2024-06-03T07:25:35.284Z

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F: Jochen Classen
F: Jochen Classen

VdS Nievenheim kommt nicht zur Ruhe

Trennung vom Trainer sorgt eher für verstärkte Diskussionen +++ Nicklas tritt zurück +++ Spieler sollen Zusagen zurückgezogen haben

Auch nach der Trennung von Trainer Marko Niestroj bleibt die Stimmung beim Oberligisten aus Dormagen angespannt. Die Mannschaft geht auf Distanz zum Vorstand, der Sportliche Leiter fühlt sich im Internet bedroht.
Eigentlich hatte die Vorstandsriege um Geschäftsführer Rainer Kottirre mit der Trennung von Trainer Marko Niestroj am Sonntagabend gehofft, wieder Ruhe in den Verein zu bekommen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Der VdS Nievenheim, Schlusslicht der Oberliga Niederrhein, hat vor dem Lokalderby am Wochenende an heimischer Südstraße gegen den SC Kapellen vor allem mit sich selbst zu tun.

"Unsere Außendarstellung ist im Moment, gelinde gesagt, alles andere als glücklich", gibt Vorsitzender Wolfgang Schmitz, beim VdS gemeinsam mit Rainer Kottirre seit Jahren einer der Garanten für seriöse und erfolgreiche Arbeit, ehrlich zu. Schwer zu knabbern hat er besonders an der per Telefon erfolgten Demission des in Nievenheim wohnenden Aufstiegstrainers. "Das ist eigentlich nicht unser Stil", versichert er und möchte festgehalten wissen: "Da haben wir einen Fehler gemacht - und das werde ich Marko auch noch mal persönlich sagen."

Inzwischen hat es auch die erste personelle Veränderung gegeben: Rudi Nicklas steht fürs Erste nicht mehr als Sportlicher Leiter zur Verfügung. Er bestätigt das, wollte sich dazu selber allerdings lieber nicht äußern ("Hier sind ein paar Bombenleger am Werk, daran siehst du den Charakter der Leute."). Schmitz klärt auf: "Er und seine Frau sind auf Facebook angegriffen worden. Er wird sich darum aus dem operativen Geschäft etwas zurückziehen."

Nicht sonderlich gut auf den Vorstand zu sprechen ist ganz offensichtlich auch die Mannschaft. Als Kottirre & Co. am Dienstag zur Vorstellung des neues Trainers Thomas Bahr mit in die Kabine kommen wollten, verweigerte sich das Personal jeglicher Gespräche. "Die Spieler sind auf Distanz zum Vorstand gegangen", bestätigt Schmitz vorsichtig. Dem neuen Coach wollen die Akteure freilich eine Chance geben, zumal er sich und sein Konzept bei der Präsentation sehr gut verkauft habe, sagt Goalgetter Kevin Scholz: "Das war alles sehr positiv." Wie es in der neuen Saison weitergeht, ist dagegen wieder völlig offen. So sollen die bereits für das nächste Jahr im Wort stehenden Spieler ihre Zusagen erstmal zurückgezogen haben. Von offizieller Seite wird das indes nicht bestätigt und auch Kevin Scholz, mit aktuell zehn Treffern bester Torschütze des Neulings, möchte sich dazu öffentlich nicht äußern. Fakt ist jedoch, dass sich das Team auf dessen "Privatinitiative hin" (Schmitz) mit Niestroj treffen wird. "Wir wollen uns von ihm in einem vernünftigen Rahmen verabschieden und ihm auch ein Geschenk besorgen", sagt Scholz. Den Rauswurf des 39-Jährigen will er dagegen ausdrücklich nicht kommentieren: "Natürlich sind viele Spieler, von denen einige ihm freundschaftlich verbunden sind, megaenttäuscht. Aber wir als Mannschaft wissen auch nicht, was da vorgefallen ist - und letztlich geht es uns ja auch nichts an. Ich will mir da kein Urteil erlauben."

Abgeschenkt haben die Fußballer des Aufsteigers die laufende Saison noch nicht. "Wenn du zwölfmal in Folge nicht gewinnst, macht das natürlich keinen Spaß", sagt Scholz und folgert daraus: "Es ist einfach mal wieder an der Zeit für einen Sieg." Für ihn ganz persönlich ist das Duell mit dem SC Kapellen eine Herzensangelegenheit, trug er doch selbst schon das Trikot der Erftstädter. Schützenhilfe kann der ebenfalls noch in den Abstiegskampf verstrickte Lokalrivale dennoch nicht erwarten, zumal ganz Nievenheim sich noch gut an die 0:5-Abfuhr im Erftstadion erinnern kann. Wie ungebrochen der Elan der Mannschaft ist, zeigt deren Bereitschaft, sogar am Feiertag (1. Mai) in die Trainingskluft zu schlüpfen.

Aufrufe: 030.4.2015, 08:01 Uhr
NGZ / Dirk SitterleAutor