2024-04-29T14:34:45.518Z

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Von wegen Invalide: André Merkens greift wieder an

Offiziell hatte der Niederkrüchtener nach einem schlimmen Foul seine Karriere beendet. Doch er kickt schon wieder zwei Jahre in der Kreisliga B.

Die Diagnose war niederschmetternd: Sprunggelenk und Wadenbein gebrochen, alle Bänder im Fußgelenk und das Syndesmoseband gerissen, Knorpelschaden. Nach einem Horrorfoul schien die kurze Karriere von André Merkens bei den VSF Amern in der Landesliga beendet zu sein.

"Sportinvalide mit 23 Jahren", titelte unsere Redaktion im April 2015, als Merkens sich nach zwei Operationen und mehreren mit starken Schmerzen abgebrochenen Comebackversuchen dazu entschied, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. "Wenn ich laufen war, konnte ich am nächsten Tag kaum gehen", erinnert sich Merkens.

Im Herbst 2017 kann davon keine Rede mehr sein. Seit zwei Jahren kickt Merkens mittlerweile wieder bei seinem Heimatverein Schwarz-Weiß Elmpt in der Kreisliga B. "Die Probleme sind grundsätzlich fast weg", berichtet er stolz. Zwar sei seine Beweglichkeit im betroffenen Fuß eingeschränkt und der entstandene Knorpelschaden nun mal nicht rückgängig zu machen, nach zahlreichen Gesprächen mit den Ärzten seines Vertrauens war er sich aber sicher: "Der Arzt hat mir versichert, dass ich es nicht mehr schlimmer machen kann, wenn ich weiterspiele. Also habe ich grünes Licht bekommen. Und Schmerzen spüre ich mittlerweile nicht mehr." Nachdem die ersten Versuche 2015 noch schleppend verliefen, präsentierte sich Merkens in der Vorsaison mit 12 Toren und 17 Vorlagen schon wieder in guter Form, auch in dieser Spielzeit stehen nach acht Partien schon sieben Treffer und sechs Assists zu Buche. "Man muss das natürlich alles relativieren. Es ist ja schließlich nur die Kreisliga B", sagt er zwar, die Hauptsache ist aber ohnehin eine ganz andere: Merkens kann wieder Sport treiben. "Daran habe ich nach der Verletzung ehrlich gesagt nicht mehr geglaubt."

Als die Waage nach mehr als einem Jahr Pause statt der gewohnten 75 dann plötzlich 95 Kilo anzeigte, habe er es einfach nicht mehr ausgehalten: "Nach 20 Jahren Fußball hat es mich einfach wieder gekitzelt." Die logische Wahl war also sein Heimatverein in Elmpt, wo seine Kumpels teilweise seit ihrem vierten Lebensjahr zusammen spielen. "Vom Fußballerischen her habe ich anscheinend nicht viel verloren. Aber das Körperliche war komplett weg. In Amern hätte ich im Training keine 20 Minuten durchgehalten", sagt er lachend. Auch den Kopf habe er schnell ausschalten können: "Am Anfang habe ich in Zweikämpfen schon noch zurückgezogen. Aber im Spiel ist das mittlerweile zu 95 Prozent vergessen."

Mittlerweile nähert sich Merkens seiner Form von damals wieder an. Selbst eine Rückkehr in den Leistungsfußball scheint nun wieder möglich. "Das ist etwas, über das ich schon letztes Jahr nachgedacht habe", gibt er zu. Schließlich seien dem Offensivmann die VSF in den drei Jahren, die er dort spielte, richtig ans Herz gewachsen. Nach seiner Verletzung war die Betroffenheit im Verein riesig und auch die Amerner Ankündigungen, dass Merkens weiterhin herzlich zu gemeinsamen Aktivitäten und Mannschaftsabenden eingeladen sei, stellten sich nicht als leere Worte heraus: "Ich komme mit den Jungs immer noch super klar und sehe viele von denen regelmäßig, zum Beispiel Dominik Kleinen." Nicht ausgeschlossen also, dass Merkens irgendwann wieder ein paar Ligen höher auf Torejagd geht. "Ich würde es sehr gerne noch mal versuchen. Aber ich bin auch sehr glücklich in Elmpt. Das hat man nicht so oft, dass wirklich zehn, zwölf Jungs von den Bambini immer noch zusammenspielen. Der Einzige, der damals weggegangen ist, war eigentlich ich", sagt er. Aber ganz gleich, was die Zukunft noch bringt: Am Ende zählt nur, dass André Merkens drei Jahre nach seiner Horrorverletzung wieder seinem liebsten Hobby nachgehen kann.

Aufrufe: 012.10.2017, 13:05 Uhr
RP / Christos PasvantisAutor