Karriere beendet und zuletzt noch in der Regionalliga-Mannschaft des FC Augsburg gespielt hatte, schlug Dominik Reinhardt auch fußballerisch seine Zelte beim SV Thierhaupten auf. Seit zwei Jahren ist er für den Kreisligisten eine Riesenverstärkung. Als „Kulturschock“ empfindet er das nicht: „Fußball ist Fußball! Egal, ob Bundesliga oder Kreisliga. Es soll Spaß machen“, lacht er. Außerdem habe er den D-Junioren des SV Thierhaupten, die er früher einmal aus Spaß an der Freude trainiert hat, versprochen, dass er irgendwann einmal mit ihnen zusammen in einem Team spielen will. „Das ist jetzt der Fall“, sagt Reinhardt und hofft, dass er in absehbarer Zeit wieder mit den 18-Jährigen auf den Platz darf.

Ansonsten zeigt er sehr zufrieden, dass er diese schwere Corona-Zeit auf dem Land erleben darf. „Da merkt man keinen großen Unterschied, weil man viel Natur um sich herum hat.“ Extrem vermisst er allerdings, dass man sich nicht mehr treffen darf. Als er diese Woche zum ersten Mal wieder mit der U16 des FC Augsburg trainieren konnte, hat er deutlich gemerkt, wie heiß alle darauf waren, endlich wieder zusammen zu sein.

Mischlingshund Thommy muss von drinnen zuschauen, wie Dominik Reinhardt mit Holzstücken, die er tags zuvor nach dem Bäumeausschneiden gesägt hat, einen Slalomparcours aufbaut. Noah, der für den FC Augsburg, den FC Bayern und – wegen Christiano Ronaldo – Juventus Turin schwärmt, dribbelt sich durch. Dabei spielt er den Ball mal mit dem starken, dann mit dem schwächeren Fuß, läuft am Ende sogar rückwärts. Gekonnt spielen sich Vater und Sohn den Ball zu, achten darauf, dass er nicht zu Boden fällt.

Der Ball muss in den Wäschekorb

Treuherzig behauptet Dominik Reinhardt, dass er gerade die Wäsche aufgehängt hat. Nicht ohne Hintergedanken. Den Wäschekorb kann man nämlich auch zum Zielschießen verwenden. Zunächst versucht man, einen kleinen Ball in den Korb zu bugsieren, indem man ihn zwischen die Beine klemmt und dann hochspringt. „Das kann man als Challenge eine Minute machen und mitzählen, wie oft man hineintrifft“, erklärt Reinhardt. Das Gleiche gilt auch, wenn man die große Kugel in den Wäschekorb chippt.

Mit diesen Übungen kann man sich übers Wochenende, das ja wieder schöner werden soll, im eigenen Garten schon einmal darauf einstimmen, wie es ist, wenn in absehbarer Zeit das Training im Verein wieder beginnen kann.

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Aufrufe: 012.3.2021, 08:57 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor