2024-05-02T16:12:49.858Z

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Kurz vor dem Spiel gegen Japan: der Stadtallendorfer Masih Saighani.	Foto: red
Kurz vor dem Spiel gegen Japan: der Stadtallendorfer Masih Saighani. Foto: red

Vor 50 000 Fans gegen Superstars

+++ Masih Saghani von Hessenligist Eintracht Stadtallendorf lief für sein Heimatland Afghanistan in der WM-Qualifikation gegen Japan auf +++

STADTALLENDORF. Welcher Amateurfußballer träumt nicht davon, vor 50 000 Zuschauern aufzulaufen? Dieser Traum hat sich kürzlich für Masih Saighani vom heimischen Hessenligisten Eintracht Stadtallendorf erfüllt. Im Saitama Stadium in Japan lief der 29-Jährige für sein Heimatland Afghanistan auf. Und das auch noch in einem WM-Qualifikationsspiel gegen Japan, die Nummer eins Asiens. Die Mannschaft ist gespickt mit Bundesligaspielern wie Hannovers Kiyotake, Hamburgs Sakai, Dortmunds Kagawa oder dem Ex-Mainzer Okasaki.

,,Das Besondere ist natürlich nicht nur, sich mit solchen Spielern messen zu dürfen. Das ganze Ambiente mit vollem Stadion und der TV-Übertagung im japanischen Fernsehen, das war absolut herausragend", schwärmt Saighani und ergänzt: ,,Länderspiele haben in Asien schon eine enorme Bedeutung." So war er ob der 0:5-Niederlage doch enttäuscht, obwohl der Ausgang nach dem 6:0-Hinspielerfolg Japans und deren uneingeschränkter Tabellenführung eigentlich in dieser Form zu erwarten gewesen war. ,,Irgendwie hofft man ja doch immer ein bisschen", wusste Saighani aber letztlich um die Chancenlosigkeit seines Teams. ,,Aber die Japaner hätten natürlich gut und gerne noch einige Tore mehr machen können."

Im September 2015 wurde Saighani erstmals von Trainer Slaven Skeledzic nominiert. Seit der Südasienmeisterschaft in Indien ist er fester Bestandteil der Nationalmannschaft. Skeledzic ist übrigens Bosnier, lief aber viele Jahre für Bad Homburg und Eintracht Frankfurt auch. Was wohl auch einer der Gründe dafür ist, dass bereits ein Sichtungscamp für Nationalspieler in Frankfurt stattfand. ,,Er hat es natürlich nicht so leicht, wie Jogi Löw, der sich Woche für Woche nur in die Bundesligastadien setzen muss und dort seine Nationalspieler sieht", weiß der Stadtallendorfer um die Schwere von Skeledzics Aufgabe. Aus ganz Europa und auch aus den USA reisten Kicker an, doch auch für Afghanistan sind Scouts unterwegs und berichten dem Trainer von interessanten Spielern. ,,Zudem reist der Trainer selbst viel herum, war kürzlich erst in der Türkei und in England", fügt Saighani hinzu.

Vor dem Japan-Länderspiel versammelte der Nationaltrainer sein Team in Doha (Katar) zu einem mehrtägigen Trainingslager, auch wenn nicht alle seine Schützlinge von ihren Vereinen freigestellt wurden. ,,Von meiner Seite daher ein dickes Kompliment an Eintracht Stadtallendorf", sagt Saighani voller Dankbarkeit. ,,Mir wurden keinerlei Steine in den Weg gelegt, alle haben mich unterstützt. Sei es der Verein, der Vorstand, der Trainer oder die Spieler. Alle haben sich für mich gefreut." Nach dem Spektakel in Japan stand zum Abschluss noch das Spiel gegen Singapur auf dem Programm. Saighani spielte wie schon in der ersten Partie 90 Minuten durch und siegte mit 2:1. Und der Sieg war von enormer Bedeutung, denn damit erreichte Afghanistan noch die letzte Runde der Qualifikation zur nächsten Asienmeisterschaft. ,,Das ist ein ganz besonderer Erfolg für uns. Das hat unser Land vorher noch nie geschafft", sagt Saighani voller Stolz.

Doch so schön die Erlebnisse der letzten zwei Wochen waren, umso schwerer wird es nun natürlich für Masih Saighani, sich bei der Eintracht wieder in den Vordergrund und in die erste Elf zu spielen. ,,Ab sofort gilt meine volle Konzentration nur meinem Verein, und natürlich werde ich versuchen, wieder in die Mannschaft zu kommen." Dass Kevin Vidakovics nach seinem Platzverweis gegen Hadamar nun wohl einer längeren Sperre entgegensieht und Saighani dadurch vielleicht bessere Einsatzchancen besitzt, ist für den Mannschaftssportler aber keinerlei Grund zur Freude, im Gegenteil. ,,Kevin ist unser Kapitän. Er wird uns fehlen und ihn kann keiner gleichwertig ersetzen", so der 29-Jährige, der aber auf die Breite des Kaders hinweist. ,,Für solche Fälle sind wir dennoch gut gerüstet und natürlich wollen wir versuchen, Kevins Fehlen so gut wie möglich aufzufangen. Ob einer meiner Teamkollegen für ihn zum Einsatz komm oder ich, spielt dabei keine Rolle."

Und auch wenn es am Wochenende statt 50 000 vielleicht nur 200 Zuschauer sind, wird Masih Saighani sicherlich mit dem gleichen Herzblut bei der Sache sein. Denn die positiven Erlebnisse mit dem Nationalteam seines Heimatlandes dürften ihm einen großen Schub gegeben haben.



Aufrufe: 014.4.2016, 08:00 Uhr
Marc Steinert (Oberhessische Zeitung)Autor