2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Im Duell mit De Bruyne: Sebastian Heidinger (l.) spielte einst selbst mit Leipzig im Pokal gegen Wolfsburg!
Im Duell mit De Bruyne: Sebastian Heidinger (l.) spielte einst selbst mit Leipzig im Pokal gegen Wolfsburg! – Foto: Sven Leifer

»Von der Regionalliga bis in die 2. Liga aufzusteigen war Wahnsinn«

Teil 1: Ex-Profi Heidinger über RB Leipzig, Training unter Hitzfeld und seinen Abstecher in Nordhausen

FC Bayern München, RB Leipzig, Arminia Bielefeld, Greuther Fürth, Holstein Kiel: Die Liste der Stationen von Sebastian Heidinger (35) als Spieler war lang und namhaft. Ein Bundesliga-Einsatz blieb dem gebürtigen Trennfurter (Unterfranken) aber verwehrt. Stattdessen beendete er vor einem Jahr seine aktive Karriere in der Regionalliga, um jetzt als Co-Trainer der U17-Junioren bei RB Leipzig tätig zu sein. Vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale der roten Bullen am Mittwoch gegen Wolfsburg (20.45 Uhr) sprach der Ex-Profi mit FuPa-Reporter Kilian Amrhein im ersten Teil eines großen Interviews…

FuPa: Leipzig oder Kiel – Welchem Deiner beiden Ex-Klubs drückst Du im DFB-Pokal die Daumen, Sebastian?
Sebastian Heidinger (35):
Ich freue mich, wenn Kiel weit kommt, aber wenn ich mich entscheiden muss, dann klar für meinen Verein Leipzig. Am schönsten wäre ein Finale zwischen RB und Holstein mit Leipzig als Sieger (lacht).

Was traust Du den Teams im Wettbewerb noch zu?
Jede Menge! Aber es hängt auch viel vom Losglück ab. Kiel ist gegen den Pokalschreck Rot-Weiss Essen der Favorit, ansonsten im Vergleich jedoch ein Außenseiter. Gerade nachdem die Bayern raus sind, hat Leipzig das Zeug am Ende den Titel zu holen. Mit Wolfsburg wartet aber erstmal kein leichter Gegner. Für mich ist das ohnehin ein besonderes Spiel: Ich habe 2014 auch mit Leipzig im Pokal gegen den VfL Wolfsburg mit Kevin De Bruyne und Co. gespielt.

Von 2011 bis 2015 warst Du für die roten Bullen aktiv. Wie war diese Zeit für Dich?
Super intensiv! Ich war mir vorher unsicher, schließlich war ein Wechsel vom damaligen Zweitligisten Bielefeld runter in die Regionalliga ein Risiko. Ich wusste nicht, was kommt, das war nervenaufreibend. Dazu der teils extreme Hass, der uns entgegengebracht wurde. Aber es war die richtige Entscheidung, denn ich verbinde mit Leipzig die schönsten Erinnerungen meiner Karriere. Von der Regionalliga bis in die 2. Liga aufzusteigen war Wahnsinn!

Zu Deinen Team-Kollegen zählten etwa Yussuf Poulsen, Diego Demme oder auch Joshua Kimmich. Hat man damals schon gesehen, zu was diese Spieler fähig sind?
Das muss man individuell betrachten. Poulsen war zu Drittliga-Zeiten technisch nicht der Beste, aber hatte bereits unglaubliche körperliche Voraussetzungen. Er war schnell und sprang extrem hoch, mit seinem Ehrgeiz und Fleiß hat er das Technische mit der Zeit aufgeholt. Demme kannte ich schon aus Bielefeld, da wusste ich, welche Power er mitbringt. Bei Joshua Kimmich war es so, dass er als sehr junger Spieler zu uns kam. Schon damals stimmte das, was man heute über ihn sagt: Er war so ehrgeizig, er wollte immer den Ball haben. Er hatte eine Präsenz, die in diesem Alter ganz selten ist. Mit Fantasie konnte man schon erahnen, dass aus ihm etwas werden kann. Aber da musste trotzdem noch viel danach richtig laufen. Dass er einer der weltbesten Mittelfeldmänner werden würde, konnte man so früh nicht erkennen.

Waren das die besten Spieler, mit denen Du je auf dem Platz standest?
Schwer zu sagen! Ich war in der Jugend beim FC Bayern und habe da auch mal bei den Profis unter Trainer Ottmar Hitzfeld mittrainiert. Da standen dann Spieler wie Ballack oder Kahn plötzlich vor einem.

Sicher eine spannende Erfahrung als A-Jugend-Spieler, oder?
Durchaus (lacht)! Da war noch nichts mit flachen Hierarchien wie heute, wo auch junge Spieler mal ihre Meinung abgeben konnten. Da hat’s auf dem Feld immer gefetzt, da ging es zur Sache. Und wenn Kahn oder Ballack etwas gesagt haben, dann war das so und da war Stille auf dem Platz. Aber es gab auch Ausnahmen: Sebastian Deisler hat immer gegrüßt, er hat mir sogar vom Mannschaftsbus aus zugewunken. Als er verletzt war, war ich sein Sparringspartner und sollte ihm helfen, wieder fit zu werden Ich kannte ihn nicht besser, aber er hat im Gegensatz zu vielen anderen in der Branche ‚gemenschelt‘.

Bei Wacker Nordhausen beendete der Trennfurter seine aktive Karriere.
Bei Wacker Nordhausen beendete der Trennfurter seine aktive Karriere. – Foto: Bernd Peter

Du hast also mit vielen Stars zusammengespielt, Dir selbst blieb die ganz große Bühne aber verwehrt. Schlimm für Dich?
Nein, ich bin im Großen und Ganzen zufrieden mit der Karriere. Im Nachhinein hätte ich mir aber den ein oder anderen Wechsel ersparen können: Fürth habe ich damals im Winter voreilig verlassen etwa, da hätte ich manchmal mehr Geduld gebraucht. Natürlich hätte ich auch gern mal in der Bundesliga gespielt, aber ich hadere nicht damit. Jede meiner Stationen war auf ihre Weise eine tolle Erfahrung.

Auch Deine letzte bei Wacker Nordhausen in der Regionalliga?
Na klar! Ich kam damals zwar von der 2. Liga in die Regionalliga, aber das war zum Karriereende hin genau richtig. Nordhausen war zum Zeitpunkt meines Wechsels ein ambitionierter Verein, der dann aber in Schwierigkeiten geraten ist und Insolvenz anmelden musste. Somit war das Ende nicht sehr schön dort für mich.

145 Regionalliga-Partien hat Heidinger insgesamt absolviert.
145 Regionalliga-Partien hat Heidinger insgesamt absolviert. – Foto: Bernd Peter

Verfolgst Du den Verein heute noch?
Ja, denn ich bin allgemein Fan auch vom niedrigklassigeren Fußball. Wenn es möglich ist, schaue ich mir gerne in der Leipziger Region sonntags mal ein Amteur-Spiel an. Das gehört einfach dazu.

Wie Sebastian Heidingers Arbeit bei RB Leipzig aussieht, was er zu seiner Heimat Unterfranken meint und warum er selbst nicht mehr kickt, gibt es im zweiten Teil des Interviews.

Aufrufe: 02.3.2021, 07:00 Uhr
Kilian AmrheinAutor