2024-06-17T07:46:28.129Z

Allgemeines
– Foto: Noah Wedel

Verbot von Trainingsbetrieb "nicht nachvollziehbar"

Dein Wunsch für den Amateurfußball von Marc Roch.

FuPa Niederrhein sammelt die Wünsche der Community für den Amateurfußball. Der zurzeit vereinslose Marc Roch wünscht sich bereits zum zweiten Mal etwas - und diesmal appelliert er an die Entscheidungsträger, denn in seinen Augen gibt es keinen Grund, das Training weiter auszusetzen.

„Zugegeben, die politischen Entscheidungsträger haben einen ganz schweren Job in diesen Zeiten. Verschiedene Interessen von allen möglichen Seiten wollen berücksichtigt werden und man kann es letztendlich nicht allen recht machen. Allerdings sind wir aus meiner Sicht an einem Punkt angekommen, an dem die Sinnhaftigkeit von Maßnahmen kritisch hinterfragt werden muss. Aber nicht nur das. Es sollten auch die entsprechenden Korrekturen veranlasst werden. Schließlich befassen wir uns mit dem Corona-Thema seit ungefähr elf Monaten.

Es ist doch wahrscheinlich jedem verständlich, dass man beispielweise ein Hallenturnier mit hunderten Menschen auf engem Raum derzeit nicht durchführen kann. Verschwitzte, verbrauchte Luft in einer geschlossenen Halle sind ganz sicher ein viel zu hohes Risiko. Man muss kein Wissenschaftler sein, um das nachvollziehen zu können.

Warum allerdings immer noch kein Trainings- und Spielbetrieb draußen an der frischen Luft erlaubt ist, ist nach den Erfahrungen der vergangenen Monate für mich absolut nicht nachvollziehbar.

Seit mittlerweile drei Monaten sind die Sportanlagen geschlossen und der Trainings- und Spielbetrieb im Jugend- und Amateurfußball ist ausgesetzt. Wie lange will man das noch fortführen und vor allem mit welchem Nutzen?

Vergangenen Sommer waren die Sportanlagen (anfangs noch ohne Kabinennutzung), genauso wie Freibäder, Zoos und viele andere Freilufteinrichtungen über Monate mit Hygienekonzepten und Kapazitätsgrenzen geöffnet. Es wurde trainiert und gespielt und es gab sogar Zuschauer. Es ist im Hinblick auf Corona-Infektionszahlen aber trotzdem überhaupt nichts passiert. Sie blieben niedrig. Die Infektionszahlen sind erst mit der kalten Jahreszeit und dem Verschieben vieler Aktivitäten in geschlossene Räume gestiegen. Mit dem Fußball draußen hatte das nichts zu tun.

Seit Monaten trainieren und spielen die ersten vier Fußball-Ligen in Deutschland und auch hier gibt es im Verhältnis zu der hohen Anzahl von Trainingseinheiten und Spielen nur sehr wenige Infektionsfälle. Nun wird man sagen, dass hier Profi-Vereine unter strengen Kontrollbedingungen arbeiten und ja, das stimmt in weiten Teilen. Allerdings eben nicht nur. Längst nicht alle Vereine werden von der Außenwelt in Hotels abgeschottet. In den Regionalligen West und Südwest sind auch Vereine dabei, die kaum anders trainieren als beispielsweise. Oberligisten. Viele Spieler gehen täglich ganz normal arbeiten oder studieren, haben Kontakt zu vielen anderen Menschen und gehen abends zum Training. Dennoch gibt es verhältnismäßig nur sehr selten Infektionsfälle.

Die oberen Altersklassen der Nachwuchs-Leistungszentren trainieren auch schon eine ganze Weile wieder und auch hier passiert so gut wie nichts, was neue Corona-Fälle angeht.

Sport ist wichtig. Er fördert die Gesundheit von Körper, Geist und Seele. Er fördert die gesamte Entwicklung junger Menschen. Soziale Kontakte, ein Miteinander und – gerade für Kinder Jugendliche besonders wichtig - das „Auspowern“ und auf andere Gedanken kommen, sind ganz wesentlich für innere Ausgeglichenheit, Lernfähigkeit, Zufriedenheit und damit letztendlich auch für die Psyche. Insoweit hat der Sport, in unserem Fall eben der Fußball, nicht nur einen Spaßfaktor, sondern eben auch einen erheblichen gesundheitlichen Faktor, den es zu berücksichtigen gilt.

Darüber hinaus wird jungen, ambitionierten Perspektivspielern in den oberen Altersklassen der Jugendabteilungen sowie den jungen Spielern im Seniorenbereich wichtige Zeit der fußballerischen Entwicklung genommen. Auch das sollte man berücksichtigen, denn es werden Lebensträume und -planungen beeinflusst. Ich weiß, längst nicht jeder wird mal Profi. Aber es gibt auch etwas zwischen Profi-Fußball und reinem Amateurfußball.

In der Schweiz und in Österreich ist das Skifahren mit der Begründung es seien Freiluft-Aktivitäten erlaubt. Würde man das verbieten, müsse man auch das Joggen oder Rad fahren verbieten. Für mich ist das eine plausible Begründung, die man auch hier auf unsere Freiluft-Sportarten übertragen kann. Wenn man sich die mit vielen Menschen gefüllten Spazier- und Wanderwege zurzeit ansieht, wird man das umso mehr nachvollziehen können.

Ich bin ganz sicher kein „Alu-Hut“ und kein „Querdenker“. Aber man sollte meines Erachtens Dinge infrage stellen dürfen, auch wenn man kein Wissenschaftler ist. Ich bin schließlich auch kein Arzt, hole mir aber trotzdem eine zweite ärztliche Meinung ein, wenn mein Inneres die Diagnose des ersten Arztes anzweifeln lässt. Nicht selten kommen in solchen Fällen auch tatsächlich unterschiedliche Diagnosen und Empfehlungen raus. Das werden wahrscheinlich viele Menschen aus eigener Erfahrung bestätigen können.

Eine große Schwachstelle in der Pandemiebekämpfung ist der Schutz der Verwundbarsten unserer Gesellschaft. Es gelingt immer noch nicht wirklich, beispielsweise Bewohner von Alten- und Pflegeheimen so zu schützen, dass wir die Zahl der Todesfälle deutlich reduzieren können. Das ist schlimm und jeder Einzelfall eine Katastrophe für die Betroffenen. Insoweit bin ich absolut für gezielte Maßnahmen in diesen Bereichen mit höchster Priorität. Pauschale und wenig zielgerichtete Maßnahmen aber, so wie wir sie seit Monaten haben, sind meines Erachtens nicht zielführend, was die täglichen Meldungen ja leider auch immer wieder zeigen. Es wird ältere und/oder vorbelastete Menschen nicht retten, wenn wir Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Fußballspielen an der frischen Luft verbieten.

Insoweit wünsche ich mir, dass wir ab Mitte Februar wieder mit dem ganz normalen Trainings- und Spielbetrieb draußen anfangen können. Selbstverständlich mit entsprechenden Hygienekonzepten hinsichtlich Zuschauerkapazitäten, Clubhaus- und Kabinennutzung. Letzteres dürfte zumindest im Kinderbereich sehr leicht umzusetzen sein, denn in vielen Vereinen nutzen Kinder die Kabinen gar nicht. Kinder, die im örtlichen Verein spielen, wohnen meist auch nicht weit weg von der Sportanlage und kommen direkt umgezogen zum Platz und gehen von dort auch direkt wieder nach Hause. Es dürfte also einiges machbar sein.“

Sende uns Deinen Wunsch mit einer Begründung an fupa@rp-digital.de zu. Wir hoffen, auf viele Einsendungen von Spielern, Trainern, Funktionären, Fans und auch gerne Eltern. Bitte nennt Euren vollen Namen und Euren Verein, damit wir Euch entsprechend zuordnen können. Jeder Wunsch wird in einem eigenen Text aufbereitet.

Aufrufe: 028.1.2021, 10:00 Uhr
André NückelAutor