2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines

Verletzungsfrei in die 1. Bundesliga

Die Scherfederin Claudia Kalin hat große Ziele mit dem 1. FC Köln

Köln/Scherfede. Als Kind ließ Claudia Götte die Jungs beim SV Westfalia Scherfede reihenweise beim Fußball alt aussehen – schon da war sie ein Ausnahmetalent. Spätestens als sie 2007 in die U15-Nationalauswahl berufen wurde und große Erfolge mit der U17 feierte, trauten ihr alle Fußball-Experten auch eine große Karriere zu. Doch die geriet ins Stocken. Seit dem Sommer 2014 wagte sie einen Neustart beim 1. FC Köln in der 2. Damen-Bundesliga – als Claudia Kalin, denn die 22-jährige Scherfederin ist verheiratet.

„Ich fühle mich hier in Köln sehr wohl. Ich bin hier zur Führungsspielerin gereift und habe mit dem FC das große Ziel, in die erste Liga aufzusteigen“, sagt sie selbstbewusst. Elf Siege in elf Spielen mit 33:3-Toren verdeutlichen die Überlegenheit der Kölnerinnen.

Nach vielen schweren Verletzungen, die sie oft auf der Karriereleiter eine Sprosse zurückwarfen, ist Kalin zurzeit topfit. „Ich war schon die komplette Hinrunde verletzungsfrei“, berichtet sie und freut sich bereits auf die Rückrunde, die am 22. Februar mit dem Auswärtsmatch in Saarbrücken startet.

Nach den Stationen Wattenscheid 09, SC 07 Bad Neuenahr und Bayer Leverkusen scheint sie nun beim FC in der Domstadt richtig angekommen zu sein. Mit ihrem Mann lebt sie zwar noch in Leverkusen, sie arbeitet aber als Bürokauffrau in Köln-Mühlheim und hat es dann nicht weit zum Training. Kölns Trainer Willi Breuer setzt auf die zweikampfstarke Spielerin, die technisch und taktisch sehr gut ausgebildet ist.

Der Kontakt zum FC kam über eine befreundete Spielerin. „In Leverkusen habe ich nicht regelmäßig gespielt, da wollte ich im Sommer wechseln. Da ich keinen Berater habe, habe ich mich dann selbst um einen neuen Verein gekümmert. Ich hätte auch zu einem anderen Verein in der 1. Liga gehen können – es gab auch Kontakte nach Freiburg, aber ich wollte nicht aus dem Rheinland weg. Die Perspektive in Köln passte“, so Claudia Kalin. Dass durchaus mehr in ihrer sportlichen Laufbahn drin gewesen wäre, weiß sie. Speziell im DFB-Dress. Zwar ist sie mit 22 Jahren noch jung, doch im Frauen-Fußball ist es relativ unwahrscheinlich, jetzt noch einmal in die Frauen-Nationalelf hineinzukommen. „Sicher hätte ich da weiter kommen können. Als ich in der U17 spielte und wir zweimal die Europameisterschaft gewinnen konnten, da haben wir alle von der Heim-WM 2011 geträumt.“ Es blieb zumindest für Kalin ein Traum, denn der Kreuzbandriss 2009 ließ sie aus dem Blickwinkel von Nationaltrainerin Silvia Neid verschwinden. Zwar bestritt sie Ende Oktober 2010 gegen Schweden ein Spiel in der U-19-Nationalmannschaft, das sollte aber ihr letzter Kontakt mit dem Deutschen Fußballbund bis heute gewesen sein. „Der Kontakt zum DFB ist 2010 abgebrochen. Daran verschwende ich auch keinen Gedanken mehr. Ich konzentriere mich voll auf den FC.“ Ihr Vertrag in Köln läuft nur bis zum Sommer 2015. „Wenn wir in die erste Liga aufsteigen sollten, gibt es neue der Liga angepasste Verträge“, erklärt Claudia Kalin, die aber auch noch das Fußballgeschehen in ihrer Heimat verfolgt. „Durch meine Brüder, die in Warburg und Scherfede spielen, bekomme ich natürlich viel mit. Auch alles über die neue SG mit Wrexen. Und mein Vater war erst kürzlich bei mir“, sagt sie, „ich selber schaffe es leider nur noch selten nach Scherfede. Samstag Training, Sonntag Spiel und in der Woche Arbeit, da bleibt nicht viel Zeit“, zählt die ehemalige Junioren-Nationalspielerin auf. Zuletzt war sie Weihnachten in Scherfede.

Aber der Gegenbesuch aus der Heimat wird definitiv kommen, wenn die Aufstiegsfeier ansteht. Am Pfingstmontag, 25. Mai, findet das letzte Saisonspiel im altehrwürdigen Kölner Franz-Kremer-Stadion gegen den FC Bayern München II statt. Dann dürften auch mehr als die sonst üblichen 300 bis 400 Zuschauer kommen.

Steckbrief Claudia Kalin

Geboren: 7. September 1992 als Claudia Götte in Marsberg.

Jugend: SV Westfalia Scherfede-Rimbeck (bis 2009)

Stationen: SG Wattenscheid 09 (12 Spiele/1 Tor), SC 07 Bad Neuenahr (13/2), Bayer 04 Leverkusen (36/1), 1. FC Köln (15/0).

Stationen in der Nationalmannschaft: U15 (5/1) U16 (6/0) U17 (14/2) U19 (1/0)

Erfolge: U17-Europameisterin 2008 und 2009, dritter Platz bei der U17-Weltmeisterschaft 2008.

Verletzungspech: Kreuzbandriss 2009, Meniskusschaden 2010, Wadenbeinbruch 2011, Meniskus 2013.

Aufrufe: 023.1.2015, 10:10 Uhr
Uwe Müller / Foto: Jana Schreckenberger/1. FC KölnAutor