2024-06-14T14:12:32.331Z

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Einer der Höhepunkte in der Fußball-Karriere von Verena Krumay (r.): die Pokalpartie gegen Wolfsburg
Einer der Höhepunkte in der Fußball-Karriere von Verena Krumay (r.): die Pokalpartie gegen Wolfsburg – Foto: Riedel

Verena Krumay: „Wenn man etwas will, kann man es auch erreichen“

Außenverteidigerin des Regionalligisten im Portrait

Verena Kremay spielt seit 2012 beim Regionalligisten FC Forstern. Die Ebersbergerin ist sowohl eine begnadete Fußballerin als auch Skifahrerin.

Steinhöring/Forstern – Verena Krumay ist Stammspielerin beim Frauen-Regionalligisten FC Forstern. Als Außenverteidigerin ist die 22-Jährige seit über acht Jahren eine verlässliche Größe im FCF-Kader. Eine, die die 20 bis 25 Minuten Anfahrt gerne in Kauf nimmt, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Auch über die Land- und Fußballkreis-Grenze hinaus. Krumay stammt aus Englmeng, einem Weiler in der Gemeinde Steinhöring im Osten des Landkreises Ebersberg.

Verena Krumay: Erste Schritte beim TSV Grafing

Die Freude an der Bewegung habe sie schon von klein auf gehabt, „daheim habe ich oft mit meinem Cousin im Garten gekickt“, sagt Krumay. Ihre ersten Schritte auf dem Rasenplatz machte sie hingegen in der Nachbarschaft beim TSV Grafing. „Ich wollte unbedingt immer Fußball spielen. Die Begeisterung und das Talent habe ich klar von meinem Papa geerbt“, weiß die Tochter. Vater Manfred hat früher bei Falke Markt Schwaben, dem FC Finsing und TSV Pliening gekickt. In der E-Jugend stand die gebürtige Ebersbergerin zuerst beim TSV Grafing eineinhalb Jahre mit Jungs auf dem Platz, dann wurde in der Bärenstadt eine Mädchenmannschaft neu gegründet. Robert Haseitl und auch Bezirksliga-Spielerin Carolin Rinck kümmerten sich um ihr Team. „Da habe ich viel gelernt – und noch im Sturm gespielt“, erinnert sich Verena Krumay lachend. „Einmal haben wir sogar 17:0 gewonnen.“ Wie viele Tore sie in der Jugend erzielt hat, weiß sie nicht genau. „Viele, vor allem wenn ich es mit heute vergleiche.“ Seit über fünf Jahren, seit dem Tor zum 1:0 beim 2:1-Bayernliga-Heimsieg gegen die SpVgg Eicha, wartet die Verteidigerin auf ein Erfolgserlebnis in einem Pflichtspiel.

Krumay: Sowohl Fußballerin als auch Skifahrererin

Was viele nicht wissen: Verena Krumay ist auch eine begnadete Skifahrerin und gehörte im Nachwuchs des SC Falkenberg einst zu den großen, verheißungsvollen Talenten. Sie gewann beispielsweise als Fünf-, Sieben- und Neunjährige in ihrer Altersklasse den Ebersberger Sparkassen-Nachwuchscup, dazu kamen etliche Stockerlplätze und Topplatzierungen auch bei Verbandsrennen. Sie stand nach diversen Erfolgen an der Schwelle zum Leistungssport und vor dem Gang ins Ski-Internat. Doch das kam für Krumay nie in Frage – die Lust auf Fußball siegte, wie sie erklärt: „Der Aufwand fürs Skifahren war immens, und wenn ich im Kader weiter aufgerückt wäre, auch nicht weniger geworden.“ Das Spiel mit dem runden Leder „macht mir halt mehr Spaß“. Die 22-Jährige zieht eben den Mannschafts- vor dem Individualsport vor.

Seit 2012 ist Krumay in Forstern sportlich daheim

Zur Saison 2012/13 wechselte die gebürtige Ebersbergerin auch darum dann nach Forstern. „Ich wollte damals unbedingt wieder Fußball spielen und habe über eine Bekannte das Angebot für ein Schnuppertraining beim FC erhalten.“ Das gefiel ihr so gut, dass sie nach der ersten Übungseinheit unterschrieb und blieb – bis heute. „Ich bin sofort super aufgenommen worden, habe keine Anlaufzeit gebraucht und mich immer wohl gefühlt“, betont die junge Frau aus Englmeng. „Der Teamgeist und Zusammenhalt zeichnet uns aus. Die schwierigen Situationen in den Spielen lösen wir über den Kampfgeist.“

Aber das sei lange nicht alles, so Krumay und denkt nicht nur an „legendäre Weihnachtsfeiern“ oder Kabinenpartys. „Wir verbringen generell viel Zeit miteinander, auch außerhalb des Platzes. Der FCF ist eigentlich so etwas wie eine Familie für mich.“

Krumay: Von der Angreiferin zur Verteidigerin

Mit 14 war Verena Krumay eine der jüngsten im U17-Kader von Coach Ludwig Attenberger, der sie schon von einer Angreiferin zu einer Verteidigerin „umfunktionierte, weil es einen Mangel an Abwehrspielerinnen bei uns gab“, erklärt Krumay, „und seitdem bin ich es geblieben“.

Gestört hat es die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau, die in Markt Schwaben arbeitet, nicht. Ihr allererstes Spiel im grünen FCF-Trikot war gegen den 1. FC Nürnberg in der Bayernliga. „Das war schon was Besonderes. Ich war sehr aufgeregt.“ Doch das legte sich bald, weil sie sich akklimatisierte und verbesserte.

Der Forsterner Neuzugang merkte schnell den Unterschied zu Grafinger Zeiten. „Du hast mehr mit Großvereinen wie dem FC Bayern zu tun, spielst auf deren Trainingsgelände, und nicht mehr auf kleinen Plätzen bei Dorfvereinen.“ Mit dem Frauenteam ist sie heute zudem in ganz Süddeutschland unterwegs, „und auch wieder gegen Nürnberg“.

Krumay: „Wenn man etwas will, kann man es auch erreichen“

Auf Attenberger folgte in der B-Jugend schnell der Wechsel auf Zeljko Marsic (heute Frauentrainer beim FC Moosinning), bei dem sie sich in den zweieinhalb Jahren im FCF-Nachwuchs weiter rasant entwickelte. Krumay wurde zur Stütze der Bayernliga-Juniorinnen und half mit, die Bayerische Vizemeisterschaft hinter dem TSV Schwaben Augsburg zu erringen. „Da hat uns damals nur ein Punkt zum Bundesliga-Aufstieg gefehlt.“

Sie legte von jeher einen gesunden Ehrgeiz an den Tag. Ihr Motto: „Wenn man etwas will, kann man es auch erreichen - man muss nur etwas dafür tun.“ Kein Wunder also, dass es schnell mit einem Einsatz bei den Erwachsenen klappte. Mitte Mai 2015 geschah es beim 5:1-Sieg beim SV Geratskirchen. Da standen die FCF-Frauen bereits als Landesliga-Meister und Bayernliga-Aufsteiger fest: In Minute 70 wurde Krumay für Anna Kreißl eingewechselt und agierte als defensive Außenbahnspielerin. „Ein schönes Erlebnis“, erinnert sie sich gerne daran. „Das hat einfach nur Spaß gemacht.“ Der damalige Langzeit-Coach der Ersten, Luky Lukschanderl aus Baldham, wurde zu ihrem Förderer, mit ihr im Team standen mit Julia Ruckdeschel (Baldham) und Corinna Grimm (Markt Schwaben) noch zwei weitere Exil-Ebersbergerinnen. 2017/18 feierte der FCF den überlegen Bayernliga-Titel mit neun Punkten Vorsprung und erreichte damit die angepeilte Regionalliga, auch die Futsal-Krone ging 2016 im Hallenturnier in Herrieden an den Verein nahe der Ebersberger Landkreisgrenze.

Der DFB-Pokal als Höhepunkt

Der absolute Höhepunkt war jedoch für Verena Krumay das DFB-Pokalspiel gegen den VfL Wolfsburg. Allein die Vorfreude darauf war schon riesig gewesen. „Wir haben das kaum erwarten können“, erinnert sie sich. Die 22-Jährige nahm damals, wie viele ihre Mitspielerinnen, extra vier Tage Urlaub, um bei den Vorbereitungen auf das Ereignis zu helfen. „Vor der Partie waren wir alle unglaublich nervös, das hat sich dann auf dem Feld aber gelegt“, so die FCF-Verteidigerin. „Das war ein Wahnsinnserlebnis vor 2000 Zuschauern, so was vergisst man nicht.“ Auch nicht, dass sie oft das Nachsehen haben würden und es ein 0:9 gab. „Uns war ja vorher schon klar, dass wir einige Tore kriegen werden. Es sollte nicht zweistellig werden - das haben wir erreicht.“ Sie vergaß auch nicht, dass sie nach Abpfiff von einer Gegnerin zu einem Fan mutierte: „In der zweiten Halbzeit habe ich gegen Nationalstürmerin Alexandra Popp gespielt, und die ist doch ein bekannter Name im deutschen Frauenfußball“, so Krumay lachend über die Wolfsburger Torjägerin. „Sie war auf dem Platz kaum zu halten, aber hinterher haben wir uns sehr nett unterhalten.“

Krumay: Der Spaß steht an vorderster Stelle

Die junge Frau aus Englmeng ist auch heute noch eine Konstante im Kader: „Der Spaß steht an vorderster Stelle, auch wenn wir höherklassig spielen.“ Sie würde gerne „noch ein paar Jahre verletzungsfrei“ und überregional aktiv sein. Nach der Fußballkarriere gerne ihre anderen neuen Leidenschaften pflegen: das Mountainbike fahren und das Wandern. „Außerdem viel reisen und erfolgreich in meiner beruflichen Laufbahn sein“, sagt sie lachend.

Den Weg nach Forstern, über die Grenze, nimmt sie also weiterhin gerne in Kauf. Krumay wartet wie ihre Teamkolleginnen schon sehnsüchtig auf das Go, um endlich wieder trainieren und fahren zu dürfen. Wegbegleiterinnen aus ihrem Heimatlandkreis sind dabei Johanna Stadler, ebenfalls aus Steinhöring, und Luisa Schmidt aus Ebersberg. „Ich hatte noch nie Pannen, nur manchmal eine Begegnung mit einem Reh oder schon mal ein Wildschwein auf der Straße – ohne Kontakt. Das ist normal“, sagt sie lachend. Alles kein Problem, schließlich gehört das für sie zu ihrer großen Leidenschaft, dem Fußball, dazu.

(Olaf Heid)

Aufrufe: 019.3.2021, 09:28 Uhr
Erdinger Anzeiger / Olaf HeidAutor