2024-05-02T16:12:49.858Z

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Walter Schöfbeck betreute eine Multikulti-Truppe.
Walter Schöfbeck betreute eine Multikulti-Truppe.

Walter Schöfbeck: Ein Wanderer zwischen Fußball- und Kanuwelt

"Der Fußball ist zu ernst geworden"

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Walter Schöfbeck lebt nicht nicht nur für den Fußball. Auch im Kanusport ist der 61-Jährige daheim. Er weiß, wie es sich anfühlt, Profiluft zu schnuppern und Freizeitliga zu erleben. Seinen Trainerjob im Fußball hat er nun beendet.

Landkreis – „Der Fußball ist zu ernst geworden“, sagt Walter Schöfbeck. Ein Urteil, das sich einer wie er erlauben kann. Ein Urteil, das durch eine Mischung aus vielen Jahren Erfahrung auch bei Vereinen wie den FC Emmering, SV Mammendorf oder SV Puch und einer gesunden Distanz entstanden ist. „Fußball soll Spaß machen“, betont Schöfbeck.

Deshalb hatte er zuletzt nach insgesamt zwölf Jahren den SV Studentenstadt München trainiert. Im gesamten Zeitraum waren es über 150 Spieler aus 40 Ländern. Die Multikulti-Elf kickt in der Royal Bavarian Liga. Das ist eine Münchner Freizeit-Spielklasse, in der es zwar auch um Punkte, Tore und Aufstieg geht, aber eben nicht mit dem Ernst, den Schöpfbeck in der regulären A-Klasse gespürt hat: „Für den Aufstieg waren wir zu schwach, für den Abstieg zu stark.“ Irgendwann sei das genug gewesen. „Die Entscheidung für die Freizeitliga war richtig.“

Dabei hat der Mammendorfer Spielklassen auf einem ganz anderen Niveau kennengelernt. Mitte der 1970er-Jahre war er für den TSV 1860 München II aktiv. Die Löwen-Reserve war in der damals viertklassigen Landesliga am Ball und nah dran am Profigeschehen. Beim Zweitligisten jener Jahre standen Typen wie Ferdl Keller, Alfred Kohlhäufl oder Jimmy Hartwig in der Mannschaft. Doch ganz in deren Kreis schaffte es Schöfbeck nicht.

Immerhin aber war Bayernligist VfB Coburg auf den 1957 in München geborenen Schöfbeck aufmerksam geworden. „Meine erste Station weit weg von zu Hause“, erinnert er sich an die Zeit in Oberfranken. Sportlich sei es es eine wertvolle Zeit gewesen. Der VfB, der dann in den sportlichen Niederungen verschwand, fusionierte und seit sieben Jahren aufgelöst ist, sei damals sehr ambitioniert gewesen. Geblieben ist aus jenen Jahren nahe am Profifußball ein gelegentlicher Kontakt zu Willi Bierofka. Anders wie der Vater des aktuellen Löwen-Trainers kickte Schöfbeck zwar nicht beim SC Fürstenfeldbruck, aber in den 1980er-Jahren zu Landesliga-Zeiten in Emmering.

Zum FCE hält der jetzt im Landkreis Starnberg lebende Schöfbeck ebenso noch Kontakt nach Mammendorf, wo er lange wohnte. „Wenn es die Zeit erlaubt, schaue ich dort immer wieder zu.“ Er mache das als interessierter Zuschauer. Sich einmischen oder Kommentare abgeben, „das gehört sich nicht, wenn man nicht mehr im Geschehen ist“. Während zu Emmering und Mammendorf noch ein durchaus regelmäßiger Kontakt besteht, ist der zum SV Puch vollkommen abgerissen. Vier Jahre war Schöfbeck dort Trainer. „Doch jetzt kenne ich dort keinen Menschen mehr.“

Das hindert ihn jedoch nicht, das Fußballgeschehen insgesamt kritisch zu beobachten. Wenn Schiedsrichter in unteren Spielklassen selbst wegen Kleinigkeiten massiv angegangen würden, sei das dem „Vorbild“ der Profifußballer geschuldet. Und wenn Trainer wie Nico Kovac angezählt werden, fühlt Schöfbeck mit. „Man macht es sich leicht, wenn man sagt, dass so etwas zur Show dazugehört.“ Es gehöre zum Anstand, so etwas intern zu regeln.

Aus einer gewissen Distanz kann Schöfbeck auch das Geschehen beim Bayerischen Kanu-Verband betrachten. Als dessen Geschäftsführer ist er seit 1980 eher mit den formalen und finanziellen Angelegenheiten betraut. Den Kontakt dorthin hatte damals Roland Mader geschaffen – wie Schöfbeck ein Wanderer zwischen den Sportwelten. Mader war Präsident des Bayerischen Volleyballverbandes und Vorstandsmitglied bei 1860 München. Gleichwohl hat sich Schöfbeck einen sehr aktiven Bezug zum Kanusport geschaffen. Ein- bis zweimal im Jahr geht er mit ein paar Bekannten in einem Kanadierboot auf Tour. Er müsse sich die Zeit dafür zwar „immer wieder richtig nehmen“, wie er sagt. „Doch es ist Entspannung pur, lenkt die Gedanken vom Alltag ab.“ Das schafft Gelassenheit und einen klaren Blick. Dennoch sei er mit dem Herzen dabei, wenn er etwa Mammendorfer oder Emmeringer spielen sehe. „Sport soll Leidenschaft sein. Und vor allem Spaß.“

Hans Kürzl

Aufrufe: 08.12.2018, 12:07 Uhr
Fürstenfeldbrucker Tagblatt / Hans KürzlAutor