2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Wahre Helden tragen Pflaster

Heldengeschichten wurden im Fußball schon immer geschrieben. Auch beim FSV Kali Werra Tiefenort, der von einer Heldentat berichtete, die mit der schönsten Nebensache der Welt jedoch nur am Rande zu tun hat.

Eine Heldengeschichte, bei der es vielmehr um die einzig wahre Hauptsache der Welt geht: um das Leben selbst.

Bericht des FSV Kali Werra Tiefenort

Im vergangenen Jahr wuchs Kevin Naumann, Mittelfeldstratege bei Kali´s zweiter Mannschaft, über sich hinaus. Auf Initiative seiner Frau hin hatte er sich einst als potenzieller Stammzellspender bei der DKMS Deutschland (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) registrieren lassen. Im Februar 2020 klingelte dann überraschend sein Telefon: Kevin wurde darüber informiert, dass er möglicherweise als passender Spender für eine erkrankte Person in Frage komme.

Plötzlich startete für ihn eine äußerst aufregende Zeit. Im Mai bekam er endgültig grünes Licht von einem Kardiologen, den er wegen früherer Kreislaufprobleme zu Rate gezogen hatte. Nach einigen Telefonaten mit der DKMS, welche die genauen Abläufe sowie die Aufklärung über die verschiedenen Möglichkeiten einer Stammzellspende (entweder Blutplasma-Entnahme am Arm oder Entnahme von Knochenmark am Beckenkammknochen unter Vollnarkose) zum Thema hatten, nahm die Sache richtig Fahrt auf.

Ende Juli bekam der dreifache Familienvater ein Paket für Blutproben zugesandt, mit denen er sich sofort auf den Weg zu seinem Hausarzt machte. Als die kleinen Röhrchen gefüllt waren, gingen sie noch am selben Tag auf die Reise zurück zur DKMS. Es verging einige Zeit des Wartens und der Spannung, bis er schließlich Anfang September auf dem Nachhauseweg von der Arbeit auf einer Baustelle in Frankfurt erneut einen Anruf bekam: Kevin sei tatsächlich der bestpassende Spender, dies habe die Auswertung der Proben bestätigt.

Auch wenn ihn diese Nachricht kurzzeitig in ein Gefühlschaos stürzte, so kam für Kevin nie ein Rückzieher in Frage. Nun folgten für den 30-jährigen Ballkünstler ein kompletter Check-up von Kopf bis Fuß sowie ein finales Anästhesie- und Arztgespräch. Da aus Sicht der Ärzte eine Knochenmarkspende die beste Aussicht auf Genesung des erkrankten Patienten biete, benötige man von Kevin etwa 1,3 Liter Knochenmark, teilte man ihm mit. Maximal dürfen 1,5 Liter Knochenmark entnommen werden, die benötigte Menge lag also recht weit im oberen Bereich des überhaupt Möglichen. Eine Vorstellung, die Gänsehaut erzeugte!

Ende September 2020 war es soweit. Der Tag der Entnahme war gekommen. Kevins anfängliche Nervosität verflog dank des kompetenten Teams aus Ärzten und Pflegekräften schnell – trotz der erschwerten Bedingungen durch Corona. Am Tag nach der geglückten Operation verrieten lediglich drei Pflaster, welche uneigennützige Heldentat der hilfsbereite Metallbaumeister vollbracht hatte. Nun kämpfen seine Zellen um das Leben eines anderen.

Sollte alles gut verlaufen, so darf Kevin nach zwei Jahren den Empfänger seiner Spende kennenlernen. Es handelt sich um einen Mann (Alter 30+) aus dem Herkunftsland USA. Vielleicht wird er Kevin ja eines Tages sogar einmal persönlich zujubeln, wenn dieser neue Heldengeschichten schreibt – auf dem Fußballplatz.

Aufrufe: 022.2.2021, 11:30 Uhr
FSV Kali Werra TiefenortAutor