2024-05-14T11:23:26.213Z

Ligavorschau
Dieser Zweikampf zwischen Sergej Peters (ASV/links) und Dominik Stein könnte Symbolcharakter für die Saison haben. Der ASV Gießen und die SG Utphe/Trais-Horloff/Inheiden streben einen Spitzenplatz an. Foto: Schepp
Dieser Zweikampf zwischen Sergej Peters (ASV/links) und Dominik Stein könnte Symbolcharakter für die Saison haben. Der ASV Gießen und die SG Utphe/Trais-Horloff/Inheiden streben einen Spitzenplatz an. Foto: Schepp

Utphe und Türkiyemspor schielen auf die KOL

Große Vorschau zur neuen Kreisliga A-Saison (Gießen)

GIESSEN - (tig). Am Sonntag startet die Kreisliga A Gießen in die neue Runde. Viele Teams haben ihre Kader kräftig aufgerüstet, die Qualität der Liga hat zugenommen. Ein einsamer Durchmarsch, wie ihn die SG Kinzenbach II in der vergangenen Saison schaffte, scheint damit fast ausgeschlossen.

Der TSV Allendorf/Lahn, die SG Utphe/Trais-Horloff/Inheiden, die TSG Leihgestern, der ASV Gießen, aber auch die zweiten Mannschaften des VfB 1900 Gießen und der SC Watzenborn-Steinberg sowie Aufsteiger Türkiyemspor Gießen wollen allesamt ein Wörtchen im Aufstiegsrennen mitreden. Auch der Abstiegskampf verspricht Spannung pur, denn es könnte bis zu vier Absteiger geben.

Möglichst früh den Klassenerhalt sichern wollen die beiden Kreisoberliga-Absteiger FSG Biebertal und TSV Rödgen. Beide Teams stehen vor einem Umbruch. Beim TSV Rödgen muss Trainer Rico Michels nach dem „überzeugenden Abstieg“ satte 16 neue Spieler integrieren. „Unser Kader ist zu 80-Prozent erneuert und muss sich daher erst finden.“ Bei den Verpflichtungen wurde Wert auf die passende Einstellung gelegt. „Schwierige Charaktere wie in den letzten Jahren haben wir diesmal nicht dabei.“ Dadurch will der Verein, dem ein runderneuertes Spielfeld zur Verfügung steht, auch wieder ein besseres Bild in der Öffentlichkeit abgeben. Allerdings braucht der Umbruch Zeit. „Die Testspiele waren durchwachsen. Wir müssen über die mannschaftliche Geschlossenheit zum Erfolg kommen und wollen uns damit langfristig in der Liga etablieren.“

Auch die FSG Biebertal, für die das Abenteuer Kreisoberliga nach nur einer Saison schon wieder endete, steht vor einer schweren Saison. Trainer Holger Wagner hadert mit dem Verlust vieler Leistungsträger. „Im Vergleich zum Aufstieg vor zwei Jahren fehlen mir elf wichtige Spieler.“ Darin bietet sich dem Verein aber auch eine Chance. „Wir wollen das mit talentierten A-Jugend-Spielern auffangen. Aber es wird ein langwieriger Prozess. Letztlich liegt es aber an uns, über mannschaftliche Geschlossenheit und mit den verbleibenden Leistungsträgern, die jetzt vorneweg gehen müssen, die Klasse zu halten.“

Ebenfalls unrund liefen die Vorbereitungen bei der neuen Spielgemeinschaft Lollar/Staufenberg II und Schwarz-Weiß Gießen. Klassenerhalt lautet daher das Ziel. Bei der FSG Lollar/Staufenberg II ist Neu-Trainer Thomas Freudenstein froh, überhaupt ein Team zusammenstellen zu können, das in der A-Klasse mitspielen kann. „Erst mit der Zeit zeigte sich, wer für die Erste oder Zweite infrage kam. Außerdem waren der Trainingsplan und die von meinem Vorgänger angesetzten Tests nicht optimal.“ Deshalb setzt Freudenstein „kleine Ziele“, stellt aber auch klar: „Wir sind kein Kanonenfutter-Verein.“

Noch dramatischer ist die Lage bei Schwarz-Weiß Gießen. „Wir sind noch nicht tot“, räumt Trainer Matthias Günther aber etwaige Gerüchte eines möglichen Rückzugs aus dem Weg. Allerdings ist die Personaldecke zurzeit extrem dünn. „Wir sind schon letztes Jahr gerade so durchgekommen. Durch die momentane Verletzungsmisere sind im Schnitt nur sieben bis acht Leute im Training. An Testspiele war nicht zu denken.“ Auch auf dem Transfermarkt konnte der Verein nicht groß zuschlagen. Den vier Abgängen stehen drei Neue gegenüber. Unterkriegen lässt sich Günther davon aber nicht. „Wenn die Verletzten wieder zurück sind, haben wir immer noch genug gute Kicker, um die Runde ordentlich zu spielen.“ Ein weiterer Lichtblick ist der Erhalt von Torjäger Jean-Claude Günther, der trotz einiger Interessenten dem Verein erhalten bleibt.

Konkurrenten beider Klubs im Kampf gegen den Abstieg sind auch die drei Aufsteiger VfR Lich II, TSF Heuchelheim II und Espanol Gießen.

Die „Wundertüte“ TSF Heuchelheim II von Trainer Patrick Schreiter backen nach dem souveränen Aufstieg kleine Brötchen. „Realistisches Ziel ist der Klassenerhalt, denn uns verlassen eine große Zahl an Leistungsträgern.“ Darunter 48-Tore-Mann Christian Mandler (USA-Aufenthalt) und die Stamm-Innenverteidiger Sebastian Loewen (USA-Aufenthalt) und Mario Böhm (1. Mannschaft). Ersatz wurde fast ausschließlich aus der eigenen Jugend geholt. Für Schreiter komme es nun darauf an, wie schnell sich die Jungen an die A-Klasse gewöhnen. „Im Training zeigen sich alle lernwillig und eifrig, Fortschritte sind Stück für Stück erkennbar.“

Beim VfR Lich II dagegen ist der Kader die Konstante. Den Abgang von Kapitän Marcel Bendig kompensierte der Verein mit Tarik Grosspitsch (Rödgen), der einen guten Eindruck hinterließ. In den Testspielen steigerte sich das Team kontinuierlich. Im Training profitiert Trainer Markus Sajonz vom großen Aufgebot der „Ersten“, sodass rund 25 Akteure alleine für die Reserve zur Verfügung stehen. „Wir konzentrieren uns auf die eigene Stärke und werden das Beste aus der Mannschaft herausholen.“

Das „Abenteuer A-Klasse“ geht Espanol Gießen mit Trainer Fernando Alvedro entspannt an. „Klar wollen wir die Liga halten und dabei schönen Fußball zeigen.“ Dennoch wäre auch ein direkter Wiederabstieg „keine Tragödie“ für den Verein, der ohne Abgänge in die Runde startet. Alvedro ist guter Dinge, dass der Ligaverbleib trotz Unerfahrenheit gelingt. „Die Euphorie ist da, alle sind im Training voll dabei und geben ihr Bestes.“ Auch in den Tests lief es rund. „Die Jungs haben die vorgegebene neue Taktik sofort umgesetzt und die neuen Spieler haben mich ebenfalls überzeugt. Das macht Hoffnung.“

Beim SV Annerod, der FSG Wettenberg und dem FC Grüningen will man sich nach teils durchwachsenen Leistungen im letzten Jahr in der neuen Runde konsolidieren.

Beim SV Annerod setzt Trainer Dirk Luley vor allem auf Kontinuität. „Nach der schlechten Rückrunde 2014 wollen wir uns vor allem fußballerisch verbessern und ohne einen Leistungseinbruch auf einem einstelligen Tabellenplatz landen.“ Luley baut nach den ordentlichen Leistungen in den Testspielen auf ein eingespieltes Team mit einer gut organisierten Defensive und „überragenden Standardqualitäten.“

Auch der FC Grüningen geht optimistisch in die Saison. Den schmerzlichen Abgängen von Semen und Friedrich Girin stehen mit Serge Hamburg, Anton Kremer und Simon Leipert drei Zugänge gegenüber, die laut Fußballobmann Michael Skwarski „sofort eingeschlagen haben.“ Die Verletzungsmisere in der Vorbereitung zur letzten Saison blieb diesmal aus, sodass die Truppe „ab Saisonbeginn durchstarten kann“ und so laut Skwarski Chancen auf einen Top-Ten-Platz hat.

Die FSG Wettenberg setzt auf „Jugend forscht.“ Gleich elf A-Jugendliche bekommen ihre Chance. Trainer Marco Ebert ist von der neuen Kaderzusammenstellung überzeugt. „Die Mischung aus Jung und Alt passt. Stimmung und Zusammenhalt sind besser als im letzten Jahr.“ Die guten Testergebnisse (unter anderem 3:0 gegen SV Harbach) machen Ebert Mut. „Mit attraktivem Fußball wollen wir mehr Zuschauer anlocken und am Ende auf einem einstelligen Tabellenplatz landen.“

Die großen Unbekannten der Liga sind die Reserven des VfB 1900 Gießen und des SC Waztenborn-Steinberg. Die jeweiligen ersten Mannschaften haben für die Verbandsliga kräftig aufgerüstet, einen großen Kader, der somit auch „nach unten“ durchdrückt. Beide wollen so auch oben mitspielen. Doch während Watzenborn den fünf Abgängen mit Torwart Ufuk Metin (Großen-Linden) nur einen Neuen gegenüberstellt, haben die Gießener vor allem offensiv „ein paar Hochkaräter verpflichtet.“ Beim SC sieht Sprecher Andreas Heller das Team „gut aufgestellt.“ Der neue Trainer Ümit Komac sorgt für neuen Schwung im Training. „Jeder will sich neu beweisen und sich für die erste Elf empfehlen. Und durch die wenigen Veränderungen ist das Team eingespielt.“ Beim VfB sieht das etwas anders aus. Nach der späten Rettung im letzten Jahr wurde nun gezielt und deutlich der Zweitmannschaftskader verstärkt. Aber, so Trainer Apostolos Apstolidis, „15 neue Spieler lassen sich nicht in vier Wochen Training integrieren. Wir müssen das erste Drittel abwarten und dann schauen, wo wir stehen.“ Nominell hat der VfB aber alleine durch die Verpflichtungen von Santino Speier, Marco Moscagiuli, Sebastiano Russo und Aurelio Gonzales eine der Top-Offensiven der Liga. Den ersten Gradmesser gibt es zum Auftakt gegen Aufsteiger Türkiyemspor Gießen.

Für Türkiyemspor Gießen und Trainer Ilker Danisman zählt nur der direkte Durchmarsch in die Kreisoberliga Süd. „Der Glaube und das Vertrauen an den Aufstieg oder die Relegation sind da“, so Geschäftsleiter Metin Agman. Für dieses Ziel hat sich der Verein erneut ordentlich verstärkt und konnte bis auf Bilal Simsek alle Leistungsträger halten. Darunter auch 75-Tore-Mann Alparslan Bingöl, der unter anderem auch Angebote aus der zweiten türkischen Liga vorliegen hatte. Neu hinzu stießen die Brüder Osman und Güven Polat sowie Cem Coban, die sich alle sofort als Leistungsträger entpuppten. „Durch die Neuen gewinnt der Kader weiter an Qualität und Quantität“, zeigt sich Agman mit dem Kader zufrieden. Die Vorbereitung verlief allerdings suboptimal. Verletzungen und Urlaube verhinderten kontinuierliches Training. „Dadurch rechnen wir mit Anlaufschwierigkeiten. Wenn der Kader wieder komplett ist, sollte die Maschine aber wieder ins Laufen kommen.“

Die TSG Leihgestern rüstete schon im vergangenen Winter den Kader kräftig auf und besserte nun punktuell noch einmal nach, um am Ende unter den ersten fünf landen zu können. Alle fünf Neuen haben das Potenzial, in der „Ersten“ eingesetzt zu werden, weshalb Trainer Dirk Palenga den Kader stärker einschätzt als letztes Jahr, zumal kein Akteur den Verein verließ. Eingespielt ist die Mannschaft also, doch Palenga konnte bisher kein Testspiel mit der angedachten Stammelf absolvieren und erwartet daher in den ersten Wochen einen „Blindflug.“


Die TSG Leihgestern und Kai Schüler haben einen klaren Auftrag: Aufstieg in die Kreisoberliga.
Foto: Ben

Anders sieht die Lage beim ASV Gießen aus. Dort muss Trainer Björn Watzke nach dem verpassten Aufstieg den Abgang der zwei Leistungsträger Sebastiano Russo und Marco Moscagiuli verkraften. Aber Watzke ist überzeugt, mit Michael Steller, Elias Johannes sowie den 19-jährigen Patrick Walldorf und Jerome Lewerenz die Abgänge kompensieren zu können. Selbst schlechte Platzbedingungen in der Vorbereitung und urlaubs- oder verletzungsbedingte Ausfälle lassen Watzke nicht an einer erfolgreichen Saison zweifeln. „Bis auf wenige Ausnahmen ist das Team zusammengeblieben und damit eingespielt. Dieses Mal wollen wir von Anfang an oben dabei sein.“

Dieses Ziel verfolgt auch der TSV Allendorf/Lahn und rüstete dafür nach einem Übergangsjahr und Platz sechs auf. So wurde Dennis Frank als Trainer-Neuling vom VfB Gießen geholt, der gleich drei Spieler (Steven Bund, Sören Scheider, Gregor Nebhuth) von seinem alten Verein mitbrachte. Auch Mirko Geyer und Daniel Pfeiffer bringen höherklassige Erfahrung mit. Doch Frank weist die Favoritenrolle von sich. „Es gibt noch einige Teams in der Klasse, die das Zeug zum Aufstieg haben.“ Lobende Worte hat Frank für das Umfeld beim TSV und seinen Vorgänger Steffen Binz parat. „Er hat eine intakte Mannschaft hinterlassen. Die Findungsphase war kürzer als gedacht. Das Team ist superfit und der Spirit stimmt. Allendorf ist das Beste, was mir als Trainerneuling passieren konnte.“

Sehr forsch gibt sich der letztjährige Vierte, die SG Utphe/Trais-Horloff/Inheiden. „Wir wollen ganz klar aufsteigen“, gibt Abteilungsleiter Adrian Rudel die Richtung vor. Aus den Testspielen ging die SG ungeschlagen hervor, holte zudem die Hungener Stadtmeisterschaft und greift erst zwei Wochen später in die Runde ein. Für Rudel ein Vorteil. „Durch die zwei Wochen längere Vorbereitung können wir die Gegner analysieren und weiter an taktischen Einstellungen feilen.“ Schmerzliche Abgänge gibt es nicht zu vermelden und von den Neuen könnte besonders der 36-jährige Heiko Gerlach (Birklar) mit seiner Erfahrung weiterhelfen. Die Zeichen für das Unterfangen Aufstieg stehen also gut, wäre da nicht die erstarkte Konkurrenz.

Aufrufe: 01.8.2014, 11:00 Uhr
Tim GeorgAutor