2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Björn Emde als aktiver Spieler vor Jan Kleeb
Björn Emde als aktiver Spieler vor Jan Kleeb

Vorgestellt: Björn Emde

Heimweh verhindert mögliche Profikarriere

Björn Emde wurde der Fußball mit in die Wiege gelegt. Sein Vater „Kalla“ Emde ist den älteren Lesern mit Sicherheit noch als einer der überragenden Abwehrspieler in der Region bekannt. Anders als sein Vater spielte Björn aber lieber in der Offensive. Er schoss lieber Tore als sie zu verhindern.
Das Fußballspielen begann der Goddelsheimer im zarten Alter von vier Jahren. Da es zu diesem Zeitpunkt noch keine Bambini- oder F-Junioren gab gleich bei den bis zu vier Jahre älteren E-Junioren. Er lernte schon sehr früh sich durchzusetzen, diese Eigenschaft prägte sein weiteres Fußballerleben.
Der 39-Jährige ist dreifacher Vater. Und wie es nicht anders sein kann, spielen alle drei Fußball. Sein 17-Jähriger Sohn derzeit beim TSV-Korbach in der Gruppenliga, seine beiden Töchter, 14 und 16 Jahre alt, bei der FSG Lichtenfels in der Mädchenmannschaft.
Björn Emde ist derzeit Trainer der SG Eppe/Niederschleidern, die noch alle Chancen hat, in die Kreisoberliga aufzusteigen. Er selbst spielte als A-Junior in der höchsten deutschen Jungendliga bei Borussia Mönchengladbach und dem KSV Hessen Kassel. FuPa sprach mit dem bei der Conti beschäftigten Groß- und Außenhandelskaufmann.
FuPa: „Du hattest die Chance in den großen Fußball einzusteigen?“
Björn Emde: „Ja, das stimmt. Es lag dann aber an mir, dass nichts daraus wurde. Als 17-Jähriger holte mich der Ex-Korbacher Ulli Sude nach Gladbach. Meine Eltern und ich befanden uns gerade im Urlaub in Ungarn. Da kam der Anruf, dass ich an einem Probespiel gegen den 1.FC Köln teilnehmen sollte. Wir brachen den Urlaub drei Tage früher als geplant ab. In dem Spiel muss ich wohl so überzeugt haben, dass Ulli Sude sagte, ich könne gleich da bleiben. Innerhalb einer Woche bin ich dann nach Gladbach gezogen. Untergebracht war ich privat bei einer Familie. Das war damals das Gladbacher Modell, die Nachwuchstalente von außerhalb bei Familien unterzubringen. Ich war damals 16 Jahre alt.“
FuPa: „Ich kann mich erinnern, dass du regelmäßig in der Fohlenelf in der höchsten deutschen Jugendliga gespielt hast.“
Björn Emde: „Ich gehörte wie z.B. Jörg Albers und Karl-Heinz Flipsen zum festen Kader. Trainiert haben wir fünfmal in der Woche, dazu kam ein Punkspiel in der Bundesliga, wie sie heute heißt. Ich habe gegen Dortmund, Schalke, Leverkusen, Köln, Uerdingen usw. gespielt. Also alles Mannschaften, die Rang und Namen hatten oder noch haben. Das war schon toll und interessant, das kann man nicht anders sagen. Nebenbei habe ich noch das Gymnasium besucht.“
FuPa: „Also alles bestens. Einer Karriere, von der viele Jungs träumen, stand nichts im Wege?“
Björn Emde: „Auf dem ersten Blick ja. Ich hatte aber unheimliches Heimweh so allein da in Gladbach. Als dann mein Vater merkte, dass ich sehr darunter litt, hat er mich nach einem Jahr nach Hause geholt. Ulli Sude hat noch alles versucht mich zu halten, das hatte sich dann aber erledigt. Das Heimweh war doch zu groß. Da habe ich einiges Fürs Leben gelernt“.
FuPa: „Du bist dann aber nicht zu deinem Stammverein gewechselt sondern zum KSV Hessen Kassel.“
Björn Emde: „Dieser Verein war ja nicht so weit von zu Hause weg und ich spielte auch in der gleichen Liga wie in Gladbach. Nur im Süden gegen Mannschaften wie Eintracht Frankfurt, Kickers Offenbach, Darmstadt 98, Bayern München, 1. FC Nürnberg, VfB Stuttgart usw.. Kassel hatte mir einen Ausbildungsplatz zum Bankkaufmann besorgt und ich hatte eine eigene Wohnung. Fußballerisch war Kassel ein sehr gutes Jahr für mich. Ich kann mich erinnern im Spiel gegen Eintracht Frankfurt vor 4500 Zuschauer alle drei Tore zu unserem 3:2-Sieg geschossen zu haben. In dieser Saison habe ich insgesamt 37 Tore geschossen und Kassel wollte mich unbedingt auch als Senior behalten. Aber ich wollte nicht. Mir fehlte meine heimische Umgebung, die Freunde. Ich hatte kein Auto um eben einmal nach Goddelsheim zu fahren. Saß da allein in meiner Bude, alle Wege zum Training oder zur Arbeit erledigte ich mit der Straßenbahn oder dem Bus.“
FuPa: „Und dann hast du alles aufgegeben und bist als 18-Jähriger in deine Heimat zurückgekehrt“.
Björn Emde: „Ich konnte in Frankenberg meine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann beenden und mit meinen Freuden spielen. Wir hatten damals eine ganz junge Mannschaft und mit Franz Höss einen Trainer, der auf den Nachwuchs setzte. Unter ihm sind wir gleich aufgestiegen und haben dann zehn Jahre am Stück in der damaligen Bezirksoberliga, der heutigen Gruppenliga, gespielt. Das hat einfach Spaß gemacht mit so Spielern wie „Kalle“ Koch, „Fliege“ Schmidt, „Ali Becker usw. in einer Mannschaft zu spielen. Man darf nicht vergessen, dass wir damals mit Korbach in einer Liga gespielt haben. Diese Derbys waren schon klasse. Wie viele Jahre ich in Goddelsheim spielte weiß ich gar nicht so genau, es müssten insgesamt 17 gewesen sein“
FuPa: „Und dann folgte mit 35 Jahren der Wechsel ins Trainergeschäft. Warum ausgerechnet zur SG Eppe Niederschleidern“?
Björn Emde: „Ich hatte einige andere Angebote und viele meiner Freunde fragten, was ich in der Kreisliga A wolle. Ich hatte mir vorher die Mannschaft einige Male angeschaut und war überzeugt, dass man aus ihr etwas machen könnte. Und ich hatte Recht. Jetzt im vierten Jahr spielen wir um den Aufstieg in die Kreisoberliga mit. Es ist uns gelungen die Mannschaft zu verjüngen. Unser Ziel bleibt aber auf Spieler aus den beiden Ortsteilen Eppe und Niederschleidern und der näheren Umgebung zu bauen. So sind auch drei Nachwuchsspieler aus Goddelsheim zu uns gekommen. Da spielte sicherlich auch mein Name eine Rolle. Für mich selbst ist es ja auch nur ein Katzensprung.“
Fupa: „Ihr seid mit zwei Punkten Abstand hinter Lütersheim Tabellenzweiter. Da muss man sich doch Gedanken über höhere Ziele machen, oder?“
Björn Emde: „Unser primäres Ziel ist erst einmal die neue eingleisige A-Liga. Natürlich hast du Recht, wenn du da oben mitspielst, muss man auch versuchen aufzusteigen. Wir werden diese Aufgabe in Angriff nehmen. Auf der anderen Seite liegt Usseln nur sechs Punkte hinter uns. Die müssen wir im Auge behalten. Unser Ziel sollte es aber schon sein mindestens Zweiter zu werden. Am letzten Spieltag vor der Pause müssen wir noch nach Lütersheim, danach wissen wir mehr.“
FuPa: „Eure Trainingsbedingungen im Winter müssten zum Erreichen das Ziels besser sein?“
Björn Emde: „Wir werden versuchen möglichst oft auf den Korbacher Kunstrasen zu kommen. Eppe ist schlioeßlich ein Ortsteil von Korbach. Dann haben wir ja noch unsere Halle, die zwar nicht die größte ist, aber für einige spezifische Einheiten ausreicht. Notfalls fahren wir ab und zu in die Medebacher Soccer-Halle direkt vor unserer Haustür. Und dann gibt es ja auch noch rings um Eppe wunderschöne Wälder und Berge. Aber Spaß beiseite, die Trainingsbeteiligung war im Sommer sehr gut und wird es auch im Winter sein.“
FuPa: „Du hast keine Trainerlizenz?“
Björn Emde: „Irgendwann werde ich wohl eine machen. Derzeit habe ich keine Zeit dafür. Schließlich spielen meine drei Kinder ja auch Fußball und haben das Recht, dass ich bei ihren Spielen zuschaue. Natürlich profitiere ich von meiner Zeit in Gladbach und Kassel. Und: Die Trainer die ich in Goddelsheim hatte waren ja auch nicht die schlechtesten. Von Franz Höss beispielsweise habe ich viele Sachen im technischen Bereich gelernt die ich heute auch anwende. Und Wilfried Schlömer kann, was die Taktik betrifft, keiner etwas vormachen“.

Aufrufe: 024.11.2011, 14:25 Uhr
PeecyAutor