2024-04-29T14:34:45.518Z

Allgemeines
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Verbandsliga: Gegnerische Zehn schockt Calcio

Calcio unterliegt der TSG Tübingen

0:1 gegen Tübingen – obwohl eine Halbzeit lang in Überzahl, verlieren die Echterdinger auch ihr zweites Punktspiel des Jahres. Vor allem zwei seiner Spieler lassen den Trainer hadern.

Das letzte Fünkchen Hoffnung zerstob im Fangnetz hinter dem Tor. Es lief bereits die vierte Minute der Nachspielzeit, als die Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen noch einmal einen Freistoß erhielten. Josip Pranjic, der Experte für solche Fälle, legte sich den Ball zurecht – und Spieler wie Zuschauer hielten den Atem an. Der Mann hat bekanntermaßen einen rechten Huf. Manchen Gegnern hat er die Kugel schon aus 30 Metern Entfernung und mehr in die Dreiangel gezimmert. Also vielleicht doch noch ein Happyend für Calcio?

Die Antwort lautete: nein. Diesmal hatte Pranjic sein Visier falsch eingestellt – was dann freilich zum Echterdinger Nachmittag passte. Es passte zu einem Spiel, in dem der Favorit eine komplette Halbzeit lang in personeller Überzahl war, aber kein entscheidendes Mittel gegen das gegnerische Abwehrbollwerk fand. Es passte zu einer Partie, in der die Mannschaft des Trainergespanns Francesco Di Frisco/Francesco Guerra ihre somit nur wenigen Großchancen kläglich vergab. Und es fügte sich in eine Dramaturgie, die schließlich darin gipfelte, dass der Kontrahent seinerseits die einzige Halbmöglichkeit in Durchgang zwei eiskalt nutzte. Unter dem Strich stand ein ernüchterndes 0:1 gegen den Tabellennachbarn TSG Tübingen. Gäste-Zehn schockt Gastgeber-Elf – für Calcio die zweite Niederlage im zweiten Auftritt nach der Winterpause. Der Optimismus, den alle Beteiligten nach der vermeintlich starken Rückrunden-Vorbereitung verbreitet hatten, ist fürs Erste weggepustet.

Trotzig wirkte es, als Di Frisco konstatierte: „Wir haben einen Superkader, wir haben mental starke Spieler – also mache ich mich überhaupt nicht verrückt.“ Auch er weiß, dass es allmählich kritisch wird. Im Klassement verharrt sein ursprünglich mit Spitzenplatzambitionen gestartetes Team am Rand der Abstiegszone. Und so hochkarätig der Kader in der Tat besetzt ist – das Problem ist, dass Calcio dessen PS nach wie vor nicht entsprechend auf den Rasen bringt.

Anders als beim vorangegangenen 1:2 in Heiningen fehlte es diesmal nicht an Einstellung, dafür aber an Kreativität und Durchschlagskraft. Wie sprengt man gegnerischen Beton? Die Echterdinger scheiterten an dieser Aufgabe, um die es spätestens von der Endphase der ersten Hälfte an allein noch ging. In jener ließ sich der Tübinger Torjäger Lars Lack zu einem Schubser gegen Volkan Candan hinreißen. Letzterer nutzte es zu einem theatralischen Sturz, und der Schiedsrichter Daniel Traub zog auf Rücksprache mit seinem Assistenten regelkonform Rot. „Schade, dass wir da auf die ständigen Provokationen des Gegners so eingegangen sind“, kommentierte Di Friscos Pendant Michael Frick die Begebenheit, nach welcher für die Seinen die Devise lautete: Schotten dicht machen. Auch, weil die Gäste noch die Begegnung der vergangenen Saison an selber Stätte im Hinterkopf gehabt haben dürften. Seinerzeit hatten sie bereits 3:0 geführt – und sich danach von einem plötzlich entfesselt aufspielenden Calcio-Ensemble noch sechs Stück eingefangen.

Aktuell kam es anders. Frick, beim Gegner rekordverdächtig im 14. Amtsjahr, stellte auf eine Fünferkette um. Es folgte eine von taktischer Disziplin und großer Einsatzbereitschaft geprägte Tübinger Abwehrschlacht. Demgegenüber mühten die Echterdinger sich mehr filigran mit dem Florett als rustikal mit dem Brecheisen. Über die linke Seite mit den umtriebigen Felix Gerber und Ugur Capar rollten diverse Angriffe. „Aber im Abschluss“, erkannte Di Frisco, „waren wir einfach nicht konsequent genug.“

Bortel patzt bei einzigem Tübinger Schuss

Am Ende ließen den Coach vor allem zwei seiner Kicker hadern. Hüben Diamant Avdiu, der die dickste Gelegenheit ausließ. Nach einem Querpass von Terry Offei hatte der 28-Jährige das leere Tor vor sich, verstolperte jedoch den Ball (17.). „Eigentlich musste der selbst mit verbundenen Augen drin sein“, knurrte Di Frisco, desen Aufgebot darüber hinaus ein Treffer Candans wegen eines angeblichen Handspiels nicht anerkannt wurde (58.).

Und drüben, da war dann der Keeper Henning Bortel. Traf den beim Gegentor eine Schuld? Di Frisco fand ja. Bis dahin nahezu beschäftigungslos, ließ Bortel in der 81. Spielminute den einzigen Tübinger Schuss auf sein Gehäuse nach der Pause passieren. Einen Freistoß. Ein Fall, für den auch die Universitätsstädter einen Spezialisten haben. Adil Iggoute netzte aus spitzem Winkel frech ein. Anders als später sein Gegenüber Pranjic.

Damit war die Echterdinger Malaise perfekt. Während der Gegner seinen ersten Punktspielsieg seit Ende Oktober bejubelte, warten Di Frisco und die Seinen in diesem Wettbewerbsjahr weiter auf den erhofften Lauf. Testspiel-Glanz aus den saisonalen Aufgalopphasen zählt für die Ligastatistik dummerweise nicht. Und auch keine Fangnetztreffer.

Calcio Leinfelden-Echterdingen: Bortel – Bäuerle, Biljeskovic, Zweigle, Gerber – Ikeng – Capar, Ismaili (83. Pranjic), Candan (61. Lekaj), Avdiu (74. Joas) – Offei (78. Brunner).

TSG Tübingen: Baumann – Fridrich, Bursik, Hartmann, Wiehl – Lack, Schramm, Braun (67. Haas), Iggoute (88. Zahn) – Methner (75. Garin), Sauerborn (86. Reuer).

Vereinsverwalter werden und eigenen Verein bei FuPa präsentieren: www.fupa.net/stuttgart/anmelden

Fragen, Anregungen oder einen Fehler gefunden? Schreibt uns direkt hier als Kommentar, bei FuPa Stuttgart auf Facebook oder per Mail an stuttgart@fupa.net



Aufrufe: 011.3.2019, 12:45 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor