2024-05-29T12:18:09.228Z

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Feierstimmung herrschte bei Kapitän Franz Wiesheu (M.), Werner Zeiler (l.) und Karl-Heinz Baumgartl. <em>Repro: te/FOto: svj</em>
Feierstimmung herrschte bei Kapitän Franz Wiesheu (M.), Werner Zeiler (l.) und Karl-Heinz Baumgartl. <em>Repro: te/FOto: svj</em>

Vor 30 Jahren: Starnberg steigt in Bayernliga auf

Erfolgsverein ohne Happy End

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Es muss schon etwas Besonderes passiert sein, wenn es eine Meldung aus dem Sport samt Foto auf die erste Lokalseite einer Heimatzeitung schafft – und dann auch noch zwei Sonderseiten folgen.

Starnberg – Am Montag, 5. Juni 1989, passierte genau das im Starnberger Merkur. Es ging um ein Ereignis, das am Samstag zuvor im ehemaligen Starnberger Waldstadion an der Egerer Straße über die Bühne gegangen war. „Die SpVgg im Bayernliga-Himmel“, lautete die Überschrift. Darunter ein Foto, auf dem Bürgermeister Heribert Thallmair Starnbergs Kapitän Franz Wiesheu den Meister-Zinnteller überreicht. Präsiden Jochen Kress sowie die Spieler Vlado Kovacic, Frank Niederländer, Hans Bauer und Wolfgang Krebs schauen glücklich zu.

3. Juni 1989: ein historisches Datum für den Starnberger Fußball. Es steht für den größten Erfolg in der Geschichte der SpVgg. Die Truppe von Trainer Gerd Ritzer schaffte erstmals und als einzige Mannschaft aus dem Fünfseenland den Aufstieg in die Bayernliga, damals immerhin die dritthöchste deutsche Fußballliga. „Sagt Ihnen der 3. Juni 1989 noch etwas?“, fragt der Starnberger Merkur bei Franz Wiesheu nach, heute 60 Jahre alt und Hotelier in Utting. Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Aufstieg, klar.“ Und der Zusatz: „Brutal, dass das schon 30 Jahre her ist.“

Präsident Kress sorgt für freien Eintritt

Der angekündigte Aufstieg der SpVgg am letzten Spieltag war wieder mal eine von Präsident Kress mit großem Tamtam vorhergesagte Veranstaltung. Kress ließ an der Egerer Straße ein Festzelt aufbauen, lud mit freiem Eintritt zur Aufstiegsfeier. Kleines Problem: Starnberg war noch gar nicht oben, brauchte im Finale gegen den FSV München noch mindestens einen Punkt für die Bayernliga. Kress war’s egal: „Für mich sind wir schon aufgestiegen“, ließ er jeden, der ihn fragte, wissen. Der Boss hatte Glück: Die SpVgg schlug den FSV durch Tore von Stefan Jaxt (2), Wiesheu und Andi Woller mit 4:1 und sicherte sich damit die Landesliga-Meisterschaft vor dem FC Memmingen.

„Kress war schon ziemlich mutig“, sagt Wiesheu rückblickend. „Aber wir waren ein eingeschworener Haufen, haben immer Vollgas gegeben und natürlich auch in diesem Spiel noch mal alles rausgehauen.“ Meistermacher Gerd Ritzer ergänzt: „Die Mannschaft war so stark, wir mussten einfach aufsteigen.“ Die Belohnung neben Meisterwimpel von Spielleiter Armin Klughammer, Thallmairs Zinnteller und Riesenlob von allen Seiten war „eine richtig geile Feier im Festzelt“, erinnert sich Wiesheu. Da verschwand schon mal ein junger Spieler nach dem einen oder anderen Bier rückwärts von der Bühne.

Ex-Profi Täuber einer der Erfolgsgaranten

Es war sicher die größte Fußballparty, die jemals in Starnberg stattfand. Nicht zuletzt dank Libero Wiesheu (28 Einsätze, fünf Tore) und weiterer überragender Spieler. Mittelstürmer Peter Weiser wurde mit 19 von 90 SpVgg-Treffern Torschützenkönig – vor dem damals 33-jährigen Ex-Profi Jürgen Täuber, der 15-mal traf. Beide waren in allen 32 Punktspielen am Ball. „Täuber war mit seiner Erfahrung von über 200 Bundesliga- und Zweitligaspielen sicher einer der besten und wichtigsten Spieler. Er hat sich immer voll reingehauen. Und ich kann mich an kein einziges schlechtes Spiel von ihm erinnern“, sagt Wiesheu. „Ich hatte nie Probleme mit ihm, auch wenn er jeden Spieler mal rasiert hat. Aber das war auch gut so.“

Bei der Feier schließlich gab es aber doch einen dieser berüchtigten Wermutstropfen. „Auch wenn es mir nach so einem Erfolg schwerfällt, ich muss aus beruflichen Gründen künftig kürzertreten“, verkündete Kapitän Wiesheu noch im Festzelt. Nur, „wenn Not am Mann ist“, werde er einspringen. Aus dem Karriereende wurde schließlich nur ein „Päuschen“. So ganz ohne Fußball ging’s dann doch nicht. Wiesheu wurde zwar in der Winterpause 1989/90 reaktiviert. Doch eine Verletzung im letzten Vorbereitungsspiel warf ihn weit zurück: Er kam in dieser Saison auf keinen einzigen Bayernliga-Einsatz. Erst im Herbst 1990 – nach Starnbergs Abstieg nach einjährigem Gastspiel – feierte er sein Comeback im SpVgg-Trikot. Und stieg 1992 unter Trainer Karl-Heinz Finsterer zum zweiten Mal auf.

Wiesheu bedauert Ende der SpVgg

Auch heute ist Wiesheu noch am Ball. Er kickt gelegentlich in der Ü50 oder Ü60 des FC Bayern München. „Wenn’s brennt, bin ich dabei“, erzählt er. Die SpVgg und ihre großen Erfolge haben den ehemaligen Kapitän aber nie losgelassen. Letztlich eine Geschichte ohne Happy End: „Ich bin neulich mal an unserem ehemaligen Stadion an der Egerer Straße vorbeigefahren. Da ist nichts mehr, da ist alles weg. Schade, dass die SpVgg Starnberg regelrecht ausgelöscht wurde.

THOMAS ERNSTBERGER

Aufrufe: 014.6.2019, 18:08 Uhr
Starnberger Merkur / Redaktion StarnbergAutor